Gezinkt
Junge«, knurrte Lasky. »Er ist der Beste. Ich schätze, ich hab ihm seinen verdammten Mercedes finanziert mit dem ganzen Geld, das ich hier verloren habe. Und bringt er ihn zu mir in die Werkstatt, um seine Schrammen ausbessern zu lassen? Von wegen... Ich will sehen.« Er schob Chips in die Mitte.
»Ich bin ein guter Fahrer, Lasky, ich kriege keine Schrammen. So wie ich auch ein guter Pokerspieler bin … Sag schön guten Tag zu den Ladys.« Keller legte drei Damen auf den Tisch und strich die neunhundert Dollar Jackpot ein.
»Scheiße«, entfuhr es Lasky.
»Und noch eine Regel«, sagte Keller und wies mit einem Kopfnicken auf den Werkstattbesitzer. »Zeig nie Gefühle – egal, ob du gewinnst oder verlierst. Dein Gegner erfährt dadurch etwas über dich, das er gegen dich verwenden kann.«
»Verzeihung, dass ich gegen die Regel verstoßen habe«, murmelte Lasky. »Ich meinte: verdammte Scheiße.«
Zwanzig Minuten später hatte Tony eine Reihe von Verlusten. Beim nächsten Blatt sah er sich seine fünf Karten an, und als Stanton zehn Dollar setzte, schüttelte er den Kopf. Er stieg aus, ohne neue Karten zu ziehen, und spielte mürrisch mit dem Deckel seines Starbucks-Bechers.
Keller runzelte die Stirn. »Wieso passt du?«
»Pechsträhne.«
Keller setzte eine finstere Miene auf. »Es gibt keine Pechsträhnen.«
Wendall nickte und schob Tony die Karten zu, damit er gab. »Denk immer dran«, sagte der lokale Pokerkönig. »Vor jedem Pokerblatt wird neu gemischt, es ist also nicht wie bei Blackjack – es gibt keine Verbindung zwischen den einzelnen Blättern. Es herrschen nur die Wahrscheinlichkeitsregeln.«
Der Junge nickte, und tatsächlich hielt er Stantons Bluff und strich einen Achthundertfünfzig-Dollar-Jackpot ein.
»Na also«, sagte Keller. »Gut für dich.«
»Und – gehst du noch zur Schule, Junge?«, fragte Lasky nach ein paar glanzlosen Spielen.
»Zwei Karten«, sagte der Junge zu Keller. Dann antwortete er Lasky: »Ich studiere seit einem Jahr Computerwissenschaft auf dem städtischen College. Aber es ist langweilig. Ich werde wohl aussteigen.«
»Computer?«, sagte Wendall und lachte höhnisch. »IT-AKTIEN? Dann lieber Würfeln oder Roulette. Da weiß man wenigstens, wie hoch die Gewinnchancen stehen.«
»Und womit willst du dir deinen Lebensunterhalt verdienen?«, fragte Keller.
»Als professioneller Kartenspieler.«
»Drei Karten«, murmelte Lasky an Keller gewandt. Dann lachte er rau. »Professioneller Kartenspieler? Das macht doch kein Mensch. Na ja, gut, Keller. Aber sonst niemand, den ich kenne.« Er warf Stanton einen Blick zu. »Wie sieht es mit dir aus, Opa? Hast du mal professionell gespielt?«
»Eigentlich heiß ich Larry. Zwei Karten.«
»Nichts für ungut, Larry. «
»Und zwei Karten für den Geber«, sagte Keller.
Der alte Mann ordnete sein Blatt. »Nein, daran hab ich nicht einmal gedacht.« Er wies mit einem Kopfnicken auf den Stapel Chips vor ihm – er stand etwa bei plusminus null. »Ich spiele nicht schlecht, aber die Chance zu verlieren ist auf jeden Fall größer als die zu gewinnen. Wenn es ernsthaft um Geld geht, dann sorge ich dafür, dass der Vorteil auf meiner Seite liegt.«
Lasky schnaubte verächtlich. »Aber genau das macht dich verdammt noch mal zum Mann. Dass du den Mumm hast, auch dann zu spielen, wenn die Chancen gegen dich stehen.« Ein Blick zu Tony. »Du siehst aus, als hättest du Mumm. Oder?«
»Sagen Sie es mir«, erwiderte Tony, legte zwei Paare auf den Tisch und kassierte elfhundert Dollar.
Lasky sah ihn an. »Du kleiner Scheißer.«
»Schätze, das heißt ja«, sagte Keller, und alle am Tisch lachten – alle außer Lasky.
Das Spiel ging mit einer Reihe stattlicher Jackpots weiter, wobei Lasky und Tony die großen Gewinner waren. Schließlich war Wendall pleite.
»Okay, das war’s. Ich bin draußen. Meine Herren... war mir ein Vergnügen.« Wie immer setzte er eine Baseballmütze auf und schlüpfte aus der Hintertür, sichtlich erleichtert, dass er wieder einmal nicht verhaftet worden war.
Kellers Handy läutete, und er meldete sich. »Ja?... Okay. Sie wissen, wo?... Dann bis gleich.« Dann legte er auf, zündete sich eine Zigarre an und lehnte sich zurück. Er überflog Tonys Chips. »Du hast gut gespielt. Aber jetzt ist es Zeit, dass du dein Geld einsteckst.«
»Was? Ich habe mich gerade warmgespielt. Es ist erst zehn.«
Keller wies auf sein Handy. »Unsere Schwergewichte werden in zwanzig Minuten hier sein. Du bist für heute
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