Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Green, S: Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Ghost of a Chance
persönlicher Eitelkeit, den er sich gestattete.
Eriks Problem bestand darin, dass er den menschlichen Körper als eine Reihe von faszinierenden, aber grundsätzlich fehlerhaften und ineffizienten Mechanismen sah, und er konnte nie dem Drang widerstehen, daran herumzufummeln und zu versuchen, sie zu verbessern. Anfangs hatte er Leichen aufgeschnitten und schreckliche, skrupellose Operationen an dem vorgenommen, was er dort vorfand. Als das nicht funktionierte, oder zumindest nicht gut genug, um ihn zufriedenzustellen, machte er mit Kybernetik und der brutalen Einführung von Technologie in den lebenden Körper weiter. Und manchmal auch umgekehrt.
Eriks zweites Problem war, dass er sich selbst oft nicht der Mühe unterzog, willige Versuchsobjekte aufzutreiben. Also verwendete er streunende Tiere und Obdachlose, betäubte sie mit Drogen und Maschinen und Techniken, die er in seinen eigenen, sehr privaten Laboratorien hatte kreieren müssen, weil es sie sonst nirgendwo gab. Er hatte Erfolge und Misserfolge, war aber dennoch bei der Beseitigung der Reste seiner Experimente nicht so effizient, wie er hätte sein sollen. Erik war auf der Flucht und von zwölf Organisationen durch ganz Europa gejagt worden, als das Crowley-Projekt ihn aufgriff und ihn mit dem Angebot an seinen kalten Busen lockte, immer Zugriff auf gut ausgerüstete Labore und hochmoderne Technologie zu haben, und mehr tierische und menschliche Testobjekte, deren Spuren man nicht zurückverfolgen konnte, zur Verfügung zu stellen, als sich sein Skalpell je hätte träumen lassen. Natürlich, und das verstand sich von selbst, für exklusive Dienste.
Erik war nicht von Natur aus grausam – anders als Natasha. Ihn interessierten seine Versuchsobjekte nur einfach nicht genug, um über seine Tests hinaus etwas für sie zu empfinden. Sie waren nur Rohmaterial. Für ihn zählte einzig das Ergebnis.
Er war nicht besonders anziehend. Mittlere Größe, ein wenig dicklich, glattes blondes Haar und blassblaue Augen. Die Leute fanden seine Gegenwart beunruhigend, weil sie auf einem gewissen Level spüren konnten, dass sie ihm nichts bedeuteten. In Erik war weniger menschliches Gefühl als in so manchem der Geister, die er jagte. Er pflegte mit gesenktem Kopf an anderen vorbeizuhuschen, an ihnen vorbeizugleiten, als erwarte er halb, dass man ihn anschrie oder schlug. Aber wenn er sein Gesicht hob, war es immer wütend und grimmig, ein Mann, der Rachepläne gegen eine gleichgültige und undankbare Welt schmiedete.
Er hatte Gefühle. Aber normalerweise wünschte er nur die Leute und Dinge zu besitzen, die er nicht haben konnte, und das, um seine eigenen schrecklichen Dinge denen anzutun, die ihm verweigerten, was er wollte. Das war vielen Leuten bewusst, aber keiner war je so dumm gewesen, ihm das zu sagen. Derjenige wäre seines Lebens nicht mehr froh geworden.
Erik trug einen guten Anzug und er trug ihn schlecht. Grazie und Eleganz besaß er nicht, nur eine brutale, störrische Hartnäckigkeit. Er war ständig von einem Flair von Unordnung und Grimm umgeben und beinahe immer fanden sich Blutspritzer vorn auf seinem Hemd. Wenn er unterwegs war, trug er auch stets ein absolutes Minimum an nützlicher Technologie mit sich herum.
Erik kümmerte sich nicht im Geringsten um Geister und Spuk. Aber dabei zu helfen, sie zu untersuchen, war Teil des Handels, den er mit dem Crowley-Projekt geschlossen hatte und für den er Schutz und Entgegenkommen in Anspruch nahm. Sie riefen ihn nur, wenn sie es absolut mussten; nicht zuletzt, weil die meisten anderen Agenten nicht mit ihm arbeiten wollten, egal, was man ihnen versprach oder womit man ihnen drohte. Natasha Chang war die erste Agentin, die man gefunden hatte, die mit ihm auskam, weil sie es amüsant fand, ihn zu hänseln. Erik kam mit Natasha aus ganz privaten und eigenen Gründen aus.
Natasha stolzierte in der Eingangshalle des Oxford Circus herum wie eine Königin auf Staatsempfang und vermittelte den Eindruck, sie mische sich durch bloße Anwesenheit unters Volk. Sie zeigte reges Interesse an allem, aber sie fasste nichts an, das wäre unter ihrer Würde gewesen. Sie studierte eingehend die Fahrkartenautomaten und die geschlossenen Fahrkartenbarrieren und runzelte dabei ein wenig die Stirn. Erik lehnte sich mit dem Rücken an die geschlossenen Eingänge und lächelte schlau.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass du niemals mit der U-Bahn gefahren bist, Natasha?«
»Natürlich nicht«, sagte Natasha bissig und sah
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