Ghostman: Thriller (German Edition)
müssen, um ihr ganzes Geld zu lagern? Sie haben meinen Preis gehört. Jetzt lassen Sie das Gequatsche.«
» Hundertfünfzig heute Abend, aber das ist alles. Wenn Sie mehr wollen, sehen wir uns in der Hölle.«
Ich schwieg kurz. » Okay«, sagte ich dann, » damit kann ich leben.«
Das Geräusch, das der Wolf von sich gab, war eine Mischung aus Seufzen und Grunzen. » Kommen Sie in ein paar Stunden in meine Suite im Atlantic Regency. Dann halte ich Ihr Geld bereit.«
» Sie haben eine Suite im Regency? Was für ein Zufall.«
» Das klingt, als ob Sie mir nicht vertrauten.«
» Der Mann vorhin am Telefon hat gesagt, Sie brechen mir alle Finger mit dem Hammer. Nein, natürlich vertraue ich Ihnen nicht. Nicht ums Verrecken.«
» Ich habe die Schlüssel zu einem ehemaligen Striptease-Club, Ecke Kentucky Avenue und North Martin Luther King Boulevard. Da können wir uns treffen.«
» Den Treffpunkt bestimme ich.«
» Sie haben für heute genug verhandelt, Ghostman«, sagte der Wolf. » Lassen Sie uns dieses Spiel nicht fortsetzen, okay? Sie werden den Deal nach meinen Bedingungen abwickeln, oder es wird keinen Deal geben. Wenn Sie glauben, Sie haben mich eingeschüchtert, sind Sie schiefgewickelt. Sie bringen das Geld in meinen Club, und zwar allein, oder Sie sehen mich das nächste Mal durch eine Wolke Sprühfarbe in einem Plastikbeutel.«
Ich schwieg, nur um ihn warten zu lassen.
» Abgemacht«, sagte ich schließlich.
FÜNFUNDVIERZIG
Ribbons’ Haus war ein eingeschossiges Gebäude an der North Virginia Avenue, fünfzehn Blocks vom Boardwalk entfernt. Ich brauchte nicht lange, um es zu finden. Bis zum Regency konnten es nicht mehr als zwanzig Blocks sein, und ich wusste ja, wo ich suchen musste. Es war eine seltsam hübsche Gegend. Wenn ich hier einfach nur entlanggefahren wäre, hätte ich nie vermutet, dass Ribbons hier landen würde. Die Straße war breit und glatt asphaltiert, und die Kiefernhecken am Gehweg raschelten in der Meeresbrise. Leute mit richtigen Jobs wohnten in dieser Gegend. Sie hatten Krankenversicherungen und Pensionsfonds, und in ihren Gärten spielten Kinder. Niemand würde auf die Idee kommen, hier nach einem abgefuckten Junkie mit ein paar Kugeln im Leib zu suchen.
Ich fuhr in der Straße auf und ab, und dann sah ich das blaue viktorianische Haus. Ich parkte auf der anderen Straßenseite und blinzelte im grellen Licht, als ich ausstieg. Das Haus selbst war abscheulich. Es sah aus, als sei es früher mal ein vornehmes Sommerhaus gewesen, aber von der alten Schönheit war kaum noch etwas da. Die Haustür war mit Sperrholzplatten vernagelt, die meisten Fenster ebenfalls. Ein großes Holzschild mit der Aufschrift » ZU VERKAUFEN « stand auf dem Rasen hinter dem Briefkasten, aber in der Salzluft rottete es langsam vor sich hin, und es war mit Graffiti besprayt, sodass ich den Namen des Maklers nicht lesen konnte. Am Haus war die Farbe beinahe restlos abgeblättert, und die Fenster im ersten Stock waren eingeschlagen, sodass Wind und Regen eindringen konnten. Ich schaute hinauf und stieß einen Pfiff aus.
Was Verstecke angeht, bin ich ein Connaisseur, und das hier war großartig. Zum Ersten sind Wohnhäuser ganz wunderbar, und das nicht nur, weil sie durch die Verfassung vor Durchsuchungen geschützt sind. Ribbons konnte tagelang hierbleiben, ohne dass es allzu unbequem wurde, und niemand würde sich über sein Kommen und Gehen wundern. Zum Zweiten gab es keine Papierspur. Der Einzige, der ihn eindeutig mit diesem Haus in Verbindung bringen konnte, war der Immobilienmakler, den er geschmiert hatte, um an diese Adresse zu kommen. Und zum Dritten passte es nicht ins Profil. Die Gegend war ein bisschen zu nett, um eine polizeiliche Aufmerksamkeit von der Sorte auf sich zu ziehen, die Ribbons’ Plan vereiteln könnte, aber nicht so nett, dass man seine Anwesenheit hier bemerken würde. Das Haus war einfach perfekt.
Und Ribbons’ gestohlener jagdgrüner Mazda MX -5, Baujahr 2009, stand daneben.
Der Wagen war durch die Hölle gegangen. Die Scheinwerfer waren zertrümmert, und über die linke Tür zog sich eine Beule, so lang wie ein kleiner Schreibtisch. Der Wagen parkte halb hinter den Büschen, und zwar so, dass das Nummernschild von der Straße aus nicht zu sehen war. Am Fenster an der Fahrerseite sah ich kleine Blut- und Dreckspritzer. Der Wagen war da, doch Ribbons saß natürlich nicht drin. Er hatte es wenigstens noch ins Haus geschafft. Ich fände es schrecklich, in einem
Weitere Kostenlose Bücher