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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wohlbekannt, und seine Anwesenheit signalisierte, dass es Bürgermeister und Polizeiführung ernst meinten mit einer Verhaftung.
    »Du kennst Larkin?«
    »Frisch mein Gedächtnis auf.« Der beratende forensische Wissenschaftler oder »Kriminalist« Rhyme interessierte sich nicht sehr für Belanglosigkeiten, solange sie nicht mit seinem Job zu tun hatten.
    »Ronald Larkin, jetzt hör aber auf, Linc. Jeder kennt ihn.«
    »Lon, je schneller du mir sagst, wer er ist, desto eher kann ich Nein sagen.«
    »In dieser Stimmung ist er schon die ganze Zeit«, sagte Thom zu Sellitto.
    »Ja, ich weiß. Schon die letzten zwanzig Jahre.«
    »Vorwärts und weiter«, sagte Rhyme mit fröhlicher Ungeduld und trank noch etwas Kaffee durch den Strohhalm.
    »Larkin war groß im Energiegeschäft. Pipelines, Elektrizität, Wasser, Erdwärme.«
    »Er war ein guter Mensch«, warf Thom ein, der Rhyme mit einem aus Eiern und einem Bagel bestehenden Frühstück fütterte. »Umweltbewusst.«
    »Halleluja«, sagte Rhyme säuerlich.
    Sellitto nahm sich einen zweiten Bagel und fuhr fort: »Er hat sich letztes Jahr zur Ruhe gesetzt, die Firma jemand anderem übergeben und mit seinem Bruder eine Stiftung gegründet. Tut Gutes in Afrika, Asien und Lateinamerika. Er lebt in L.A., aber er und seine Frau haben eine Wohnung hier. Sie sind letzte Nacht hier eingeflogen. Heute früh lagen sie im Bett, als jemand durch das Fenster schoss und ihn umlegte.«
    »Raub?«
    »Nein.«
    Wirklich? Rhymes Interesse stieg. Er drehte sich rasch von dem ankommenden Bagel fort, wie ein Baby, das einem Löffel Karottenbrei ausweicht.
    »Lincoln«, sagte Thom.
    »Ich esse später. Die Frau?«
    »Sie wurde getroffen, rollte aber auf den Boden, griff sich das Telefon und wählte 911. Der Schütze blieb nicht, um die Sache zu beenden.«
    »Was hat sie gesehen?«
    »Nicht viel, glaube ich. Sie ist im Krankenhaus. Ich konnte bisher nur ein paar Worte mit ihr wechseln. Sie ist hysterisch. Die beiden haben erst vor einem Monat geheiratet.«
    »Aha, eine frische Ehefrau... Auch wenn sie verwundet wurde, ist nicht auszuschließen, dass sie jemanden engagiert hat, der ihren Göttergatten tötet und sie dabei ein bisschen verletzt.«
    »Weißt du, Linc, ich mach das auch nicht zum ersten Mal... Ich hab sie schon überprüft. Es gibt kein Motiv. Sie hat ihr eigenes Geld, von Daddy. Und sie hat einen Ehevertrag unterschrieben. Alles, was sie im Fall seines Todes bekommt, sind hunderttausend Dollar, und sie darf den Verlobungsring behalten. Das ist die Giftspritze nicht wert.«
    »Das ist das Abkommen, das er mit seiner Frau geschlossen hat? Kein Wunder, dass er reich ist. Du hast etwas von politisch heikel gesagt?«
    »Na ja, da wird einer der reichsten Männer des Landes, der stark in der Dritten Welt engagiert ist, in unserem Zuständigkeitsbereich ermordet. Der Bürgermeister ist nicht glücklich, die Polizeiführung ist nicht glücklich.«
    »Und das bedeutet, du bist ein armes Schwein.«
    »Sie wollen dich und Amelia. Komm schon, Linc, es ist ein interessanter Fall. Du liebst doch Herausforderungen.«
    Nach dem Unfall an dem Tatort in der U-Bahn hatte sich Rhymes Leben stark verändert. Damals pflegte er den Spielplatz New York City zu durchstreifen, beobachtete Menschen, wie sie lebten und was sie taten, nahm Proben von Erde, Baumaterial, Pflanzen, Insekten, Müll, Gestein... alles, was ihm helfen konnte, einen Fall zu bearbeiten. Dass er das jetzt nicht mehr tun konnte, frustrierte ihn entsetzlich. Und als ein Mensch, der immer unabhängig gewesen war, verabscheute er es, auf andere angewiesen zu sein.
    Doch das Leben Lincoln Rhymes hatte sich immer im Kopf abgespielt. Vor dem Unfall war Langeweile sein ärgster Feind gewesen. Jetzt war es nicht anders. Und Sellitto hatte ihn – natürlich absichtlich – mit zwei Worten gelockt, mit denen man oft seine Aufmerksamkeit gewann.
    Interessant... Herausforderung ...
    »Also, was meinst du, Linc?«
    Eine weitere Pause. Er blickte auf den halb gegessenen Bagel. Der Appetit war ihm gänzlich vergangen. »Gehen wir nach unten. Mal sehen, ob wir über Mr. Larkins Hinscheiden noch ein wenig mehr in Erfahrung bringen können.«
    »Gut«, sagte Thom und klang erleichtert. Er war derjenige, der häufig Rhymes schlechte Laune ausbaden musste, wenn er mit uninteressanten Fällen zu tun hatte, die keine Herausforderung darstellten, wie es zuletzt der Fall gewesen war.
    Der gut aussehende, blonde Assistent, der wesentlich stärker war, als es

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