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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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aber unverletzt.
    Sie drehte sich um und starrte auf das Loch.
    Ella ging zu ihr und griff nach ihrem Arm. „Bist du heil geblieben?“
    „Ja, ja“, murmelte Sofie geistesabwesend. Sie kletterte durch das Loch in der Wand und Ella folgte ihr. Dahinter lag ein kleiner Kellerraum, in den nur durch ein kleines, viereckiges Loch zwischen Wand und Decke und nun auch durch die eingestürzte Mauer Licht sickerte.
    Sofie keuchte überrascht und Ella folgte ihrem Blick.
    Am Boden saß das Skelett eines Mannes. Neben ihm auf der Erde lag ein Dreispitz, eine lange maronenbraune Haarsträhne daneben. Seine knochige Hand umklammerte ein Büchlein mit Ledereinband.
    Überraschung und Entsetzen lieferten sich ein heißes Rennen, um die Oberhand über Ella zu gewinnen.
    Sofies Jubelrufe ließen Ella für den Moment alles andere vergessen.
    „Wahnsinn!“ Sofie lief um die sterblichen Überreste herum. „Das ist einfach phänomenal! Weißt du, wer das ist?“ Sie bückte sich und stupste die Hand des Toten an. „Das muss der verschollene Wyndham-Erbe sein.“ Sie wandte sich Ella zu und strahlte über das ganze Gesicht.
    „Findest du das nicht pervers? Da liegt eine Leiche und du freust dich“, fragte Ella wie betäubt.
    „Er ist doch schon ewig tot, sieh nur.“ Sie deutete auf den Dreispitz und einen goldenen Siegelring. „Das riecht förmlich nach einer Sensation. Die Kleidung muss aus dem 18. Jahrhundert stammen.“ Sie hockte neben dem Skelett und untersuchte es vorsichtig.
    Ella verließ Sofie.
    Auf der Treppe hörte Ella die Freundin rufen: „Das könnte wirklich der verschwundene Viscount sein.“
    Ella rannte nach oben.
    Sie fand Marcus in der Küche stehend. Steif und aufrecht wie ein Soldat beim Appell. Seine Haut hatte eine ungesunde, graue Färbung angenommen und seine Augen starrten ins Nirgendwo. Einen Augenblick lang hatte Ella Angst, ihn ans graue Zwischenreich verloren zu haben, doch seine Hand war warm und fest.
    „Das ist dein Körper dort unten, nicht wahr?“
    Marcus’ Nicken wirkte abgehackt.
    „Warum bin ich hier und gleichzeitig dort?“, fragte er mit lebloser Stimme.
    Ella umfasste sein Gesicht. Es fühlte sich kühl an. „Hast du gewusst, dass deine … dein Körper im Keller versteckt war?“ Sie musterte ihn aufmerksam.
    Er schüttelte den Kopf und ein kaum merkliches Zittern überrollte ihn.
    Ella hauchte einen Kuss auf seine Lippen.
    Das löste seine Erstarrung und er blickte sie an. „Was passiert nun mit mir? Mit meiner Leiche?“
    „Ich weiß es nicht.“ Ella konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme einen kläglichen Ton annahm. „Fühlst du dich denn anders?“ Marcus’ Augen wanderten zu seinen Händen. Er öffnete und schloss sie ein paar Mal zu Fäusten, während er sie gleichzeitig aufmerksam fixierte.
    „Nein, es ist alles unverändert.“
    „Keine himmlischen Chöre? Kein überirdisches Leuchten, das dich ins Jenseits ruft?“, versuchte Ella zu scherzen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Stimme vor Furcht zitterte.
    Er verneinte erneut.
    In ihrer Brust kämpften Erleichterung und Schuldbewusstsein miteinander.
    Die Angst, verlassen zu werden, fraß sich durch ihr Innerstes wie ein wütender Lindwurm.
    Marcus zog sie in die Arme und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    „Was macht deine Freundin so lange dort unten?“ Ella kuschelte sich enger an ihn und zuckte mit den Schultern. Sie sog das Gefühl seiner Nähe, seinen Geruch in sich auf in der Sorge, jeder Atemzug, jedes Pochen seines Herzens könnte das Letzte sein, das sie wahrnahm.
    „Willst du nicht nach dem Rechten sehen?“
    „Ich kann dich nicht allein lassen“, erwiderte Ella.
    „Keine Sorge, ich komme ja schon“, ertönte Sofies Stimme.
    Ella fuhr erschrocken aus Marcus’ Umarmung.
    Sofie nahm die letzten Stufen und trat in die Küche. Ihre Augen funkelten.
    „Das ist sensationell! Hast du eine Ahnung, was das bedeutet?“, rief sie begeistert.
    „Dass ich eine Leiche im Keller habe“, erwiderte Ella trocken.
    „Aber was für eine. Er ist tatsächlich mein englischer Viscount.“
    „Na, wunderbar, erst wird sie zudringlich und dann gehört man schon ihr.“ Marcus’ Nase kräuselte sich. „Fehlt nur noch, dass sie meine Knochen zermahlen möchte und als Wunderpulver verhökern.“
    „Wie kommst du nur auf so was?“, fragte Ella entsetzt. Ihr ging in diesem Moment jeder Sinn für Humor ab. Marcus’ Anwesenheit hatte einen bestimmten Grund und der Fund seiner sterblichen Überreste

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