Gezinkt
haben das Büro um drei verlassen.«
Der Zeuge starrte seinen Inquisitor an.
»Gemäß dem Video der Überwachungskamera in der Eingangshalle Ihres Gebäudes.«
»Okay, vielleicht bin ich um diese Zeit gegangen. Es ist eine Weile her. Und das war alles sehr schwer für mich. Es ist nicht leicht, sich an alles zu erinnern...«
Er ließ den Satz leise ausklingen, während Lescroix den Bericht des Privatdetektivs aufschlug und Fotokopien von Cabots Bankauszügen und eingereichten Schecks fand.
»Wer«, fragte der Anwalt pointiert, »ist Mary Henstroth?«
Cabots Blick wich dem des Anwalts aus. »Woher wissen Sie von...«
Ich mache eben meine Hausaufgaben, hätte Lescroix erklären können. »Wer ist sie?«
»Eine Freundin. Sie...«
»Eine Freundin. Verstehe. Wie lange kennen Sie sie?«
»Ich weiß nicht. Ein paar Jahre.«
»Wo wohnt sie?«
»In Gilroy.«
»Gilroy liegt fünfzehn Minuten Fahrzeit von Hamilton entfernt, richtig?«
»Kommt drauf an.«
»Kommt worauf an? Wie scharf man darauf ist, nach Gilroy zu kommen?«
»Einspruch.«
»Stattgegeben. Bitte, Mr. Lescroix.«
»Verzeihung, Euer Ehren. Nun, Mr. Cabot, haben Sie am 3. Juni dieses Jahres einen Scheck über die Summe von fünfhundert Dollar auf Ms. Henstroth ausgeschrieben?«
Cabot schloss die Augen. Er presste die Kiefer zusammen. Nickte.
»Antworten Sie bitte für das Protokoll.«
»Ja.«
»Und haben Sie diesen Scheck persönlich überbracht?«
»Ich weiß nicht mehr«, sagte er matt.
»Sie sind nach der Arbeit nicht nach Gilroy gefahren und haben Ms. Henstroth im Laufe Ihres... Besuchs nicht einen Scheck über fünfhundert Dollar ausgehändigt?«
»Kann sein.«
»Haben Sie ihr im Lauf der letzten Jahre weitere Schecks ausgestellt?«
»Ja«, flüsterte er.
»Lauter bitte, Sir.«
»Ja.«
»Und haben Sie diese anderen Schecks Ms. Henstroth persönlich ausgehändigt?«
»Manche. Die meisten.«
»Ist es also vernünftig, anzunehmen, dass Sie den Scheck, den Sie am 3. Juni ausschrieben, ebenfalls persönlich überbracht haben?«
»Ich sagte: ja, kann sein«, murmelte er.
»Diese Schecks, die Sie Ihrer ›Freundin‹ im Lauf der letzten Jahre ausgeschrieben haben, gingen von Ihrem Geschäftskonto weg, nicht von Ihrem gemeinsamen Privatkonto, richtig?«
»Ja.«
»Man kann also berechtigterweise annehmen, dass Ihre Frau die Bankauszüge, die belegten, dass Sie diese Schecks ausstellten, nicht erhalten hat. Trifft das ebenfalls zu?«
»Ja.« Der Zeuge ließ die Schultern sinken. Eine geringfügige Geste, aber Lescroix war sich sicher, dass sie von einer Reihe von Jurymitgliedern bemerkt worden war.
Sie alle sahen, wie der Staatsanwalt seinen Kugelschreiber angewidert auf den Tisch feuerte. Er flüsterte seinem betreten dreinschauenden Assistenten etwas zu, der nickte und noch betretener dreinschaute.
»Wofür war dieses Geld?«
»Ich... weiß es nicht mehr.«
Perfekt. Besser diese ausweichende Antwort stehen zu lassen, als Cabot Druck zu machen, sodass er womöglich eine glaubwürdige Lüge auftischte.
»Verstehe. Haben Sie Ihrer Frau erzählt, dass Sie Ms. Henstroth an diesem Nachmittag besuchen würden?«
»Ich... nein.«
»Das habe ich auch nicht angenommen«, murmelte Lescroix, den Blick auf die wie gebannt lauschende Jury gerichtet. Sie liebten dieses neue Thema seiner Symphonie.
»Euer Ehren«, brauste der Staatsanwalt auf.
»Ich ziehe die Bemerkung zurück«, sagte Lescroix. Er zog ein zerknittertes Stück Papier aus der Mappe; es enthielt mehrere handgeschriebene Absätze und sah wie ein Brief aus, obwohl es in Wirklichkeit ein früher Entwurf für eine Rede war, die Lescroix im vergangenen Jahr vor dem Verband der amerikanischen Prozessanwälte gehalten hatte. Er las langsam den ersten Absatz und schüttelte den Kopf. Selbst die Staatsanwälte schienen sich gespannt vorzubeugen. Dann legte er das Papier beiseite und blickte auf. »Ist Ihre Beziehung zu Ms. Henstroth nicht eine Liebesbeziehung?«, fragte er rundheraus.
Cabot bemühte sich, entrüstet dreinzuschauen. »Ich verwahre mich...«
»Also, bitte, Mr. Cabot. Sie haben die Dreistigkeit, einen unschuldigen Mann des Mordes zu bezichtigen, und Sie verwahren sich dagegen, dass ich Ihnen ein paar Fragen zu Ihrer Geliebten stelle?«
»Einspruch!«
»Zurückgezogen, Euer Ehren.«
Lescroix schüttelte den Kopf und sah die Jury an. Mit was für einem Monster haben wir es hier zu tun?, schien sein Blick zu fragen. Er lief hin und her, während er die letzte Seite
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