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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kein bisschen von dem, was er jetzt empfand oder was er empfunden hätte, wenn sie nur um Kleingeld spielen würden. Während er über den blanken Holztisch blickte, auf die übereinandergestapelten, noch ungeöffneten Spiele der rotblauen Karten, brannte eine Frage in seinen Gedanken: Werde ich gewinnen?
    Die übrigen Spieler trafen ein. Keller grüßte mit einem Kopfnicken Frank Wendall, den Leiter der Buchhaltung bei Great Lakes Metal Works. Rundlich, nervös und beständig schwitzend, benahm sich Wendall immer, als würde jeden Moment eine Razzia drohen. Wendall war der Klugscheißer in Kellers Runde. Er steuerte Sätze zur Unterhaltung bei wie: »Wisst ihr, dass es insgesamt fünftausendeinhundertacht mögliche Flushs in einem Spiel mit zweiundfünfzig Karten gibt, aber nur achtundsiebzig mögliche Paare? Klingt merkwürdig, leuchtet aber ein, wenn man sich die Zahlen ansieht.« Und dann legte er fröhlich mit einem Vortrag über diese Zahlen los, der erst aufhörte, wenn ihm jemand befahl, den Mund zu halten.
    Der untersetzte, laute, kettenrauchende Quentin Lasky, Besitzer einer Kette von Karosseriewerkstätten, war der am wenigsten gebildete, aber reichste Mann im Raum. Die Leute in Ellridge mussten besonders schlechte Autofahrer sein, denn in seinen Werkstätten herrschte immer Hochbetrieb. Lasky spielte rücksichtslos – und leichtsinnig – und gewann oder verlor in der Regel sehr hoch.
    Der Letzte der Gruppe war das Gegenteil von Lasky. Der schlanke, grauhaarige Larry Stanton, Ende sechzig, war hier aufgewachsen, hatte sein ganzes Leben für einen Stahlproduzenten gearbeitet und war dann in Ruhestand gegangen. Er lebte nur einen Teil des Jahres in Ellridge. Die Winter verbrachte er in Florida. Als Witwer, der von einem festen Einkommen lebte, war er ein konservativer, vorsichtiger Spieler, der nie große Summen verlor oder gewann. Keller betrachtete den alten Knaben als eine Art Maskottchen seiner Runde.
    Schließlich traf der Youngster ein. Bemüht, cool zu wirken, aber erkennbar aufgeregt, weil er bei einem ernsthaften Spiel mitmachen durfte, kam Tony herein. Er trug eine weite, ausgebeulte Hose, T-Shirt und Mütze und hatte einen Becher Kaffee in der Hand. Was für ein gottverdammter Teenager, dachte Keller und lachte für sich.
    Man stellte einander vor. Keller bemerkte, dass Stanton beunruhigt aussah. »Ist schon okay. Ich habe ihn überprüft.«
    »Na ja, es ist nur so, dass er ein bisschen jung ist, findest du nicht?«
    »Vielleicht sind Sie ein bisschen alt«, gab der Junge zurück. Aber er lächelte gutmütig dazu, und das Stirnrunzeln auf Stantons Gesicht verschwand langsam.
    Stanton hielt die Bank, er sammelte Geld von allen ein und teilte die Chips aus. Weiße waren ein Dollar, rote fünf, blaue zehn und gelbe zwanzig.
    »Okay, Tony, pass auf. Ich erkläre dir im Verlauf des Spiels die Regeln. Jetzt...«
    »Ich kenne die Regeln, unterbrach Tony. »Alles gemäß Hoyle.«
    »Nein, alles gemäß mir «, sagte Keller und lachte. »Vergiss Hoyle. Der hat nie etwas von Poker gehört.«
    »Was soll das heißen? Er hat die Regeln für alle Spiele geschrieben«, entgegnete Lasky.
    »Nein, hat er nicht«, sagte Keller. »Das glauben die Leute nur. Aber Hoyle war nichts weiter als ein britischer Anwalt im 17. Jahrhundert. Er hat dieses Büchlein über drei dämliche Spiele geschrieben: Whist, Quadrille und Pikett. Sonst nichts, kein Kankakee, kein High-Low Chicago, kein Stud oder sonst eine Pokervariante. Und geh mal in ein Casinohotel in Vegas und frag nach einer Partie Whist... Die lachen sich scheckig.«
    »Aber man sieht überall Bücher von Hoyle«, sagte Wendall.
    »Einige Verleger haben die Idee am Leben erhalten und Poker und die ganzen modernen Spiele mit aufgenommen.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Tony zerstreut. Er schob seine affige Brille höher und bemühte sich, interessiert auszusehen.
    »Tut mir leid, wenn wir dich langweilen, Kleiner«, sagte Keller streng, »aber ich habe eine Neuigkeit für dich: Alles über das Spiel zu wissen, selbst jeden unbedeutenden Mist – das ist es, was beim Pokern die Männer von den Jungs unterscheidet.« Er musterte ihn sorgfältig. »Wenn du die Ohren spitzt, kann es gut sein, dass du noch was lernst.«
    »Wie soll er etwas hören, selbst wenn er die Ohren spitzt?«, murmelte Lasky und blickte auf die Mütze des Jungen. »Bist du so’ne Art Rapper oder was? Nimm das Ding ab. Zeig ein bisschen Respekt.«
    Tony ließ sich Zeit, ehe er die Mütze

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