Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
und geblümten Servietten gemacht hatte, nahm sie gegenüber von Mrs. Toth am Tisch Platz. Es war fast wie bei einem Teekränzchen.
»Ich habe dabei keine Hintergedanken«, begann Sadie. »Diese Tragödie hat Sie schon genug Kraft gekostet, und ich möchte Ihnen nicht noch mehr Kummer bereiten.«
Mrs. Toth starrte in ihre Teetasse, und eine winzige Träne rann über ihre Wange.
»Ich habe nie geglaubt, dass Grant dazu fähig war, Trudy zu
ermorden. Das ergibt einfach keinen Sinn. Er war ihr so verdammt ergeben. Trudy und seine Läden – diese beiden Dinge liebte er am meisten.« Sie seufzte, trank einen Schluck Tee, stellte die Tasse wieder hin und schaute zu Sadie auf. »Das soll nicht heißen, dass er sich nicht um mich gekümmert hat. Das hat er. Ich meine damit nur, dass seine Liebe zu Trudy das Wichtigste für ihn war. Er hat sie angebetet. Sosehr er dieses verdammte Sportwarengeschäft auch geliebt hat, wenn Trudy gewollt hätte, hätte er alles aufgegeben. Sie bedeutete ihm alles.«
»Erzählen Sie mir mehr von dem Laden«, sagte Sadie, um ein wenig Smalltalk zu betreiben.
»Grant war stolz darauf. Auf den Laden und auf die Waren, die er führte. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sich mit Firmen abzugeben, denen unseriöse Geschäftspraktiken nachgesagt werden. Gegen solche Marken hatte er moralische Vorbehalte.« Bei dem Gedanken musste sie lächeln, aber dann wurde sie wieder ernst. »Klingt das nach einem Mann, der sich einfach umdreht und seine Frau abschlachtet?«
»Nein. Nein.« Sadie schüttelte traurig den Kopf. Sie wusste, dass sie eigentlich nichts von dem erzählen sollte, was sie gerade am meisten beschäftigte, aber sie sah keinen anderen Ausweg. »Ich muss Ihnen jetzt etwas sagen, Mrs. Toth, und Sie werden mich sicher für verrückt halten. Aber bitte, hören Sie mir zu.«
Mrs. Toths Blick verriet, dass ihr schon klar war, dass jemand, der seinen Lebensunterhalt mit dem Aufwischen von Körperflüssigkeiten verdiente, nicht ganz richtig im Kopf war.
»Wenn ich irgendwo die Spuren einer Leiche beseitige, spüre ich manchmal eine besondere Verbindung zu der Person, die gestorben ist. Ich weiß, das klingt verrückt. Für mich klingt es auch verrückt, wenn ich es laut sage. Aber manchmal kommuniziert der oder die Verstorbene mit mir.«
»Ich verstehe nicht. Heißt das, Sie spüren die Geister der Toten, wenn Sie in einem Haus sauber machen?«
Sadie fragte sich, was in sie gefahren war, aber sie sprach weiter. Sie hatte nichts zu verlieren, da Sylvia Toth sie sowieso schon für durchgeknallt hielt.
»Ich kann den Geist eines Verstorbenen sehen. Und manchmal kann ich für kurze Zeit sogar mit ihm sprechen.«
Mrs. Toth lief zwar nicht schreiend aus dem Haus, aber angenehm war ihr die Vorstellung auch nicht.
»Wollen Sie behaupten, Sie hätten den Geist meines Sohnes gesehen und er hätte Ihnen gesagt, dass er seine Frau nicht umgebracht hat?«
Sadie schüttelte den Kopf. »Nein, Grant hat nichts dergleichen gesagt, zumindest nicht direkt. Ich hab Trudy gesehen, und sie hat es mir gesagt.«
Ein Blick zu Mrs. Toth genügte Sadie, um zu wissen, dass sie gerade ihr Publikum verlor. Ihr schlug pure Ungläubigkeit entgegen, aber trotzdem fuhr Sadie fort.
»Trudy hat nicht mit mir gesprochen, sondern sich mit Gebärden verständigt. Deshalb habe ich herumgefragt, bis ich herausfand, dass sie taub ist.«
»Glauben Sie, sie wollte Ihnen etwas sagen?«
»Ja. Leider kann ich nicht kontrollieren, wie lange Geister sich im Schwebezustand befinden. Sie ist verschwunden, bevor sie mir alles mitteilen konnte.«
»Aber Sie hat Ihnen etwas gesagt, ich meine, in Gebärdensprache?«, fragte Mrs. Toth, die Sadie immer noch ansah, als sei sie verrückt. Doch Sadie spürte, dass zumindest ein Teil von Mrs. Toth ihr wirklich glauben wollte.
»Trudy wollte mir vor dem Hinübergehen ins Jenseits wohl unbedingt noch mitteilen, dass Grant sie nicht umgebracht hat.«
»Hat sie Ihnen gesagt, wer es wirklich war?«
»Nicht direkt, aber als ich sie fragte, wer es war, machte sie diese Gebärde.« Sadie hob die Hand und ahmte mit den Fingern Trudys Gebärde nach.
»Das Friedenszeichen?«
»In der Gebärdensprache steht es auch für den Buchstaben K. Vermutlich wollte Trudy den Namen der Person buchstabieren, die sie getötet hat, aber bevor sie damit fertig war, verschwand sie.«
»Jemand, dessen Name mit dem Buchstaben K anfängt?«
»Ja.«
Eine Minute lang schwiegen beide. Sadie fragte sich, ob
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