Gezinkt
auf die Nase fällt und daraus lernt.«
»Bei einem Spiel mit kleinen Einsätzen, sicher. Aber nicht bei einem solchen Spiel.«
»Hast du ein Problem damit, Opa?«, fragte Keller wütend und sah ihn an.
Stanton wandte den Blick ab und hob abwehrend die Hände. »Tu, was du willst. Es ist dein Spiel. Ich versuche nur, die Stimme des Gewissens zu sein.«
»Wenn du nach den Regeln spielst, wirst du immer ein reines Gewissen haben.«
Laskys Stimme rief vom Eingang: »Sie sind da.«
Keller schlug Stanton auf die knochige Schulter. »Komm, gehen wir ein bisschen Geld gewinnen.«
Noch mehr Zigarrenrauch erfüllte das Hinterzimmer. Die Quelle: Elliot Rothstein und Harry Piemonte, Geschäftsleute aus der Windy City. Keller hatte schon einige Male mit ihnen gespielt, wusste aber nicht viel über sie; die beiden Männer gaben so wenig über sich selbst preis wie ihre Mienen über die Karten in ihrer Hand. Sie hätten Mafiabosse sein können oder Leiter einer karitativen Organisation, die sich um Waisen kümmert. Keller wusste nur, dass sie solide Spieler waren, ihre Verluste ohne Gezeter zahlten und gewannen, ohne sich gegenüber den Verlierern aufzuspielen.
Beide Männer trugen dunkle Anzüge und teure, maßgeschneiderte weiße Hemden. Rothstein hatte einen Diamantring am kleinen Finger, und Piemonte trug ein schweres goldenes Armkettchen. Am linken Ringfinger steckte bei beiden ein Ehering. Sie legten ihre Sakkos ab, setzten sich an den Tisch und plauderten mit Stanton und Lasky, als Tony zurückkam. Er setzte sich auf seinen Platz, machte den Deckel seines neuen Starbucks-Bechers ab und nickte Rothstein und Piemonte zu.
Die beiden runzelten die Stirn und sahen Keller an. »Wer ist das?«, murmelte Rothstein.
»Er ist in Ordnung.«
Piemonte furchte die Stirn. »Wir haben eine Regel. Wir spielen nicht mit Kindern.«
Tony lachte und schob seine Streberbrille hoch auf die Nase. »Ihr mit euren Regeln.« Er öffnete ein Kuvert und schüttelte Geld heraus. Dann zählte er einen hohen Stapel ab und steckte einiges wieder in die Tasche. »Hunderttausend«, sagte er zu Stanton, der Keller einen finsteren Blick zuwarf, aber anfing, Chips für den Jungen auszugeben.
Die beiden neuen Spieler sahen einander an und beschlossen lautlos, eine Ausnahme von ihrer Regel betreffend Jugendliche in Pokerspielen zu machen.
»Okay, das Spiel ist normales Poker mit fünf Karten«, sagte Keller. »Grundeinsatz fünfundzwanzig, erhöhen um mindestens fünfzig.«
Piemonte wurde als Geber ermittelt, und sie fingen an.
Die Spiele verliefen zunächst ziemlich ausgeglichen, dann zog Keller langsam davon. Tony hielt sich über Wasser, er verbuchte den zweithöchsten Gewinn – aber nur, weil die anderen Spieler schlechte Blätter erhielten, wie es schien; der Junge war immer noch ein hoffnungsloser Fall, wenn es darum ging, die Chancen beim Ziehen zu berechnen. Ein halbes Dutzend Mal hatte er eine einzige Karte gezogen und dann gepasst – was hieß, dass er auf eine Straße oder einen Flush aus war, wofür die Wahrscheinlichkeit bei eins zu zwanzig lag. Er hätte entweder drei Karten ablegen sollen, womit er eine gute Chance gehabt hätte, sein Blatt zu verbessern, oder, nachdem er eine Karte gezogen hatte, schwer bluffen müssen; in diesem Fall hätte er den Pot wahrscheinlich ein paar Mal eingestrichen.
Überzeugt, die Spielweise des Jungen durchschaut zu haben, begann Keller nun absichtlich zu verlieren, wenn Tony gute Karten zu haben schien – um dessen Selbstvertrauen zu steigern. Bald hatte der Junge sein Geld verdoppelt und an die zweihunderttausend Dollar vor sich liegen.
Larry Stanton schien über Kellers Plan, den Jungen auszunehmen, nicht glücklich zu sein, sagte aber nichts und spielte weiter seine vorsichtigen Großvaterspiele, bei denen er langsam und beständig an die anderen verlor.
Die Stimme des Gewissens ...
Die Nacht schritt voran, und Lasky stieg aus, nachdem er an die achtzigtausend verloren hatte. »Verdammt, ich glaub, ich muss die Preise für Beulenziehen erhöhen«, scherzte er und ging zur Tür. Er sah das Duo aus Chicago an. »Könnten die Herren auf dem Weg zum Highway vielleicht ein paar geparkte Autos rammen?« Er nickte in Richtung Keller. »Und wenn Sie die Front von seinem Mercedes komplett demolieren, hätte ich nichts dagegen.«
Piemonte lächelte darüber; Rothstein blickte auf und sah den Werkstattbesitzer an, als würde der Mann Japanisch oder Kisuaheli sprechen, dann wandte er sich wieder
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