Ghost Lover
getragen?“, wollte Ella wissen, während sie mit dem Rücken zu Sofie gewandt vor der Schminkkommode saß.
„Ach“, machte Sofie und drückte unbeeindruckt den Auslöser. „Mühsam nährt sich das Eichhörnchen.“
„Sie hat ein Eichhörnchen als Haustier?“, fragte Marcus, woraufhin Ella sich umdrehte und ihm einen finsteren Blick zuwarf.
„Ja“, schrie Sofie begeistert. „Das ist es. Bleib so!“ Sie schoss zahlreiche Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln, ehe sie Ella aufstehen ließ.
Dann warf sie einen kritischen Blick aus dem Fenster. „Ein Bild, auf dem du mit einem brennenden Kerzenleuchter bewaffnet aus dem Haus in die Dunkelheit hinausläufst, käme gut.“
Ella sah aus dem Fenster: Helles Sonnenlicht strömte ins Zimmer. „Falls du keine besonderen Beziehungen nach oben hast, wird das ein bisschen schwierig werden mit der Dunkelheit.
Sofie schüttelte den Kopf. „Ach, am Computer ist das schnell erledigt. Ich steh’ zwar nicht auf diesen technischen Bildbearbeitungskram, aber manchmal muss man Kompromisse schließen.“
„Wovon redet die Frau?“, erkundigte sich Marcus.
Ella schüttelte den Kopf, um Marcus klarzumachen, dass sie ihm später alle seine Fragen beantworten würde, und folgte stattdessen Sofie hinunter.
Müde lag Ella auf der Chaiselongue, den Kopf in Marcus’ Schoß gebettet und beobachtete seine kindliche Begeisterung beim Fernsehgucken.
„Dieser Apparat ist wirklich ein Meisterwerk“, staunte er. „Es wirkt so echt. Als säße man persönlich auf dem Meeresgrund zwischen all diesen Pflanzen und Tieren.“
„Es gefällt dir also?“
„Gefallen ist gar kein Ausdruck.“
Sie stöhnte. „Also habe ich wohl einen Fernsehjunkie geschaffen?“ Marcus sah sie fragend an.
„So nennt man Menschen, die sich nicht mehr vom Fernsehgucken ablenken lassen.“
„Ein, zwei Dinge fallen mir schon ein, mit denen du mich vom Fernseher fortlocken kannst.“
Ella lachte.
„Was hat deine redegewandte Freundin eigentlich damit gemeint, als sie von ihren Nachforschungen sprach? Versucht sie, etwas über mich herauszufinden?“
Ella zuckte die Schultern. Sie zögerte. Was, wenn ihm jedes bisschen Information, das sie ausgegraben hatte, half, seine Erinnerung wiederzugewinnen? Und was, wenn seine Amnesie Grund für seinen Verbleib im Diesseits war? Sie würde ihn verlieren.
Sie sah ihm ins Gesicht. Die schwarzen Augenbrauen waren fragend hochgezogen, blaue Augen, in denen silberne Lichter glitzerten. Sie berührte seine Wange, zeichnete die Wangenbogen, Kieferknochen und Lippen mit ihren Daumen nach.
Tief drinnen spürte sie ein Ziehen und Stechen und gleichzeitig wusste sie, dass sie es sich selbst nie verzeihen würde, wenn sie ihn belog.
Wenn jemand die Wahrheit verdiente, dann er.
„Sofie ist besessen davon, herauszufinden, was mit dir geschah. Wo du abgeblieben bist“, erzählte sie.
Marcus streichelte ihre Hände. „Und?“ Seine Miene blieb unbewegt.
„Sie hat noch nicht mehr als deinen Namen in Erfahrung gebracht. Du warst dabei, als sie davon erzählte. Erinnerst du dich?“
Marcus nickte und glitt ihre Unterarme entlang.
„Aber ich, ich habe etwas herausgefunden“, gestand Ella. „Kanntest du eine Familie Aldly?“
Er überlegte eine Weile angestrengt. „Ich bin mir nicht sicher. Landjunker Aldly? Peter Aldly? Und seine Frau Harriet. Eine hochanständige Gentry-Familie.“
„Eine Harriet Aldly habe ich bei meinen Recherchen gefunden. Und zu deinen Lebzeiten ist ein Familienmitglied aus dem Stammbaum gelöscht worden. Außerdem gibt es Gerüchte, eines der Aldly-Mädchen wäre vielleicht schwanger gewesen. Von einem Wyndham.“ Marcus blinzelte. „Ich wollte, ich könnte dir darauf eine Antwort geben.
Allein des guten Rufes des armen Mädchens willen, aber ich erinnere mich nicht.“
Er erinnerte sich vage an große bernsteinfarbene Augen, die zu einer jungen Frau namens Penelope gehörten.
„Der Name des Aldly-Mädchens ist nicht bekannt?“ Ella überlegte kurz. „Nein, denkst du daran, ob ihr Name Penelope war?“ Marcus lächelte entschuldigend.
Ella erhob sich und klopfte ihm beruhigend auf den Unterarm. „Ich habe eine Idee.“ Sie sah auf die Uhr. „Ich benachrichtige Sofie, sie kann sich die Aldly-Familienbibel ansehen. Vielleicht findet sie Penelope.“ Flugs schrieb sie Sofie eine SMS. Schon kurze Zeit später klingelte Ellas Handy.
„Hey, das sind tolle Neuigkeiten.“ Im Hintergrund waren Menschenstimmen zu hören. „Und
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