Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Früh?«
    »Nicht allzu früh.«
    »Nicht allzu früh«, wiederholte Lescroix langsam. Dann, wie ein Peitschenhieb. »War es nicht tatsächlich am späten Nachmittag und Abend?«
    »Kann sein.«
    Stirnrunzeln, Aufund-Ab-Laufen. »Ist es nicht sonderbar, dass Sie jemanden am Freitagabend für Gartenarbeit anheuern?«
    »Es war noch nicht Abend. Es dämmerte gerade und...«
    »Bitte beantworten Sie die Frage.«
    »Mir kam nichts daran sonderbar vor.«
    »Verstehe. Könnten Sie uns genau sagen, wozu Sie ihn anstellten?«
    Ein säuerlicher Blick von Cabot. »Er mähte den Rasen und hat verfaultes Brennholz weggeschafft.«
    »Verfaultes?«
    »Na ja, von Termiten befallenes.«
    »War das gesamte Holz von Termiten befallen?«
    Cabot sah den Staatsanwalt an, in dessen milchweißem Gesicht ernste Sorge stand, und dann seinen jungen Assistenten, der vermutlich ebenfalls besorgt gewesen wäre, wenn in diesem Moment nicht die Verwirrung überwogen hätte. Jerry Pilsett schnippte nur an sein Ohrläppchen und stierte grämlich in den Boden.
    »Weiter«, drängte der Richter. »Beantworten Sie die Frage.«
    »Ich weiß nicht. Ich habe Termitenlöcher gesehen. Mein Haus ist eine Holzkonstruktion, und ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass sie darauf übergreifen.«
    »Sie haben also Anzeichen für Termiten gesehen, aber der Holzstoß war nicht völlig verrottet, oder?«
    »Was weiß ich. Vielleicht nicht.« Cabot lachte nervös.
    »Es gab also noch einiges – möglicherweise eine ganze Menge – gesundes Holz?«
    »Kann sein. Welche Rolle...«
    »Aber aus irgendeinem Grund wollten Sie, dass Jerry Pilsett den ganzen Stapel wegschleppt. Und dass er es an diesem bestimmten Freitagabend tat.«
    »Wieso stellen Sie mir alle diese Fragen?«
    »Um zur Wahrheit vorzudringen«, spie Lescroix aus. »Denn deshalb sind wir ja wohl hier, nicht wahr? Nun sagen Sie uns, war der Holzstoß mit etwas bedeckt?«
    Ein leichtes Stirnrunzeln. Cabot überlegte wahrscheinlich nur, wieso der Anwalt diese Frage stellte, aber das Ergebnis war ein wunderbar verdächtiger Gesichtsausdruck.
    »Ja. Von einer alten Plane.«
    »Und war die Plane im Boden festgemacht?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben die Plane selbst über das Holz gelegt?«
    »Ja.«
    »Wann?«, fragte Lescroix.
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Nein? War es vielleicht erst wenige Tage bevor Sie Jerry angeheuert haben?«
    »Nein... na, ja, vielleicht.«
    »Hat Jerry etwas über die Plane gesagt?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    Lescroix wurde ungeduldig. »Sagte er nicht, die Pflöcke seien zu fest in den Boden geschlagen, als dass er sie herausziehen könnte, und dass er etwas brauche, um sie zu lockern?«
    Cabot blickte voll Unbehagen zum Richter hinauf. Er schluckte wieder, schien zu überlegen, ob er einen Schluck Wasser trinken sollte, ließ es aber sein. Vielleicht zitterten seine Hände zu stark. »Muss ich diese Fragen beantworten?«
    »Ja, das müssen Sie«, sagte der Richter ernst.
    »Kann sein.«
    »Und haben Sie zu ihm gesagt, in der Garage würde Werkzeug liegen, das er benutzen könne?«
    Eine weitere gewichtige Pause. Cabot suchte in der schmutzigen Stuckdecke des Saals nach der Antwort. »Könnte sein.«
    »Aha.« Lescroix’ Gesicht hellte sich auf. Mindestens die halbe Jury war nun auf seiner Seite, schwebte im Einklang mit der Musik und fragte sich, wie das Stück weitergehen würde. »Könnten Sie unseren verehrten Jurymitgliedern verraten, wie viele Werkzeuge Sie in der Garage haben, Sir?«
    »Das weiß ich nicht, Herrgott noch mal.«
    Fluchen vor der Jury. Wundervoll schlechter Stil.
    »Lassen Sie mich etwas konkreter fragen«, bot Lescroix hilfreich an. »Wie viele Hämmer besitzen Sie?«
    »Hämmer?« Er blickte auf die Mordwaffe, einen Klauenhammer, der, braun vom getrockneten Blut seiner Frau, auf dem Tisch des Staatsanwalts lag. Die Jury blickte ebenfalls darauf.
    »Nur einen. Den dort.«
    Lescroix hob die Stimme. »Als Sie Jerry rieten, sich ein Werkzeug aus der Garage zu holen, um die Pflöcke zu lockern, die Sie eingeschlagen hatten, wussten Sie also, dass er nur ein Werkzeug wählen konnte. Diesen Hammer dort.«
    »Nein, ich meine... Ich weiß nicht, was er benutzt hat.«
    »Sie wussten nicht, dass er diesen Hammer benutzt hat, um die Pflöcke zu lockern?«
    »Gut, das wusste ich schon, aber...« Sein Blick verdüsterte sich. »Wieso be-«
    »Wieso was, Sir?«
    Cabot lehnte sich zurück.
    Lescroix beugte sich nahe zu dem Zeugen. »Wieso ich Sie beschuldige?

Weitere Kostenlose Bücher