Ghost Lover
schnaubte Ella. „Dann kann ich mir schon denken, was der ganze Spuk zu bedeuten hat.“ Damit stürzte sie aus dem Schlafzimmer.
„Ella, ich sagte dir doch eben, es ist kein Geist.“
„Habe ich verstanden. Das hier ist wohl eher das Werk eines skrupellosen Nachfahren von dir“, rief ihm Ella über die Schulter zu. Sie hatte bereits das Ende der Treppe erreicht.
Das irre Gebrabbel schwoll erneut an. Dann verstummte der Lärm im Haus.
Ella verharrte und lauschte.
Balken knackten leise, von draußen drangen das Rauschen des Windes und das Plätschern des Regens.
Marcus trat hinter sie und legte seine Hand auf ihre Schulter.
„Da ist nichts.“
Sie knurrte unwillig. „Aber ich bin nicht verrückt, du hast den Lärm auch gehört.“
Marcus nickte.
Sie seufzte. „Ich bin sicher, dass Steven für diesen Spuk zuständig ist. Er will mich aus dem Haus vertreiben.“ Sie fixierte Marcus. „Ich lasse mich nicht verjagen. Das ist mein Zuhause. Ich habe vom ersten Moment an gespürt, dass ich hierher gehöre.“
Marcus nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. „Mein kleiner Kaktus“, lächelte er. „Komm, lass uns wieder schlafen gehen. Wir werden morgen über den Spuk nachdenken.“
Verschlafen saß Ella über ihrem Kaffee. Sie trank einen Schluck und fühlte Marcus’ erwartungsvollen Blick auf sich ruhen.
„Und schmeckt er?“
Ein paar Kaffeekrümel schwammen in der Tasse, doch Ella sah großzügig darüber hinweg. „Nahezu perfekt.“
Zufrieden lehnte Marcus sich zurück. Ihr war nicht entgangen, dass er mit kindlicher Begeisterung sämtliche Haushaltsgeräte inspizierte und sie hatte ihn mehr als einmal ertappt, wie er die Maschinen aufs Genaueste überprüfte.
Sie lächelte über seinen Stolz und aß eine Scheibe viel zu dunklen Toast, während sie überlegte, ob dieser Liebesbeweis nicht doch ein wenig zu mütterlich war.
„Wieso denkst du, dass es Stevens Werk ist, dich zu erschrecken?“
„Weil er von Anfang an versucht hat, mich aus dem Haus zu vertreiben.
Erst mit Geld und als es nicht klappte mit Horrorgeschichten über Spuk und Holzwürmer.“
„Holzwürmer?“, rief Marcus empört. „Dieses Haus hat mein Vater von den herausragendsten Baumeistern des Landes errichten lassen. Sie haben nur das beste Material benutzt. Wenn es hier Ungeziefer gäbe, wüsste ich es. Dieser Kretin, dieser Nestbeschmutzer!“
Ella unterdrückte ein Schmunzeln.
„Könnte es einen anderen Grund geben, als den, den er mir für den Kauf des Hauses genannt hat?
Marcus zuckte mit den Schultern. „Was fragst du mich? Ich bin hier nur der Hausgeist.“ Er griff nach ihrer Hand und zog Ella auf den Schoß. „Mir fallen auf Anhieb ein Dutzend Gründe ein, aus denen ich dich wieder nach oben tragen sollte.“
Sie schmiegte sich an ihn und sah zu ihm auf. „Hast du das letzte Nacht ernst gemeint oder war das nur im Überschwang der Gefühle?“
„Was? Dass du süß und weich und köstlich bist?“, fragte er und begann an ihrem Ohrläppchen zu knabbern.
Sie wehrte ihn lachend ab. „Dass du mich liebst“, erklärte sie schließlich.
Er hob ihre Hand an den Mund und knabberte an ihrem Handgelenk, bis sie anfing, wollüstig zu seufzen.
„Lass das, Marcus, ich habe jetzt keine Zeit dafür.“
„Wie schade“, entgegnete er und küsste ihren Hals, nachdem sie ihm ihre Hand entzogen hatte.
„Rote Rosen möchte ich dir schenken. Fünfzig Mal fünfzig rote Rosen, jeden Tag meines Daseins“, raunte er an ihrem Ohr.
Die Art, wie er das sagte, ließ wohlige Schauder über Ellas Rücken rieseln.
Sie lehnte sich an ihn, genoss die Wärme und Stärke seines Körpers, um sich dann doch von ihm loszumachen.
„So gerne ich dein Angebot wahrnehmen würde“, begann Ella traurig.
„aber ich habe Beth versprochen, einen Spaziergang mit ihr zu unternehmen.“
Dass sie die Gelegenheit nutzen und dabei die örtlichen Gruselgeschichten in Erfahrung bringen wollte, verriet sie ihm nicht. Der Einfall war ihr beim Erwachen gekommen. Das Gehirn einer Autorin, auch wenn sie eine Sachbuchautorin war, funktionierte in anderen Parametern.
Wenn man einem nüchtern veranlagten Menschen etwas abluchsen wollte, dachte dieser als Erstes an die naheliegendste Lösung: Vergrößerung des Eigentums oder die lohnende Vermietung eines Objektes.
Ein Schriftsteller hingegen argwöhnte sofort versteckte Schätze oder Leichen im Keller.
Und die Wahl der Mittel ihres Rivalen ließ Ella nicht gerade an Nostalgie von seiner
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