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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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blätterte durch die losen Seiten, wobei sich das klobige Manuskript in meinen ungeschickten Händen wand wie ein lebendiges Wesen.
    »Kapitel zwei. Frau und Kind lagen schlafend auf dem Rücksitz, als ich damals in die kleine Stadt aufgebrochen bin, um dem Chaos Londons zu entfliehen ...« »Kapitel drei. Ruth sah die Möglichkeit, dass ich es bis an die Spitze der Partei schaffen könnte, viel früher als ich ...« »Kapitel vier. Studierte denn niemand die Bilanzen meiner Vorgänger? Erkannte denn niemand das verheerende Ausmaß des Versagens, das die Partei...« »Kapitel fünf. Seit unserem Wahlsieg, der im Nachhinein als unvermeidbar erscheinen mag ...« »Kapitel sechs. Sechsundsiebzig verschiedene Stellen hatten in unserem Sozialversicherungssystem ihre Hände im Spiel...« »Kapitel sieben. In Nordirland mehrten sich die Anzeichen, dass wir endlich eines der drängendsten Probleme unserer Geschichte...« »Kapitel acht. Den mit ganzem Herzen für ihr europäisches Anliegen kämpfenden Kandidaten hatten wir es zu danken ...« »Kapitel neun. USA oder Großbritannien, in ihrer Außenpolitik verfolgen Nationen immer ihre eigenen Interessen ...« »Kapitel zehn. Dort, wo niemand damit gerechnet hatte, wurde die neue Regierung gleich mit einem schwierigen Problem konfrontiert...« »Kapitel elf. Für die akute Bedrohung durch den Terror lagen uns zahlreiche Belege vor, die ...« »Kapitel zwölf Die Nachrichten, die uns aus Afghanistan erreichten, bedeuteten eine weitere ernste...« »Kapitel dreizehn. CIA und MI6 haben uns immer wieder mit Informationen versorgt, die keinen anderen Schluss zuließen ...« »Kapitel vierzehn. Rekrutiert, um für Krone und Vaterland zu kämpfen, werden unsere Soldaten auch ...« »Kapitel fünfzehn. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Forderungen nach meinem Rücktritt ...« »Kapitel sechzehn. Harvard-Professor Paul Emmett hat in mehreren Essays darauf hingewiesen, welch einzigartige Bedeutung die...«
    Ich nahm alle sechzehn Kapitelanfänge und breitete sie in der richtigen Reihenfolge auf dem Schreibtisch aus.
    »Der Schlüssel zu allem liegt in Langs Autobiografie – am Anfang wird alles klar.«
    Am Anfang oder in den Anfängen ?
    Ich war nie gut gewesen im Rätselraten. Als ich aber jetzt die Seiten durchging und um das erste Wort von jedem Kapitel einen Kringel machte, konnte sogar ich das nicht übersehen. Der Satz, den McAra aus Angst um seine Sicherheit  in das Manuskript eingeflochten hatte – wie eine Botschaft aus dem Grab – lautete: »Langs Frau Ruth Studierte Seit Sechsundsiebzig In Den USA Dort Für Die CIA Rekrutiert Von Harvard-Professor Paul Emmett.«

SIEBZEHN
    »Der Ghost darf keinen Ruhm erwarten.«
    »GHOSTWRITER«
     
     
    An jenem Abend verließ ich meine Wohnung und kehrte nicht mehr zurück. Seitdem ist ein Monat vergangen. Soweit mir bekannt, werde ich nicht vermisst. Es hat Momente gegeben, besonders in der ersten Woche, da saß ich allein in meinem schmuddeligen Zimmer – bis jetzt habe ich in vier Hotels gewohnt – und habe mir gesagt, jetzt bist du verrückt geworden. Ruf Rick an, habe ich mir gesagt, und lass dir den Namen von dem Seelenklempner geben. Ich litt an Wahnvorstellungen. Doch dann, etwa vor drei Wochen, nach einem harten Tag am Schreibtisch und schon fast eingeschlafen, da hörte ich in den Null-Uhr-Nachrichten, dass der ehemalige britische Außenminister Richard Rycart und sein Fahrer in New York bei einem Autounfall ums Leben gekommen seien. Die Meldung kam erst an vierter Stelle in der Sendung. Es gibt nichts, was mehr ex ist als ein Ex-politiker. Rycart hätte das gar nicht gefallen.
    Da wusste ich, dass es keinen Weg zurück gab.
    Obwohl ich nichts anderes tue, als darüber zu schreiben und nachzudenken, was passiert ist, kann ich Ihnen immer noch nicht genau sagen, wie McAra die Wahrheit herausgefunden hat. Ich vermute, es fing an, als er damals im Archiv auf die »Operation Tempest« stieß. Er war bereits desillusioniert von den Jahren, die Lang an der Macht war, da er einfach nicht verstehen konnte, warum aus etwas, das mit so hohen Erwartungen begonnen hatte, ein derartiger Schweinestall hatte werden können. Als er während der Cambridge-Recherchen, verbissen wie er war, über die Fotos stolperte, müssen die ihm wie die Schlüssel zu einem Geheimnis erschienen sein: Wenn Rycart von den Gerüchten über Emmetts Verbindungen zur CIA gehört hatte, dann ist die Annahme nur logisch, dass auch McAra davon gehört haben

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