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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Abend fertig.«
    »Was soll das heißen? Ich will weiterspielen.«
    »Das ist eine Nummer zu groß für dich. Das sind Leute, die ich aus Chicago kenne.«
    »Ich spiele gut. Das haben Sie selbst gesagt.«
    »Du verstehst nicht, Tony«, sagte Stanton und nickte in Richtung der Chips. »Die weißen erhöhen sich auf zehn Dollar, die gelben auf zweihundertfünfzig. Um solche Einsätze kannst du nicht spielen.«
    »Ich habe...« Er überflog seine Chips. »... fast vierzigtausend.«
    »Und die könntest du in drei, vier Spielen verlieren.«
    »Ich werde sie nicht verlieren.«
    »Oh, Bruder«, sagte Lasky und verdrehte die Augen. »Die Stimme der Jugend.«
    »Bei diesen Spielen«, sagte Keller, »tritt jeder mit hunderttausend an.«
    »Ich kann sie besorgen.«
    »Um diese Uhrzeit?«
    »Ich habe vor ein paar Jahren Geld geerbt. Einen großen Teil davon hebe ich in bar zum Spielen auf. Ich habe es zu Hause – nur ein paar Meilen von hier.«
    »Nein«, sagte Stanton. »Das ist nichts für dich. Es ist ein völlig anderes Spiel, wenn es um so viel Geld geht.«
    »Verdammt noch mal, ihr behandelt mich alle wie ein Kind. Ihr habt mich spielen sehen. Ich bin gut, oder?«
    Keller schwieg. Er sah in die trotzigen Augen des Jungen und sagte schließlich: »Okay, du bist in einer halben Stunde mit hundert Riesen hier.«
    Nachdem der Junge gegangen war, verkündete Keller eine Pause, bis die Abordnung aus Chicago eintraf. Lasky ging sich ein Sandwich holen, und Stanton und Keller schlenderten auf ein Bier in die eigentliche Bar.
    Stanton nippte an seinem Newcastle und sagte: »Der Junge spielt ziemlich gut.«
    »Er hat Potenzial«, sagte Keller.
    »Und wie viel willst du ihm abnehmen? Seinen ganzen Einsatz, die ganzen hunderttausend plus?«
    »Was soll das werden?«
    »›Regel Nummer eins, wir spielen fair‹«, flüsterte Stanton sarkastisch. »Was zum Henker sollte das denn? Du legst ihn herein. Du hast die meiste Zeit nur beobachtet, wie er zieht – und die Hälfte von deinem Geld dabei draufgegeben.«
    Keller lächelte und stieß den Rauch seiner Zigarre in Richtung Decke. Der Alte hatte Recht. Keller hatte mehr als einmal mit Verliererblättern dagegengehalten, nur um zu sehen, wie Tony Karten zog. Und die Aufklärungsarbeit war sehr erhellend gewesen. Der Junge hatte seine Stärken, aber die eine Sache, die ihm fehlte, war die Wahrscheinlichkeitsrechnung beim Poker. Er zog blind. Keller war kein Genie, aber er hatte im Lauf der Jahre hart daran gearbeitet, die Mathematik des Spiels zu erlernen. Tony dagegen mochte ein Computerguru sein, aber er hatte keine Ahnung, wie hoch seine Chance war, einen Flush oder ein Full House zu ziehen oder auch nur ein zweites Paar. Zusammen mit seinem grauenhaft schlechten Geschick im Bluffen, das Keller sofort bemerkt hatte, machte es den Kleinen zu einer leichten Beute.
    »Du hast außerdem gemauert«, sagte Stanton angewidert.
    Noch ein Punkt für Opa. Stanton hatte bemerkt, dass Keller mit guten Blättern absichtlich nicht geboten hatte – um Tonys Selbstbewusstsein zu stärken und ihn glauben zu machen, dass Keller ein lausiger Bluffer war.
    »Du lockst ihn in die Falle, um ihn auf einen Schlag auszunehmen.«
    Keller zuckte die Achseln. »Ich habe versucht, ihn zu überreden, dass er aufhört.«
    »Quatsch«, entgegnete Stanton. »Sag einem Jungen wie ihm, er muss gehen, und was ist seine erste Reaktion? Er bleibt... Komm, Mann, du darfst ihn nicht so viel Geld verlieren lassen.«
    »Er hat einen Haufen Geld geerbt.«
    »Und sobald du das herausgefunden hattest, hast du ihn zum Spiel eingeladen.«
    »Nein, er ist zu mir gekommen... Du bist nur sauer, weil er dich wie einen von gestern behandelt.«
    »Du nutzt ihn aus.«
    »Ich sag dir mal, wie meine wahre Regel Nummer eins beim Pokern lautet«, gab Keller zurück. »Solange du nicht betrügst, kannst du alles tun, um deine Gegner auszutricksen.«
    »Hast du vor, Tony noch von dieser Regel zu erzählen?«
    »Ich werde etwas Besseres tun – er bekommt aus erster Hand demonstriert, wie der Hase läuft. Er will Pokern lernen? Heute Abend, das wird die beste Lektion werden, die er je bekommt.«
    »Du glaubst, er wird ein besserer Spieler, wenn du ihn brichst und ihm das Geld für seine Ausbildung abnimmst?«, fragte Stanton.
    »Ja. Er will sowieso nicht mehr auf die Schule gehen.«
    »Darum geht es nicht. Worum es geht, ist, dass du ein Könner bist, und er ist ein Kind.«
    »Er behauptet, er ist ein Mann. Und zum Mannsein gehört, dass man

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