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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Am Samstagnachmittag trafen per Fahrradkurier von Rhinehart ein Business-Class-Ticket einfach, Kopien des Vertrags und der Vertraulichkeitserklärung bei mir ein. Der Bote wartete, während ich beides unterschrieb. Ich verließ mich auf Rick, dass der Vertrag einwandfrei war, und machte mir nicht die Mühe, ihn durchzulesen; die Geheimhaltungsverpflichtung überflog ich kurz im Flur. Im Nachhinein nimmt sie sich fast komisch aus: »Ich verpflichte mich, über alle vertraulichen Informationen strengstes Stillschweigen zu bewahren und alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass diese enthüllt werden oder einer dritten Partei oder relevanten Person zur Kenntnis gelangen ... Ich werde die vertraulichen Information nicht zum Vorteil einer dritten Partei nutzen, enthüllen oder deren Enthüllung durch eine andere Person zulassen ... Weder ich noch relevante Personen werden ohne die vorherige Zustimmung durch den Besitzer vertrauliche Informationen auf irgendwelche Weise ganz oder teilweise vervielfältigen oder weitergeben ...« Ich unterschrieb ohne Bedenken.
    Mir hat es immer gefallen, schnell verschwinden zu können. Normalerweise kostete es mich etwa fünf Minuten, um mein Londoner Leben auf Eis zu legen. Alle meine Rechnungen wurden per Lastschriftverfahren bezahlt. Es gab keine Lieferungen, die abbestellt werden mussten – keine Milch, keine Zeitungen. Meine Putzfrau, die ich ohnehin fast nie zu Gesicht bekam, würde zweimal die Woche vorbeikommen und die Post von unten mit in die Wohnung nehmen. Mein Schreibtisch war aufgeräumt. Ich hatte keine Termine. Mit meinen Nachbarn hatte ich noch nie ein Wort gewechselt. Kate war wahrscheinlich endgültig gegangen. Die meisten meiner Freunde waren schon vor langer Zeit ins Königreich des Familienlebens übergewechselt, aus dessen entlegenen Provinzen nach meiner Erfahrung kein Reisender jemals wieder zurückkehrte. Meine Eltern waren tot. Ich hatte keine Geschwister. Was die Welt anging, hätte ich sterben können, und mein Leben wäre normal weitergegangen. In meinen Koffer packte ich Wäsche zum Wechseln für eine Woche plus einen Pullover und ein Extrapaar Schuhe. Ich verstaute meinen Laptop und Minidisc-Rekorder in meiner Schultertasche. Waschen lassen konnte ich im Hotel. Was ich sonst noch brauchte, würde ich mir vor Ort kaufen.
    Den Rest des Tages und den ganzen Abend las ich mich in meinem Arbeitszimmer durch die Bücher über Adam Lang und machte mir eine Liste mit Fragen. Ich möchte das Bild von Dr. Jekyll und Mr Hyde nicht überstrapazieren, aber als der Tag zur Neige ging und in den großen Wohntürmen jenseits des Rangierbahnhofs die Lichter aufflammten und die blinkenden roten, weißen und grünen Sterne blitzend gen Flughafen sackten, da hatte ich allmählich das Gefühl, dass ich in Langs Haut schlüpfte. Er war ein paar Jahre älter, aber abgesehen davon war unser Werdegang ähnlich. Die Parallelen waren mir vorher nicht aufgefallen: Einzelkind, geboren in den Midlands, Gymnasium am Geburtsort, Hochschulabschluss in Cambridge, Passion für Studententheater, totales Desinteresse an studentischer Politik.
    Ich blätterte zu den Fotos zurück: »Für seine zum Schreien komische Verkörperung eines Huhns, das die Aufsicht über einen Menschenmastbetrieb führt, bekam Lang in der Footlights Revue 1972 viel Applaus.« Ich konnte mir vorstellen, dass wir beide hinter den gleichen Mädchen her waren, dass wir mit einem miesen Stück zum Edinburgh Festival Fringe fuhren und dort im Laderaum unseres zerbeulten VW-Busses schliefen, dass wir zusammen auf einer Bude wohnten und zusammen Joints durchzogen. Aber ich war irgendwie – metaphorisch gesprochen – ein Huhn geblieben, während er es bis zum Premierminister gebracht hatte. Das war der Punkt, an dem mich mein normales Einfühlungsvermögen verließ, denn anscheinend gab es nichts in seinen ersten fünfundzwanzig Jahren, was mir seine zweiten fünfundzwanzig erklären konnte. Aber es würde mir ja noch genügend Zeit bleiben, um seinen Tonfall zu treffen, redete ich mir ein.
    Bevor ich an jenem Abend zu Bett ging, drehte ich den Schlüssel an der Wohnungstür zweimal um. Ich träumte, dass ich Adam Lang in einem Gewirr aus regennassen roten Ziegelpflasterstraßen verfolgte. Als ich in ein Minicab stieg und der Fahrer sich umdrehte, um mich zu fragen, wohin ich wolle, blickte ich in McAras trauriges Gesicht.
     
    Heathrow am nächsten Morgen sah aus wie in einem der schlechten

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