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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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kam mir ein Gedanke, ein so beunruhigender Gedanke, dass ich kaum wusste, wie ich ihn in Worte fassen sollte. »Wo wir schon dabei sind ... Was weißt du eigentlich über diesen Sidney Kroll?«
    »Sid Baby?« Rick ließ ein anerkennendes Kichern hören. »Tja, ist ein ganz schön harter Knochen, was? Der schafft’s und macht ehrenhafte Gauner wie mich arbeitslos. Bei seinen Deals gibt’s nur Pauschalhonorar, keine Prozente. Gibt keinen Expräsidenten und keinen Exminister, der ihn nicht gern in seiner Mannschaft hätte. Warum?«
    »Es ist wohl nicht möglich«, sagte ich zögernd und formulierte den Gedanken, während er Gestalt annahm, »dass er mir das Manuskript gegeben hat, weil er davon ausging – immer angenommen, jemand hätte das Verlagsgebäude beobachtet –, weil er also davon ausging, dass es so aussehen musste, als hätte ich beim Verlassen des Gebäudes Adam Langs Manuskript unterm Arm?«
    »Warum zum Teufel sollte er so was tun?«
    »Keine Ahnung. Einfach so, aus Spaß ? Um zu sehen, was passiert?«
    »Um zu sehen, ob man dich überfällt?«
    »Schon gut, ich weiß, das hört sich gaga an, aber denk mal kurz drüber nach. Warum stellt sich der Verlag wegen des Manuskripts so paranoid an? Nicht mal Quigley darf es sehen. Warum lassen sie es nicht aus Amerika raus? Vielleicht weil sie glauben, dass irgendwer hier bei uns das Ding unbedingt in die Finger kriegen will?«
    »Und weiter?«
    »Vielleicht benutzt Kroll mich als Köder, wie eine angebundene Ziege, um herauszufinden, wer sonst noch hinter dem Buch her ist und wie weit die gehen würden.«
    Ich hatte den Satz noch gar nicht ganz ausgesprochen, da wusste ich schon, wie lächerlich ich mich anhörte.
    »Langs Buch ist ein öder Haufen Scheiße!«, sagte Rick. »Die einzigen Menschen, denen sie es in diesem Stadium vorenthalten wollen, sind ihre Aktionäre! Deshalb halten sie es unter Verschluss.«
    Ich kam mir allmählich wie ein Idiot vor. Ich hätte das Thema liebend gern begraben, aber Rick amüsierte sich viel zu gut.
    »Eine angebundene Ziege!« Das brüllende Gelächter aus dem anderen Terminal hätte ich auch ohne Telefon gehört. »Also, nur um sicherzugehen, dass ich dich auch richtig verstanden habe. Laut deiner These muss irgendjemand gewusst haben, dass Kroll in der Stadt ist. Er muss gewusst haben, wo er am Freitagmorgen war und weshalb er da war ...«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich. »Hab’s kapiert.«
    »Er muss gewusst haben, dass Kroll Langs Manuskript einem neuen Ghost aushändigt, und als du die Besprechung verlassen hast, muss er gewusst haben, wer du bist und wo du wohnst. Immerhin haben sie dir ja vor deiner Haustür aufgelauert, richtig? Wow! Ziemliche Operation. Für eine Zeitung eine Nummer zu groß. Da muss schon eine Regierung ...«
    »Lass gut sein, sonst verpasst du noch deinen Flug«, sagte ich und brachte ihn damit endlich zum Schweigen.
    »Du hast recht. Also dann, guten Flug. Und schlaf im Flugzeug ein bisschen. Du hörst dich wirklich durchgeknallt an. Wir reden dann nächste Woche. Und mach dir keine Sorgen mehr.«
    Er legte auf.
    Ich stand da und hielt mein stummes Telefon in der Hand. Es stimmte. Ich hörte mich durchgeknallt an. Ich ging auf die Toilette. Der Bluterguss auf meiner Brust war angeschwollen. Er war jetzt schwarz und purpurrot mit einem gelben Saum und sah aus wie eine explodierende Supernova aus einem Astronomie-Lehrbuch.
    Kurze Zeit später wurde mein Flug nach Boston aufgerufen, und als wir in der Luft waren, beruhigten sich meine Nerven schließlich. Ich liebe den Augenblick, wenn die triste graue Landschaft flimmernd aus meinem Blickfeld verschwindet und das Flugzeug durch die Wolken in den strahlenden Sonnenschein vorstößt. Wer kann in dreitausend Metern Höhe noch deprimiert sein, wenn die Sonne scheint und die anderen armen Trottel unten auf der Erde herumwuseln? Ich nahm einen Drink, schaute mir einen Film an und hielt ein kleines Nickerchen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Business-Class-Kabine nach jeder verfügbaren Sonntagszeitung absuchte, ausnahmsweise den Sportteil links liegen ließ und alles las, was ich über Adam Lang und jene vier Terrorismusverdächtigen finden konnte.
     
     
    *
     
    Gegen ein Uhr mittags Ortszeit befanden wir uns im Landeanflug auf den Logan International Airport.
    Als wir tief über dem Hafen von Boston einschwebten, wirkte es so, als würde die Sonne, der wir den ganzen Tag hinterhergejagt waren, neben dem Flugzeug über das Wasser

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