Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Rhyme. Flanell. Sieht aus, als hätte er ein Hemd zerschnitten.«
    »Damit niemand den Haken beim Wurf aufprallen hörte. Schlauer Bursche. Ich nehme an, das Seil ist geknotet?«
    »Ja, woher wusstest du das?« Sie blickte über die Balkonbrüstung auf die zehn Meter schwarzen Seils hinunter. Etwa alle sechzig Zentimeter gab es Knoten darin.
    »Auch der beste Sportler kann nicht an einem Seil hinaufklettern, das dünner als drei Zentimeter ist. Man kann hinunter klettern, aber nicht nach oben. Schwerkraft, eine der vier Universalkräfte in der Physik, nebenbei bemerkt. Sie ist die schwächste, funktioniert aber immer noch verdammt gut. Schwer zu überwinden. Okay, Sachs, geh das Gitter ab, und sammle ein, was einzusammeln ist, und dann komm wieder nach Hause.«
     
    »Ich bespreche mich gerade mit einem meiner Kumpel. Wir sitzen hier gemütlich in BK zusammen. Hey, Mann, lächle, wenn ich über dich rede.«
    Fred Dellray war am anderen Ende der Leitung, in Brooklyn offenbar. Rhyme stellte ihn sich mit einem seiner Informanten vor. Der hoch gewachsene, schlanke FBI-Agent mit den durchdringenden Augen, die so dunkel wie seine Haut waren, unterhielt ein Netzwerk von V-Leuten – der schickere Ausdruck für Spitzel. Ein großer Teil von Dellrays Arbeit drehte sich dieser Tage um Terrorabwehr, und er hatte eine Reihe von internationalen Verbindungen aufgebaut.
    Mit einem von ihnen besprach er offenbar gerade Gerüchte, die den Mord an Larkin betrafen. (Obwohl V-Leute eigentlich nie etwas mit dem Agenten besprachen. Entweder sie erzählten ihm, was er wissen wollte, oder sie erzählten es ihm nicht, und wenn Letzteres der Fall war, dann viel Glück.)
    »Man erzählt sich, dass dieser Schütze ein echter Profi ist, wenn du weißt, was ich meine. Nur für den Fall, dass du nicht von allein draufgekommen bist. Ich meine Geld, Geld, Geld. Ich kann dir keine Summe nennen, aber auf jeden Fall weit über der Walmart-Preisklasse für einen Mord.«
    »Irgendwelche Einzelheiten über den Schützen?«
    »Nur so viel: US-Bürger, könnte aber auch andere Pässe haben. Verbrachte viel Zeit in Übersee, in Europa ausgebildet, heißt es. Zuletzt Verbindungen nach Afrika und dem Nahen Osten. Aber die haben alle Schurken.«
    »Söldner?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    Rhyme hatte bei mehreren Fällen geholfen, in denen Söldner eine Rolle spielten, einer war noch gar nicht lange her, es ging um ein Waffenimportgeschäft in Brooklyn. Und er hatte festgestellt, dass unter den vielen Kriminellen, mit denen er im Lauf seiner Karriere zu tun gehabt hatte, die Söldner im Großen und Ganzen die gefährlichsten waren, gefährlicher noch als Bandenkriminelle. Sie fühlten sich oft moralisch berechtigt zu töten, gingen extrem klug vor und verfügten häufig über ein weltweites Netz an Kontakten. Anders als irgendein Stümper in Tony Sopranos Mannschaft wussten sie, wie man lautlos über Grenzen verschwindet, in Zuständigkeitsbereiche, wo sie niemand mehr fand.
    »Irgendwelche Vorstellungen, wer ihn angeheuert hat?«
    »Nö, was das angeht, gibt es nicht den kleinsten Hinweis.«
    »Arbeitet er mit Rückendeckung?«
    »Keine Ahnung, aber viele von ihnen tun es.«
    »Wieso wurde Larkin erledigt?«
    »Tja, das ist wohl die andere unbekannte Geschichte...« Er wandte sich anscheinend ab, um etwas zu seinem Spitzel zu sagen, der schnell und eilfertig antwortete, auch wenn Rhyme nicht verstand, was er sagte. Dellray kam wieder in die Leitung. »Tut mir leid, Lincoln. Mein Freund hier hat nichts von irgendwelchen Gründen gehört. Und ich weiß , er würde es mir sagen, denn das ist die Art Freund, die er gern sein würde. Ich wünschte, ich hätte mehr für dich, Lincoln. Ich werd die Augen weiter offen halten.«
    »Das ist nett, Fred.« Sie legten auf.
    Rhyme drehte sich zu dem Mann um, der auf einem Hocker neben ihm saß, und nickte zur Begrüßung.
    Mel Cooper war eingetroffen, während Rhyme mit Dellray telefoniert hatte. Er war ein schlanker, kahl werdender Mann irgendwo in den Dreißigern, der sich präzise bewegte (er war ein meisterlicher Turniertänzer); er arbeitete als forensischer Labortechniker in der Zentrale der Spurensicherung in Queens. Rhyme, der Cooper vor Jahren für das NYPD angestellt hatte, entführte ihn noch gelegentlich, damit er hier in seinem Stadthaus an einem Fall mit ihm arbeitete. Mel schob nun seine dicke Brille auf die Nase. Sie besprachen den Söldneraspekt, auch wenn Rhyme sah, dass dem anderen die Nachricht nicht

Weitere Kostenlose Bücher