Ghost Lover
Seite aus glauben.
Marcus streichelte über ihren Rücken, versenkte sein Gesicht an ihrem Hals und sog den Duft tief ein.
„Es ist in Ordnung. Du hast versprochen, mit ihr spazieren zu gehen.
Versprechen sollte man halten, oder man macht sie nicht.“ Ella nickte lächelnd. Sie küsste ihn auf den Mund und entwand sich seiner Umarmung.
„Und pünktlich sollte man ebenfalls sein“, entgegnete sie, damit verschwand sie aus der Küche.
Beth verließ das Haus fertig angekleidet, als hätte sie nur noch gewartet, dass Ella anklopfte.
Ella bewunderte Beths Erscheinung. Die hochgewachsene Engländerin hatte ihr Haar mit einer Krebsklammer aufgesteckt, steckte in einem schicken Zweiteiler, der nach britischem Landadel aussah und trug darüber eine dieser typisch britischen olivgrünen Wachsjacken. Ein kurzer Blick auf Beths Füße bestätigte Ellas Vermutung: Ihre Füße steckten in festen Wanderschuhen.
Unsicher sah Ella auf ihre eigenen Schuhe, einfache Sneakers. In Mädchenrosa. Abgestimmt auf die Windjacke, die sie sich extra für den Englandurlaub angeschafft hatte.
Beth lachte. „Keine Sorge, ich werde dich nicht zu sehr triezen.“ Ella lächelte stirnrunzelnd, unsicher, ob Beths Aussage als Drohung oder Versprechen zu verstehen war.
„Also, wohin wenden wir uns?“ erkundigte sie sich.
Beth zeigte geradeaus. „Den landschaftlich schöneren Weg, dort kommen wir auf den Little Hill, von da aus hat man einen prächtigen Ausblick auf die Umgebung. Und man sieht das Herrenhaus der Wyndhams.“ Sie plauderten über belanglose Dinge, bis Ella eine Bemerkung Beths zum Anlass nahm, das Gespräch in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken.
„Aber bestimmt gibt es doch einige interessante Geschichten über die Wyndhams und die Umgebung?“
Beth sah Ella aus hochgezogenen Augenbrauen an. „Was interessiert dich denn? Klatsch und Tratsch oder die Wahrheit?“
Ella grinste. „Die Wahrheit ist langweilig. Klatsch und Tratsch natürlich.“ Beth lachte. „Na gut, wusstest du, dass ich eine geborene Aldly bin?“ Ella zuckte mit den Schultern.
„Na ja, es gibt da Gerüchte, dass eine der Aldly-Töchter irgendwann einmal etwas mit einem der Wyndhams hatte. Könnte also sein, dass ich weitläufig mit den Wyndhams verwandt bin.“
„Beweise gibt es aber keine?“
Beth schüttelte den Kopf. „Soweit ich weiß, nicht. Dann gibt es noch das Gerücht, dass in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts einer der Wyndham-Söhne sein uneheliches Kind nach Wyndham Manor brachte.
Sie haben das Kind und seine Nachkommen in die Familie aufgenommen.
Nur erben konnten weder das uneheliche Kind noch seine Nachkommen.“ Beth überlegte. „Ich wusste einmal den Namen des Jungen.“
„Nicholas“, teilte Ella ihr mit.
„Stimmt. Nicholas Stapleton. Ich glaube, sein Vater verschwand spurlos.“
„Ehrlich? Hat man denn nie herausgefunden, was mit ihm passierte?“ Beth verneinte. „Das ist eins der hiesigen Rätsel. Es gibt immer wieder mal Verschwörungstheoretiker, die glauben, das Aldly-Mädchen hatte etwas mit ihm und ihre Familie hat ihn daraufhin ermorden lassen.“ Ella überlief es eiskalt.
„Dann gibt es wieder Gerüchte, er und das Mädchen seien durchgebrannt.
Na ja, als geborene Aldly und im Besitz der Familienbibel kann ich dir sagen, dass irgendwann um siebzehnhundertsiebenundfünfzig der Name eines Aldly-Familienmitgliedes aus der Bibel gelöscht wurde. Wenn es tatsächlich besagtes Mädchen war, dann ist sie entweder in Schande gestorben oder aber wirklich davongelaufen.“
Ellas Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Konnte es sein, dass Marcus mit der Aldly-Tochter Nicholas zeugte?
„Besteht die Möglichkeit, dass sie die Mutter dieses Nicholas war?“, erkundigte sich Ella.
Beth schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, der Name wurde in der Bibel ausradiert. Es könnte auch ein Mann gewesen sein.“
„Und was ist mit Rose Cottage? Gibt es Geheimnisse um das Cottage?“ Beth überlegte. „Nein, da ist mir nichts bekannt. Nur diese vagen Geschichten über einen Geist. Aber ansonsten fiele mir nichts ein. Der uneheliche Zweig der Wyndhams hat dort gelebt. Bis in die Neunziger hinein. Dann starben die Eltern und der Sohn, Adam, verkaufte das Anwesen an deine Tante Edith.“
Als sie den höchsten Punkt des Little Hill erreichten, machten sie Halt.
Die Luft war klar und verstreut über den Hügel grasten Schafe. Einige hatten blaue Kreise auf ihren Fellen, andere rote Kleckse.
Ein besonders
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