Ghost Lover
konnte das Ende ihrer gemeinsamen Zeit bedeuten.
Sofie zog das lederne Büchlein aus ihrer Gesäßtasche und wedelte damit vor Ellas Augen.
„Steht da drin!“
„Dass er der Viscount war?“
„Ja, oder kennst du jemand anderen, der Anthony Marcus Adam Nicholas Stapleton, Viscount Wyndham hieß?“, neckte Sofie sie und ließ das Büchlein zurück in ihre Tasche verschwinden.
„Hast du etwa …“ Ella holte Luft. „Du hast doch nicht etwa das Buch an dich genommen?“
Sofie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Was meinst du, was die Polizei damit macht, wenn wir es ihnen mitgeben? Sie tüten es ein und bringen es in ihre Asservatenkammer, wo es nie wieder herauskommt.“
„Es gehört mir! Niemand hat das Recht, mir mein Tagebuch wegzunehmen.“ Marcus’ Empörung trieb ihn dazu, hinter Sofie zu treten und nach dem Buch zu greifen.
Ella schüttelte den Kopf. „Nein!“
Marcus sah sie an und machte gehorsam einen Schritt nach hinten, jedoch nicht ohne Sofies Hinterteil mit bösen Blicken zu fixieren.
Sie wirkte zufrieden. „Siehst du? Du bist meiner Meinung.“ Ella streckte die Hand aus. „Gib mir das Buch, bitte.“
„Nein, warum?“ Sofies Ton und Gesichtsausdruck legten nahe, dass sie sich nicht kampflos von ihrem Schatz trennen würde.
„Wir müssen es zurücklegen und die Polizei rufen.“ Ella warf Marcus einen Blick zu. Der Fund seiner Leiche hatte ihn nicht verschwinden lassen.
Das Tagebuch oder seine Erinnerungen könnten der Schlüssel sein. Oder beides
Sie biss auf ihrer Unterlippe herum. Unschlüssig sah sie von Marcus zu Sofie.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll“, sagte sie schließlich.
„Wir werden uns da unten ausführlich umsehen, Bilder machen, Notizen und so weiter, in zwei bis drei Tagen rufen wir die Polizei, die unseren lebhaften Gesellen mitnehmen können, ehe er anfängt, uns auf die Nerven zu gehen und derweil mache ich mich daran, das Buch zu übersetzen.“
„Auf keinen Fall“, widersprach Marcus. „Das Skelett da unten muss weg.
So schnell wie möglich. Ich möchte das Ding keine Minute länger als nötig im Keller haben.“
„Ich möchte das Skelett so schnell wie möglich aus dem Haus haben“, widersprach Ella Sofie und warf Marcus einen verstohlenen Blick zu, den er mit einem erleichterten Lächeln erwiderte.
„Gut, dann machen wir ein paar Fotos, rufen die Polizei und ich setze mich hin, um das Tagebuch zu übersetzen.“
„Das ist indiskutabel, es ist mein Tagebuch“, meldete sich Marcus zu Wort.
Ellas Gedanken rotierten. Wenn das Tagebuch der Schlüssel war, dann konnte es von Vorteil sein, wenn es nicht hier im Haus blieb. Andererseits würde es Marcus nicht gefallen, wenn sie Sofie das Buch überließ.
„Ich möchte dir das Tagebuch eigentlich nicht mitgeben.“ Ella zögerte.
„Kannst du altenglisch?“, wollte Sofie wissen.
„Nein.“
„Siehst du, aber ich, ich habe das einmal studiert.“ Sofie klopfte triumphierend auf ihr Hinterteil, wo das Büchlein steckte.
„Du hast Altenglisch studiert?“, fragte Ella zweifelnd.
„Klar, gleich nach dem Abitur.“
Ella sah abwechselnd zwischen Marcus und Sofie hin und her,
„Vier Augen sehen mehr als zwei“, überlegte Ella laut, wobei sie an Sofies und Marcus’ Augen dachte.
„Na gut, ich nehme das Tagebuch mit, aber wir übersetzen die Einträge gemeinsam.“
„In Ordnung“, stimmte Ella zu, bevor Marcus Einspruch erheben konnte.
Sofie rieb sich die Hände. „Das wäre also geklärt. Wie sieht’s aus?
Kommst du wieder mit hinunter?“
Ella schüttelte den Kopf.
Sofie zog ihre kleine Kamera heraus. „Es muss damit gehen“, murmelte sie und verschwand im Keller, während Ella die Polizei über ihren Fund informierte.
Kapitel 10
„Ich bin betrübt.“ Aloe
Die Polizei kam, besah sich den Tatort, ließ Marcus’ sterbliche Überreste abtransportieren und verschwand anschließend.
Sofie blieb, bis alle Fremden das Haus verlassen hatten, dann umarmte sie Ella kurz und verabschiedete sich ebenfalls.
„Du hättest ihr das Tagebuch nicht überlassen dürfen“, knurrte Marcus mit finsterer Miene.
Ella kuschelte sich an ihn.
„Was hätte ich denn tun sollen? Und ich habe doch einen guten Kompromiss gefunden, oder?“ Sie sah zu Marcus auf. „Sie kommt morgen wieder und bringt das Tagebuch mit.“
„Ich bin neugierig, was ich darin lesen werde.“ Marcus verzog angespannt sein Gesicht.
„Du erinnerst dich nicht, was du geschrieben hast?“ Marcus’ Stirn
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