Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
Vom Netzwerk:
rutschte ihm gegenüber auf die Bank. Lakes lehnte sich sofort zurück, als habe er Angst. Auf dem Tisch waren Kaffeeflecke, und den Hamburger auf dem Teller zwischen uns hatte er kaum angerührt; das Hackfleisch war in der Mitte braun und an den Rändern hart geworden. Kaffee hatte er sich anscheinend schon zwölfmal nachschenken lassen. Neben der Ketchup-Flasche lagen lauter leere Sahnedöschen. Es sah aus, als habe er den ganzen Tag hier gesessen.
    » Wie lange warten Sie schon?«, fragte ich.
    Er sah auf die Uhr. » Inzwischen fast den ganzen Tag. Als Sie sagten, es würde wohl ein Weilchen dauern, dachte ich, Sie meinen so was wie eine Stunde, wissen Sie?«
    » Haben Sie ein Auto für mich?«
    Er schob die Hand in die Tasche, zog einen dicken Funkschlüssel mit dem Anhänger einer Autovermietung heraus und schob ihn über den Tisch. In seinen Bewegungen lag eine seltsame Mischung aus Erschöpfung und Angst, und sein Arm zitterte ein bisschen. Ich sah den Schlüssel an und steckte ihn in die Tasche.
    » Es ist der rote Accord, der vorn an der Ecke parkt. Er ist auf den Namen Michael Hitchcock zugelassen. Wenn Sie angehalten werden, müssen Sie also so tun, als wären Sie mit ihm bekannt. Verdammt, mit Ihrem neuen Aussehen könnten Sie sogar so tun, als wären sie er. Er ist weiß, männlich, dunkelhaarig, fünfunddreißig Jahre alt.«
    » Gab es was in den Nachrichten?«
    » Gegen Sie liegt ein Haftbefehl vor, aber das wissen Sie wahrscheinlich schon. Ihr Gesicht war riesengroß im Fernsehen. Sie haben ein Foto von der Flughafen-Security veröffentlicht, eine ziemlich gute Nahaufnahme von Ihnen, wie Sie mit einer Tusse vom FBI reden. Außerdem haben sie Ihre Größe, Ihr Gewicht und Ihr Geburtsdatum angegeben. Ich habe mir Sorgen gemacht, aber das ist wahrscheinlich überflüssig. Sie sehen nicht mal mehr aus, als wären Sie dieselbe Person. Was zum Teufel ist passiert?«
    » Ich habe mich frischgemacht, bevor ich hergekommen bin. Geduscht.«
    » Muss ja eine Wahnsinnsdusche gewesen sein.«
    » Ich kann’s nicht erwarten, diesen neuen Anzug anzuziehen.«
    Lakes nickte. » Sie haben’s nötig.«
    Er deutete mit dem Kopf zu dem Fernseher über der Bar. Der Ton war abgeschaltet, und auf dem Bildschirm lief ein Werbefilm für das Atlantic Regency, doch ich verstand seinen Wink. Er hatte stundenlang hier gesessen und nichts anderes getan, als mein Gesicht immer wieder in den Nachrichten zu sehen, und dabei die ganze Zeit befürchtet, ich könnte geschnappt werden. Und jetzt sah mein Gesicht anders aus. Es fällt offensichtlich vielen Leuten schwer, sich daran zu gewöhnen.
    Wir saßen eine Weile schweigend da, und ich sah zu, wie er nervös noch mehr Kaffee trank und den mittleren Knopf an seinem Jackett befingerte. Er wartete darauf, dass ich etwas sagte, wollte mir aber Zeit lassen. Lakes hatte mich an den Wolf verraten. Ich hatte nichts dagegen, ihn ein wenig schwitzen zu lassen.
    Ich nahm den Revolver in die Hand, vergewisserte mich, dass alle sechs Kammern geladen waren, und legte ihn wieder auf den Tisch, die Mündung auf Lakes gerichtet. Dann holte ich den Peilsender heraus, den ich unter seinem Bentley gefunden hatte.
    Er erstarrte, und sein Kaffeebecher blieb auf halber Höhe zwischen Tisch und Mund in der Schwebe. Es dauerte einen Moment, bis er sich gefasst hatte und den Becher abstellte. Panik hatte ihn gepackt. Er wusste, was er getan hatte. Er wusste, was ich daraufhin tun würde. Er hatte mir verwanzte Autos angedreht und meinen Aufenthaltsort verkauft. In meiner Branche ist ein solcher Verrat normalerweise Grund genug für eine Kugel in den Kopf. Ein solcher Verrat ist unverzeihlich.
    Lakes schluckte schwer.
    » War so ein Ding an jedem Wagen, den Sie mir gegeben haben?«
    Er sagte kein Wort, sondern saß da wie ein Hase im Scheinwerferlicht. Ich konnte verstehen, dass er nicht antworten wollte. Wenn er jetzt log und ich fand es heraus, würde ich ihn umlegen. Wenn er die Wahrheit sagte und sich belastete, würde ich ihn umbringen. Was immer er sagte, es würde ein schlechtes Ende mit ihm nehmen.
    » Also«, sagte ich. » Wenn ich jetzt rausgehe und einen Blick unter den Accord werfe, den Sie mir besorgt haben, finde ich dann wieder so was?«
    Lakes sagte nichts. Er nickte nur.
    » Sie haben den Wolf über jede Einzelheit informiert, nicht wahr?«
    Lakes rührte sich nicht.
    Ich seufzte, und dann legte ich die rechte Hand auf den Revolver und bedeckte ihn mit der linken mit Servietten. Es war still

Weitere Kostenlose Bücher