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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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die unterste Treppenstufe der Veranda noch nicht erreicht, da ließ Mrs Emmett schon die Haustür ins Schloss fallen. Als ich über das nasse Gras des Rasens zu meinem Wagen ging, konnte ich spüren, dass ihr Mann mich vom Fenster seines Arbeitszimmers aus beobachtete. Am Ende der Auffahrt wartete ich darauf, dass sich das Tor öffnete, als plötzlich ein kräftiger Windstoß durch die hohen Bäume fuhr und das Regenwasser von den Zweigen in einem einzigen harten Schwall auf das Auto niederprasselte. Ich erschrak so sehr, dass mir die Haare wie winzige Stacheln vom Hinterkopf abstanden.
    Ich bog in die leere Straße ein und fuhr den gleichen Weg zurück, den ich gekommen war. Mein Herz schlug schneller als sonst. Meine Nerven waren etwas angegriffen, so als wäre ich gerade im Dunkeln eine Treppe hinuntergegangen und über die unterste Stufe gestolpert. Meine oberste Priorität war es, so schnell wie möglich diese Bäume hinter mir zu lassen.
    »Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden.«
    Ich fuhr rechts ran, packte das Navigationsgerät mit beiden Händen und drehte und riss gleichzeitig daran. Mit dem befriedigenden knirschenden Geräusch von zerreißenden Kabeln löste es sich aus seiner Verkleidung, dann warf ich es in den Fußraum des Beifahrersitzes. In diesem Augenblick sah ich im Rückspiegel einen großen schwarzen Wagen, der mit aufgeblendeten Scheinwerfern schnell näher kam. Er überholte mich mit so hoher Geschwindigkeit, dass ich den Fahrer nicht erkennen konnte. An der nächsten Kreuzung verschwand er aus meinem Blickfeld. Als ich mich umschaute, lag die Landstraße verlassen da.
    Es ist merkwürdig, wie die Angst auf einen Menschen einwirkt. Wenn man mich vor einer Woche gefragt hätte, wie ich in einer solchen Situation reagieren würde, hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass ich nach Martha’s Vineyard zurückfahren und versuchen würde, die ganze Geschichte zu vergessen. Jetzt jedoch befahl mir mein Instinkt, ganz im Widerspruch zu meinem normalerweise hasenfüßigen Charakter, den herablassenden und irgendwie bedrohlichen Emmett genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine rein atavistische Reaktion: die Art von Reflex, die geistig vollkommen gesunde Haushaltsvorstände dazu treibt, sich mit üblicherweise desaströsen Folgen auf die Verfolgung eines bewaffneten Einbrechers zu machen.
    Anstatt also vernünftigerweise den Weg zurück zum Interstate-Highway zu finden, folgte ich den Wegweisern  nach Belmont, einer weitläufigen, grünen und wohlhabenden Stadt von erschreckender Sauberkeit und Ordentlichkeit, in der die Haltung einer Hauskatze wahrscheinlich eine behördliche Genehmigung erforderte. Ich fuhr durch saubere, anscheinend identische Wohnstraßen mit Häusern, vor denen Fahnenmasten und Allradgeländewagen standen. Ich fuhr wie jeder durchschnittliche europäische Tourist verwirrt auf breiten Hauptverkehrsstraßen dahin, bis ich schließlich in einen Teil der Stadt kam, der nach meinem Dafürhalten Ähnlichkeit mit einem Ortskern hatte. Ich parkte und nahm diesmal meinen Koffer mit.
    Die Straße hieß Leonard Street und beschrieb vor dem Hintergrund großer, kahler Bäume einen Bogen, an dem hübsche Geschäfte mit bunten Markisen aufgereiht waren. Eines der Gebäude war rosa gestrichen. Eine dünne, an den Rändern geschmolzene Schneeschicht bedeckte die grauen Dächer. Es hätte ein Skiort sein können. Er hatte Verschiedenes anzubieten, was ich nicht brauchte – einen Immobilienmakler, einen Juwelier, einen Friseur –, und etwas, was ich brauchte: ein Internetcafé. Ich bestellte mir einen Kaffee und einen Bagel und setzte mich vor den am weitesten vom Fenster entfernten Computer. Um etwaige Neugierige abzuschrecken, stellte ich meinen Koffer auf den Nachbarplatz, nippte an meinem Kaffee und biss vom Bagel ab. Dann klickte ich auf Google, tippte »Paul Emmett« und »Arcadia Institution« ein und beugte mich zum Monitor vor.
     
     
    *
    Laut www.arcadiainstitution.org war die Arcadia Institution im August 1991 gegründet worden, am fünfzigsten Jahrestag des ersten Gipfeltreffens zwischen Premierminister Winston S. Churchill und Präsident Franklin D. Roosevelt in Placentia Bay auf Neufundland. Ein Foto zeigte Roosevelt in einem eleganten grauen Anzug an Deck eines amerikanischen Kriegsschiffes bei der Begrüßung Churchills, der etwa einen Kopf kleiner war und einen eigentümlichen zerknitterten dunkelblauen Navy-Mantel sowie eine Schildmütze trug. Er sah aus wie ein listiger

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