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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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seinem Schrotgewehr und gab ihm zu verstehen, er solle aus dem Weg gehen.
    Ich sprang auf den nächstbesten Schreibtisch und rief: » Wir sind nicht hier, weil wir Ihr Geld wollen. Wir wollen nur das Geld im Tresor. Das ist versichert, und Sie werden nichts verlieren. Wenn Sie meine Anweisungen befolgen, wird Ihnen nichts passieren. Jetzt legen Sie sich auf den Boden, verdammt!«
    Hsiu wiederholte alles auf Malaiisch, aber das war eigentlich nicht nötig. In vielen Bereichen, auch im Bankgeschäft, war Englisch die Verkehrssprache. Wir wussten, dass alle Mitarbeiter es zumindest so weit beherrschten, wie es für ihre Arbeit nötig war. Die Übersetzung sollte nur sicherstellen, dass in der ganzen Aufregung nichts verloren ging.
    Ich richtete mein Gewehr auf die Leute in der Lobby. Wenn man ein solches automatisches Gewehr in den Händen hält, braucht man nicht besonders bedrohlich aufzutreten. Das Gewehr nimmt einem das meiste ab. Sie schauten voller Angst zu mir auf, hoben die Hände und sanken langsam auf die Knie. Dann hatte ich mich nur noch um ein paar Nachzügler zu kümmern. Ich ging durch die Glaskästen, in denen die Angestellten arbeiteten, und zog die letzten drei unter ihren Schreibtischen hervor, zwei Asiaten, einen Briten. Sie waren Sachbearbeiter, und deshalb wussten wir, sie würden weder Panikschalter noch Tresorfachschlüssel haben. Ich warf sie zu Boden wie alle andern. Dann ging ich noch einmal nach hinten, um mich zu vergewissern, dass sich dort niemand versteckt hatte, und riss die Schnüre der Schreibtischtelefone aus der Wand. Als ich Vincent signalisiert hatte, dass alles okay war, sprang er von der Theke herunter und führte die Kassierer und den weinenden Tresormanager hinaus zu den anderen Leuten, die sich in der Ecke zusammengedrängt hatten, die am weitesten von den Aufzügen entfernt war. Mancini musterte jeden Einzelnen von ihnen. Er hatte nicht viel mehr zu tun, als herumzustehen und finster dreinzuschauen. Alle waren brav wie die Lämmer.
    Ich durchsuchte einen nach dem anderen auf versteckte Waffen, und mit Deng Onpang fing ich an. Ich stieß mit dem Fuß an seine Taschen, Schultern und Fußknöchel. Als ich mit ihm fertig war, ging ich sofort weiter zum Nächsten und zum Übernächsten. Es kam auf jede Sekunde an. Alles in allem hatten wir dreizehn Geiseln: zwei Kassierer, sechs andere Angestellte, zwei Kunden und die drei Mann aus dem Geldtransporter, die wir noch heraufschaffen mussten. Keiner war bewaffnet, aber die meisten hatten Brieftaschen und Handys bei sich.
    » Nehmen Sie die Akkus aus Ihren Handys«, befahl ich, » und schieben Sie die Telefone ganz weit von sich weg. Versuchen Sie nicht, jemanden anzurufen oder irgendeine Nachricht zu versenden. Wir stören das Mobilfunknetz. Es wird also nicht funktionieren. Los, machen Sie schon.«
    Hsiu spielte das Echo auf Malaiisch, damit jeder uns verstand.
    Ich behielt die Geiseln aufmerksam im Auge, als sie ihre Telefone hervorholten. Wir hatten in Wirklichkeit keinen Handystörsender, aber zu behaupten, wir hätten einen, vergrößerte die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute einfach taten, was wir sagten. Es ging großenteils reibungslos vonstatten. Einer der Mitarbeiter sagte etwas auf Malaiisch, und Hsiu übersetzte: » Ich habe keins.« Weil ich ihm nicht traute, durchsuchte ich seine Taschen, fand jedoch nichts. Also ließ ich ihn in Ruhe und befahl Mancini, er solle ihm ein Beruhigungsmittel verpassen. Ich wollte kein Risiko eingehen und zertrat jedes einzelne Handy.
    » Alles klar«, sagte ich.
    » Alles klar«, sagte Angela.
    Hsiu und Vincent waren hinter den Schalterfenstern. » Alles klar.«
    Joe zündete seinen Schweißbrenner vor dem Tresor. » Alles klar.«
    Mancini schaute zu mir herüber und streckte den Daumen hoch. Alles klar.
    Ich lächelte. Im Handumdrehen gehörte die Bank uns. Ich holte tief Luft und schaute aus dem Fenster. Die Petronas Towers schimmerten in der Ferne. Ich sah auf die Uhr. Wir waren seit genau fünfundsechzig Sekunden drin. Der einfache Teil war zu Ende. Ich atmete noch einmal tief ein und langsam wieder aus. Mein Puls war beschleunigt, und ich musste ihn unter Kontrolle halten.
    Dann fing die Frau wieder an zu schreien.
    Sie kauerte mitten zwischen den anderen auf Händen und Knien. Die Tränen, die ihr über das Gesicht liefen, mischten sich mit ihrem Lidschatten zu dicken schwarzen Tropfen, die von ihrem Kinn fielen und in ihr Kostüm sickerten. Ihre Arme bebten, und ihr Gesicht war zu

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