Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Green, S: Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Ghost of a Chance
Monster anzulocken. Einfach nur aus Spaß und Sportsgeist. Im Crowley-Projekt schafft man Katastrophen und ergötzt sich an Zerstörung. Man tanzt auf den Schneisen, die abgestürzte Flugzeuge in der Landschaft hinterlassen haben. Einfach, weil sie es können. Tu was du willst, ist ihre einzige Regel. Sie sind die Hauptrivalen und Todfeinde des Carnacki-Instituts und so ist es schon seit Jahrhunderten. Weil das Licht immer im Krieg mit der Dunkelheit liegen muss. Oder weil Gut und Böse einfach nicht voneinander lassen können, oder vielleicht auch, weil jede Münze zwei Seiten haben muss. Zwei Organisationen, die sich für immer in den Haaren liegen, zwei kleine Fische in einem Teich, der um so vieles größer ist als jeder von ihnen auch nur ahnt.
Die Agenten Natasha Chang und Erik Grossman waren für das Crowley-Projekt zum Oxford-Circus-Bahnhof gekommen. Und sie waren nicht wegen der Geister da.
***
Natasha Chang hatte sich selbst zu einer Femme fatale stilisiert. Ihre hellen Augen und das fröhliche Lächeln waren nur Fassade für einen rasiermesserscharfen Verstand und abgrundtief böse Absichten. Sie war ein bildhübsches Geschöpf Ende zwanzig mit einem kunstvoll frisierten schwarzen Bob, schrägen, schwarzen Augen und einem noch schwärzeren Herzen. Papa war ein korrupter Hongkong-Geschäftsmann mit einem Hang zur britischen Aristokratie gewesen, der Hongkong fluchtartig verlassen musste, der Polizei und den Leuten, die er betrogen und verraten hatte, immer einen Schritt voraus. Er hatte sein beträchtliches Vermögen nach England gebracht und eine ganz unwichtige Nachfahrin einer sehr alten Familie geheiratet, die das Geld gebraucht hatte. Tochter Natasha war halb chinesisch, halb englisch aufgewachsen, privilegiert und verwöhnt, und in der Schule von den Altersgenossen doch als Halbblut verspottet. Als das kalte und rücksichtslose Kind kalter und rücksichtsloser Eltern, legte Natasha schon sehr früh Wert auf Freiheit und ein unabhängiges Einkommen. Und das bekam sie, indem sie Mami half, Papi umzubringen, als sie vierzehn Jahre alt war. Sie hätte den Rest ihres Lebens mit Partys verbringen können, verhätschelt und verwöhnt, aber das war für Natasha nicht genug. Es gab Beleidigungen, die gesühnt werden mussten. Sie hungerte nach der Welt und nach Taten. Bösen Taten vorzugsweise. Weil jede Femme fatale immer wieder herausfordernde Objekte braucht, um sich selbst daran zu testen, und sich selbst zu versichern, dass niemand außer ihr selbst über ihr Leben bestimmt.
Natasha kultivierte eine arrogante aristokratische Pose, die niemals ihre faszinierende und einschüchternde Wirkung verfehlte. Sie schritt durch die Welt, als beabsichtige sie bewusst, über jede Leiche zu gehen, die ihr nicht schnell genug aus dem Weg wich. Eine Menge Männer empfanden das als attraktiv und als eine Herausforderung. Und so war das auch gedacht. Idioten. Natashas gemischtrassiger Hintergrund gab ihr ein exotisches Flair, das sie bei Liebesaffären gnadenlos ausnutzte. Sie war dreimal verheiratet gewesen und war viermal verwitwet (der letzte Mann hatte zweimal getötet werden müssen). Sie trug die allerbesten Kleider von den allerbesten Designern und sah nie anders aus als hinreißend. Denn für Natasha war Schönheit nur eine weitere Waffe. Derzeit war ihr Make-up gewagt und ein Hingucker mit einem leichten ägyptischen Touch um die Augen; ihre langen, scharfen Fingernägel waren mit echtem Blattgold belegt und sie trug genug schwere Ringe an beiden Händen, dass die auch als Schlagringe durchgegangen wären. Sie trug einen pinkfarbenen Catsuit aus Leder, ihr Lieblingsstück, seit sie gesehen hatte, dass Eleanor Bron einen in dem Beatles-Film Help! noch in einem beeindruckenden Alter getragen hatte.
Darüber hinaus war sie eine begabte Telepathin. Die Fähigkeit hatte sie durch einen geschickten Ehevertrag mit ihrem ersten Ehemann erhalten.
Erik Grossman hätte man auch bei einer Sonnenfinsternis in einem Dark Room nicht für ein schönes Geschöpf halten können. Er war Anfang dreißig, ein durchgeknallter Wissenschaftler und hatte sich selbst zu einem wahnsinnigen Doktor gemacht. Von allen Universitäten in ganz Europa war Erik wegen unorthodoxer Methoden und unethischer medizinischer Experimente gesperrt worden. Bei der letzten Zählung hatte Interpol Haftbefehle unter elf verschiedenen Namen gegen ihn laufen. Erik hütete eine Sammlung von Fahndungsplakaten mit seinem Gesicht darauf; der einzige Anflug von
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