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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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seinen Karten zu und versuchte, ihnen ein Gewinnerblatt zu entlocken.
    Opa Stanton stieg ebenfalls bald aus. Er hatte immer noch Chips vor sich auf dem Tisch liegen, aber eine weitere Regel beim Poker besagte, dass ein Spieler jederzeit aufhören darf. Stanton tauschte die Chips nun gegen Geld ein und schob mit mürrischem Blick seinen Stuhl zurück, um Kaffee zu trinken und den verbliebenen Spielern zuzusehen.
    Zehn Minuten später verlor Rothstein seinen noch übrigen Einsatz in einer spannenden, langen Bieterrunde an Tony.
    »Verdammt«, entfuhr es ihm. »Pleite. Ich habe noch nie gegen einen Jungen verloren – nicht so.«
    Tony verzog keine Miene, aber der wissende Blick in seinen Augen sagte: Und das hast du auch jetzt nicht – ich bin kein Junge mehr.
    Das Spiel ging noch eine halbe Stunde weiter, wobei große Jackpots den Besitzer wechselten.
    Die meisten Pokerabende enden nicht mit einem dramatischen letzten Spiel. Normalerweise geht den Spielern einfach das Geld aus, oder sie bekommen wie Opa kalte Füße und schleichen mit eingekniffenem Schwanz vom Tisch.
    Aber manchmal kommt es tatsächlich zu dramatischen Höhepunkten.
    So wie an diesem Abend.
    Tony mischte und schob Keller den Kartenstapel zu, der zweimal abhob. Der Junge fasste die Karten wieder zusammen und begann zu geben.
    Piemonte nahm seine auf und bewegte sie wie alle guten Pokerspieler nicht (durch Ordnen der Karten kann man eine Menge über sein Blatt verraten).
    Keller hob sein Blatt auf und war erfreut über das, was er bekommen hatte: zwei Paare – Damen und Sechsen. Damit ließ sich in einem Spiel dieser Größenordnung sehr gut gewinnen.
    Tony nahm seine fünf Karten und prüfte sie, ohne eine Reaktion zu zeigen. »Bieten Sie?«, fragte er Piemonte, der passte.
    Um das Bieten zu eröffnen, muss ein Spieler bei dieser Pokervariante ein Paar Buben oder mehr haben. Piemontes Passen bedeutete, dass er entweder kein so gutes Blatt hatte oder aber mauerte – sich also entschied, nicht zu bieten, damit die anderen Spieler glaubten, er habe ein schwaches Blatt.
    Keller beschloss, ein Risiko einzugehen. Obwohl er die beiden Paare hatte und das Bieten eröffnen konnte , passte er ebenfalls, was Tony zu der Annahme führen würde, dass sein Blatt nichts taugte.
    Ein kniffliger Moment folgte. Wenn Tony nicht bot, würden sie die Karten zusammenwerfen und ein neues Spiel beginnen; Keller hätte dann ein solides Blatt verschenkt.
    Doch Tony warf einen Blick auf seine Karten und bot zehntausend.
    Kellers Blick flackerte besorgt, wie es ein Bluffer tun würde, aber in seinem Herzen frohlockte er. Die Angel war ausgelegt.
    »Ich gehe mit«, sagte Piemonte und schob seine Chips in die Mitte.
    Der Mann aus Chicago hatte also wahrscheinlich ebenfalls gemauert, dachte Keller.
    Mit ausdrucksloser Miene schob er die zehntausend in den Pott und dann noch einen Stapel Chips. »Ich gehe eure zehn mit und erhöhe um fünfundzwanzig.«
    Tony sah das neue Gebot und erhöhte wieder. Piemonte zögerte, blieb aber im Spiel, und Keller ging bei Tonys neuem Gebot mit. Als Geber »brannte« Tony nun die oberste Karte im Stoß – er legte sie verdeckt vor sich hin. Dann wandte er sich an Piemonte. »Wie viele?«
    »Zwei.«
    Tony schob ihm die zwei neuen Karten vom Stoß über den Tisch.
    Keller kalkulierte im Kopf automatisch die Möglichkeiten durch. Die Chance, drei Gleiche beim anfänglichen Geben zu erhalten, war sehr gering, Piemonte hatte also wahrscheinlich ein Paar und einen »Kicker«, eine hohe Karte, die zu nichts passte, vermutlich ein Bild. Die Chance, dass er mit seinen beiden neuen Karten zu einem mächtigen Full House kam, stand nur bei eins zu hundertneunzehn. Und falls er zufällig tatsächlich drei Gleiche am Anfang bekommen hatte, war seine Aussicht auf ein Paar, welches das Blatt zu einem Full House komplettierte, immer noch nicht sehr hoch: eins zu fünfzehn.
    Nachdem er diese Information abgespeichert hatte, bat Keller für sich selbst um eine Karte, womit er den anderen Spielern zu verstehen gab, dass er auf ein Full House, eine Straße oder einen Flush aus war – oder dass er bluffte. Er nahm die Karte auf und steckte sie in seine Hand. Kellers Miene blieb reglos, aber sein Herz machte einen Freudensprung, als er sah, dass er ein Full House bekommen hatte, und ein gutes noch dazu mit drei Damen.
    Tony selbst nahm drei Karten.
    Okay, sagte sich Keller, rechnen wir es durch. Indem er drei Karten nahm, signalisierte der Junge, dass er nur ein Paar

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