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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Science-Fiction-Filme, die »in der nahen Zukunft« spielen, nachdem die Sicherheitskräfte den Staat übernommen haben. Vor dem Terminal parkten zwei gepanzerte Mannschaftswagen. Im Inneren patrouillierten ein Dutzend Männer mit schlecht geschnittenen Haaren, die Maschinengewehre á la Rambo trugen. Ewig lange Schlangen mit Passagieren, die in einer Hand ihre Schuhe und in der anderen den Klarsichtbeutel mit ihren kläglichen Toilettenartikeln trugen, warteten darauf, sich filzen und röntgen zu lassen. Reisen wird als Freiheit verkauft, dabei waren wir in etwa so frei wie Laborratten. Genau so werden sie den nächsten Holocaust managen, dachte ich, während ich in Strümpfen wieder ein Stückchen weiterschlurfte: Sie werden einfach Flugtickets an uns austeilen, und dann tun wir alles, was man uns sagt.
    Als ich die Sicherheitskontrollen hinter mir hatte, durchquerte ich die duftenden Duty-free-Hallen in Richtung American-Airlines-Lounge und wollte nur noch zweierlei: meine Gratistasse Kaffee und den Sportteil der Sonntagszeitung. In der Ecke plapperte und flimmerte ein Nachrichtensender, den keiner beachtete. Ich besorgte mir einen doppelten Espresso und nahm gerade die Fußballberichte in einer der Boulevardzeitungen in Angriff, als ich die Worte »Adam Lang« hörte. Drei Tage früher hätte ich wie alle anderen in der Lounge keine Notiz davon genommen, aber jetzt war es, als hätte man meinen Namen ausgerufen. Ich stand auf, stellte mich vor den Bildschirm und versuchte, aus der Geschichte schlau zu werden.
    Die Story schien nicht sonderlich wichtig zu sein. Hörte sich zunächst nach irgendeiner alten Sache an. Vor ein paar Jahren waren in Pakistan vier britische Staatsbürger aufgegriffen worden – »von der CIA gekidnappt«, so der Anwalt der vier –, an verschiedene geheime Orte gebracht und gefoltert worden. Einer war bei den Vernehmungen gestorben, die anderen drei hatte man in Guantanamo inhaftiert. Das Neue an der Geschichte war offenbar, dass einer Sonntagszeitung ein Dokument des Verteidigungsministeriums zugespielt worden war, das anzudeuten schien, Lang habe einer SAS-Einheit den Befehl erteilt, die vier Männer festzunehmen und der CIA zu übergeben. Es folgten empörte Stellungnahmen eines Menschenrechtsanwalts und eines Sprechers der pakistanischen Regierung. Archivaufnahmen zeigten Lang mit einer Blumengirlande um den Hals bei einem Pakistanbesuch während seiner Amtszeit als Premierminister. Eine Sprecherin von Lang wurde mit der Aussage zitiert, der ehemalige Premierminister wisse nichts von den Vorgängen und lehne einen Kommentar ab. Die britische Regierung hatte sich Forderungen nach einer Untersuchung beharrlich verweigert. Das war alles, dann folgte der Wetterbericht.
    Ich schaute mich in der Lounge um. Niemand sonst hatte von dem Bericht Notiz genommen. Aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich, als wäre mir jemand mit einem Eisbeutel über den Rücken gefahren. Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief Rick an. Ich wusste nicht, ob er schon nach Amerika zurückgeflogen war oder nicht. Es stellte sich heraus, dass er etwa eine Meile entfernt in der Lounge von British Airways saß und auf den Aufruf seines Fluges nach New York wartete.
    »Hast du gerade die Nachrichten gesehen?«, fragte ich ihn.
    Im Gegensatz zu mir war Rick ein Nachrichtenjunkie. »Die Lang-Story? Ja, hab ich.«
    »Glaubst du, da ist was dran?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Und wenn, wen kümmert’s? Wenigstens hält er sich so auf den Titelseiten.«
    »Meinst du, ich soll ihn danach fragen?«
    »Schert sich doch keine alte Sau mehr drum.« Übers Handy hörte ich eine Lautsprecherdurchsage. »Ich muss Schluss machen, mein Flug wird gerade aufgerufen.«
    »Eine Sekunde«, sagte ich schnell. »Ich muss dich eben noch was fragen. Als man mich am Freitag überfallen hat ... Irgendwie ergibt das Ganze keinen Sinn. Meine Brieftasche ist denen völlig egal, die schnappen sich nur das Manuskript. Und jetzt, nach den Nachrichten eben, na ja, ich frag mich halt, ob die Typen geglaubt haben, dass ich Langs Memoiren durch die Gegend trage.«
    »Woher sollten die das denn wissen?«, sagte Rick mit verwirrter Stimme. »Du hattest Maddox und Kroll doch gerade erst kennengelernt. Und ich war noch dabei, den Deal auszuhandeln.«
    »Vielleicht haben die das Verlagsgebäude beobachtet und sich dann an mich drangehängt. Die Plastiktüte war kreischend gelb. Genauso gut hätte ich eine Fackel tragen können.« Und dann

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