Ghost Lover
Vorwitziges kam zu ihnen und fraß zu ihren Füßen, als gäbe es dort das beste Gras.
Ella beachtete das Tier nicht weiter, obwohl sein Geruch stechend in ihre Nase drang. Stattdessen sah sie auf die Senke hinunter, in der Wyndham Manor lag.
Beeindruckt musterte sie die Vorsprünge und Säulen und die riesigen Ausmaße des Herrenhauses, in das ihr Cottage sechsmal hineinpassen musste. Riesige Blumenrabatten säumten die Einfahrt. Auf der Rückseite war ein typisch englischer Garten angelegt, der sich im hinteren Teil in einen Rosengarten verwandelte.
„Der Garten ist ja ein wahres Paradies“, entfuhr es Ella.
Beth stimmte ihr zu. „Die Wyndhams waren schon immer begeisterte Gärtner.“
„Welcher Engländer nicht?“ Ella schmunzelte.
Beth lachte. „Auch wieder wahr! Wenn du lange genug in Maidenly Green bleibst, kannst du vielleicht noch am Sommerfest der Wyndhams teilnehmen. Das ist das Ereignis im Dorf.“
Ella neigte den Kopf. „Hört sich nach Spaß an“, meinte sie unverbindlich.
Sie kehrte verschwitzt und nicht sehr zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Nachforschungen nach Rose Cottage zurück. Beth hatte ihr über das Haus nicht mehr sagen können, als den Klatsch und Tratsch, den sie ohnehin kannte. Seufzend öffnete sie die Haustür. Ihre Füße schmerzten und sie war durstig.
„Marcus?“ Sie warf die Schuhe von sich.
Das Haus blieb still und leer. Ellas Herz pochte ängstlich.
War die Zeit ihres Glücks schon vorbei, ehe sie begonnen hatte? War Marcus wieder zu dem Schatten seiner Selbst geworden, verloren im grauen Nichts?
„Marcus?“ Ellas Stimme wurde lauter und schriller. Sie hasste das Gefühl der Panik, das in ihr aufstieg. Sie rannte in den Garten und fand Marcus bei der Arbeit an der Laube.
Das schwere Gewicht der Angst fiel von ihr ab. Er entdeckte sie fast im selben Moment, ließ sein Werkzeug fallen, öffnete die Arme und fing sie auf, als sie sich ihm entgegenwarf.
„Einen Moment lang hatte ich Angst, du wärst fort“, flüsterte sie.
„Mich zu lieben ist ein großes Risiko, Ella“, entgegnete er mit erstickter Stimme.
Ella kuschelte sich enger in seine Umarmung.
Marcus hatte die Augen geschlossen und genoss das Gefühl von Ellas warmem, willigem Körper an den seinen gepresst.
Er hatte die Furcht in ihren Augen gesehen. Hatte sie beinahe auf seiner Zunge schmecken können, gemischt mit seiner eigenen Angst und Vorahnung.
Er wollte so gern an ein „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ glauben, doch er war weder ein Träumer noch ein Feigling. Es gab im wahren Leben kein glückliches Ende, denn es endete nichts. Die Welt würde sich weiterdrehen, mit ihm und ohne ihn. Und er war ein Geist, auch wenn Ella ihn sehen, hören, berühren und schmecken konnte.
„Ich nehme, was ich kriege“, erwiderte Ella. „Ich möchte nicht an später denken. Mich interessiert das Hier und Jetzt.“
„Oh Ella“, seufzte er.
Sie löste sich aus der Geborgenheit seiner Berührung und sah ihm ins Gesicht. „Ich bin realistisch genug, zu wissen, dass nichts für ewig ist.“ Marcus’ Miene wurde weich. „Nein, nichts ist für die Ewigkeit“, sagte er leise. Sein Daumen fuhr die Form ihrer Lippen nach. Seine unsterbliche Seele würde er dafür verpfänden, mit ihr zusammen sein zu können. Und sei es nur einen Tag.
„Hast du Hunger?“
Der ernste, sehnsüchtige Blick schwand aus seinen Augen und er musterte Ella lüstern.
„Ich habe großen Appetit“, erwiderte er.
„Reiß dich zusammen, Mylord“, befahl Ella streng. „Sind belegte Brote und Salat in Ordnung?“
Marcus tat enttäuscht. „Ach, du redest vom Essen.“ Er griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss darauf. „Ich werde essen, was auch immer du zubereitest.“
Ihre Aufmerksamkeit wurde Richtung Straße gelenkt, auf der sich das Brummen etlicher Motoren näherte. Die Anzahl war so ungewöhnlich, dass Ella die Einfahrt hinunterlief. Marcus folgte ihr neugierig.
Auf der schmalen Landstraße tuckerten acht bis zwölf wild aussehende Jugendliche auf Geländemotorrädern entlang. Obwohl die Maschinen einen höllischen Lärm machten, war das Gegröle der jungen Männer zu hören.
Als ihr Anführer die Einfahrt zu Rose Cottage entdeckte, riss er ohne Rücksicht auf die Nachfolgenden den Lenker herum und fuhr auf das Anwesen.
Johlend folgten ihm die anderen.
Ein besonders dreister Rocker hielt genau auf Ella zu und sie entging der Kollision nur, weil Marcus sie beiseite stieß. Das
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