Ghost Lover
hob seinen Kopf. „Was?“
Sie lächelte schief. „Dass du schon wieder oben liegst.“ Er küsste sie auf die Nasenspitze und musterte sie forschend.
„Ich weiß“, entgegnete er und sie wussten beide, was der jeweils andere eigentlich auf dem Herzen hatte.
Ella stand in der Küche und bereitete den Lunch vor, während Marcus in der Tageszeitung las, die sie ihm am Morgen beim örtlichen Corner’s Shop mitgenommen hatte.
Marcus hob den Kopf und seufzte. „Vorbei ist es mit der trauten Zweisamkeit.“
Ella starrte ihn irritiert an. „Wieso?“
„Deine Freundin Sofie kommt vorbei.“
„Wie kommst du auf den Gedanken? Hast du hellseherische Fähigkeiten entwickelt?“
„Sie ist gerade am Fenster vorbeigelaufen.“ entgegnete Marcus trocken.
Wie auf ein Stichwort klopfte es an der Hintertür.
„Komm rein, Sofie!“ Ella warf Marcus noch schnell eine Kusshand zu und wandte sich dann an ihre Freundin, die durch die Tür schlenderte.
„Hallo Ella!“ Sofie war dezent geschminkt, trug Jeans und T-Shirt und hatte eine Plastiktüte unter den einen Arm geklemmt, während sie mit dem anderen ihre Kameratasche festhielt. „Störe ich?“
„Aber nein“, log Ella. Höflichkeitslügen gingen ihr leicht von den Lippen.
Sie unterdrückte ein Lachen, als sie Marcus’ Leidensmiene bemerkte.
Sofie setzte sich an den Küchentisch und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.
„Ich habe etwas für dich dabei“, sagte sie.
Ella musterte sie neugierig. „Das Kostüm?“ Vorfreude keimte auf. Sie war gespannt, wie Marcus reagieren würde, wenn er sie in Kleidern aus seiner Zeit sehen würde.
Sofie wiegte den Kopf hin und her.
„Das Kostüm“, sie wand sich. „Mit der zeitgenössischen Gewandung gab es ein klitzekleines Problem.“
Ellas Freude sank um ein paar Grad. „Was ist denn los damit?“
„Am besten, ich zeige es dir“, erklärte Sofie.
Sie bückte sich und zog aus der mitgebrachten Tüte eine Nachthaube und ein gigantisches Stoffzelt mit Rüschen.
„Nein“, sagte Ella und ließ sich auf einen freien Stuhl plumpsen. „Nein, das ist nicht dein Ernst. Da lasse ich mich ja noch eher nackt fotografieren.“
Sofies Kopf ruckte hoffnungsvoll hoch und Marcus starrte sie mit lüsterner Begeisterung an.
„Das hättest du wohl gern.“ Sie funkelte Marcus herausfordernd an.
Schicksalsergeben griff sie nach der Haube und dem Nachthemd für angehende Elefantenmütter.
„Ich gehe mich umziehen.“ Sie verschwand im Gäste-WC.
Als sie in das Hemd stieg, merkte sie, dass es an den Seiten geschnürt werden musste. Die Schnürung sorgte dafür, dass das Gewand einigermaßen passte, auch wenn sie achtgeben musste, nicht auf den Saum zu treten. Auf die Haube verzichtete sie allerdings, als ein Blick in den Spiegel zeigte, dass sie damit aussah wie die Großmutter, die vom bösen Wolf gefressen werden würde.
Sie zog eine Grimasse und verließ das WC.
Sofie spielte mit ihrer Hasselblad herum und Marcus stand hinter ihr und beobachtete sie interessiert.
„Von irgendwoher kommt Kälte herein“, meinte Sofie, ohne aufzublicken. „Mein Rücken fühlt sich an, als säße ich in der Arktis.“ Ella warf Marcus einen drohenden Blick zu, woraufhin er einen Schritt rückwärts machte und Sofie zufrieden seufzte und sich rekelte.
„Besser?“, erkundigte sich Ella.
„Und ob. Als wäre ich dem Kühlschrank entstiegen.“ Endlich hob sie den Kopf und sah Ella an. Sofie sprang auf und schob ihren Stuhl geräuschvoll zurück.
„Perfekt!“, jubelte sie. „Du siehst toll aus.“
„Findest du?“ Sie drehte sich langsam, doch die Zurschaustellung galt allein Marcus. Er lehnte lässig an der Küchenanrichte und beobachtete Ella interessiert.
„Jetzt weiß ich, warum mich der Ehestand nie reizte. Man benötigt ja die halbe Nacht, um unter all dem Stoff die Frau zu finden“, spöttelte er.
„Trugen denn nur verheiratete Frauen derartige Gewänder?“
„Nicht die, die ich kennenlernte“, entgegnete Marcus geheimnisvoll.
Ella schnaubte und schluckte die Bemerkung hinunter, die ihr auf der Zunge lag, weil Sofie anwesend war.
Sie wandte sich ihrer Freundin zu.
Die hatte ihre Kamera bereits gezückt und schoss eifrig Fotos von Ella.
„Soll ich nicht stilecht im Schlafzimmer posieren?“, erkundigte sich Ella.
„Auf jeden Fall“, stimmte Sofie zu und machte ein letztes Foto.
„Haben deine Nachforschungen zu meinem Cottage und dem verschwundenen Viscount Wyndham schon Früchte
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