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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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ihren Mund mit festem Klebeband versiegelt. Selbst das Atmen fiel ihr schwer.
    Nur die Augen konnte sie noch bewegen. Sie lag auf einem Bootssteg, so viel konnte sie erkennen, einem schmalen Anleger, der ungefähr zwanzig Schritte in den Savannah River hineinreichte. Dunkle Nacht umgab sie. Nebelschwaden trieben ihr entgegen, so wie an jenem Morgen, als sie Angie Rydell entdeckt hatte.
    »Sie hätten sich nicht einmischen sollen«, sagte Crosby. Obwohl sie ihn erkannt hatte und er sie sowieso töten würde, hatte er seine Kapuze wieder aufgesetzt. Wahrscheinlich, weil Jeremy Hamilton den Besitzer des Diners in dieser Kluft getötet hatte. »Warum mussten Sie mir auch ausgerechnet bei der alten Niggerin den Spaß verderben? Wenn Sie keinen Alarm geschlagen hätten, wäre der Trick mit der Tasche aufgegangen, und ich hätte mir vielleicht einen anderen für die fünfte Hinrichtung geschnappt. Sorry, aber nun müssen Sie dran glauben.«
    Die scharfen Dornen des Stacheldrahts rissen ihre Unterarme auf. Bei jeder Berührung mit dem Folterwerkzeug durchzuckte stechender Schmerz ihren Körper. Sie spürte, wie Blut über ihre Haut rann. Er hatte den Stacheldraht im Kofferraum versteckt, dachte sie, deshalb nahm er mir auch die Tasche ab. Er wollte nicht, dass ich unangenehme Fragen stelle. »Warum nur? Warum?«, wollte sie rufen, doch unter dem Klebeband war nur verzweifeltes Stöhnen zu hören. »Warum, Jack?«
    Crosby schob das Ende des Stacheldrahts unter ihre Kostümjacke und blickte gefühllos auf sie herab. »Sie wollen wissen, ob ich auch die anderen Morde begangen habe? Angie Rydell, die Tochter der Niggerfreundin? Homer Middleton, der Niggerfarmer? Roy Keane junior, der schwarze Pfaffe?« Durch die Schlitze in seiner Kapuze sah man, wie er lächelte. »Ich habe sie alle zum Tode verurteilt und hingerichtet. Und diese Oma werde ich auch noch erwischen, verlassen Sie sich drauf ! Ich musste ein Zeichen setzen, Alessa. Es kann nicht angehen, dass wir tatenlos zusehen, wie unser wundervolles Land von unwürdigen Niggern verschmutzt und zugrunde gerichtet wird. Vor vierzig, fünfzig Jahren, als Jeremy Hamilton und die weißen Ritter des Ku-Klux-Klan durch Savannah marschierten, war die Welt noch in Ordnung. Es wird höchste Zeit, dass wir uns auf unsere Werte besinnen und den unreinen Elementen in unserem Lande ihren Platz zuweisen. Deshalb sammele ich aufrechte Amerikaner wie Pete Kirshner, Stephen Hamilton und Buddy Lochner für einen neuen Klan um mich. Als Staatsanwalt habe ich versagt. Von vier Morden konnte ich Jeremy Hamilton freisprechen, doch beim fünften war ich machtlos. Als Großmeister eines neuen Ku-Klux-Klan werde ich mehr Erfolg haben.«
    Er ist verrückt, schoss es Alessa durch den Kopf, er istvöllig verrückt! Ein widerlicher Rassist, der unschuldige Menschen tötet, nur um seine abartigen Ideen verwirklichen zu können! Und er saß die ganze Zeit vor meiner Nase!
    Heftiger Schmerz fegte ihre Gedanken hinweg. Crosby stieß sie mit den Füßen in das brackige Wasser des Savannah River, versetzte ihr einen letzten Tritt, der einige Dornen des Stacheldrahts tief in ihre Haut bohrte.
    Das hässliche Lachen des Klansmannes begleitete sie in die träge Strömung des Flusses, dann tauchte sie unter und hörte gar nichts mehr.

40
    »Und ich dachte, ich käme heute mal früher nach Hause«, beklagte sich Harmon, als er in den Wagen stieg. »Ich hab den Zwillingen schon seit ein paar Tagen keine Gutenachtgeschichte mehr vorgelesen. Wo willst du überhaupt hin? Wenn das einer deiner berühmten Alleingänge werden sollte …«
    »Nur ein Verdacht, Harmon. Bei Weitem nicht genug, um Sunflower von seinem Schreibtisch wegzuholen.« Sie fuhr vom Parkplatz des Polizeigebäudes und hielt auf die Interstate zu. »Und viel zu heikel. Wenn ich falsch liege, stehe ich ab morgen bei Walmart an der Kasse.«
    Harmon war zu nervös, um auf den Scherz einzugehen. »Nun rück schon damit raus! Was für ein Verdacht?«
    Sie fuhr auf die Interstate und raste auf der Mittelspur an einem Truck vorbei. »Ich hab mir heute noch mal die Gerichtsprotokolle angesehen. Von der Verhandlung gegen Jeremy Hamilton. Ich dachte mir, vielleicht gibt’s da einen Hinweis auf unseren Täter.«
    »Und?«
    »Fehlanzeige.« Sie wechselte die Spur und fuhr so dicht auf einen Cadillac auf, dass der weißhaarige Fahrer entnervt zur Seite fuhr. »Mir ist lediglich aufgefallen, dass Jack Crosby etliches unternommen hat, um Hamilton einigermaßen

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