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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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zuschauen.
    Wir alle hatten damit gerechnet und eine Menge Vorkehrungen getroffen. Wir hatten gewusst, dass die Polizei irgendwann ins Spiel kommen würde. Niemand verbringt fast eine Stunde mit einem Bankraub, ohne dass das passiert. Hätten wir Glück gehabt, wären da jetzt erst zwei Mannschaftswagen draußen und ein paar Dutzend bewaffnete Polizisten in der Lobby gewesen. Doch stattdessen schwirrten Hubschrauber über uns herum, und eine Armee von Elitepolizisten des Spezialeinsatzkommandos zogen Barrikaden um das Gebäude herum. Es würde ein Glücksspiel sein, hier heil herauszukommen.
    Das Geräusch des Bohrers erfüllte die Luft. Ich behaupte nicht, dass ich einen Safe knacken kann, aber ich weiß, wie es geht. Um einen solchen Tresor zu öffnen, müssen zu einer bestimmten Zeit drei verschiedene Codes an drei verschiedenen Kombinationsschlössern eingegeben werden. Jeder Code bestand aus drei Einheiten von Zahlen zwischen null und achtzig. Das bedeutet, der Zugangscode zur Tresorkammer bestand aus neun Zahlen zwischen null und achtzig, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Reihenfolge eingegeben werden mussten. Das sind unzählige mögliche Kombinationen. Wenn jemand versuchen wollte, sie alle selbst und per Hand einzugeben und alle fünf Sekunden eine Zahl einstellte, würde er hundert Milliarden Jahre brauchen, um die Kombination zu finden. Das Universum ist etwas weniger als vierzehn Milliarden Jahre alt.
    Joe Landis hatte das Ding nach achtundvierzig Minuten geöffnet.
    Joe Landis benutzte eine Thermolanze, eine Faseroptiksonde und ein Black-Box-Lauschgerät. Die Lanze war eine fast zwei Meter lange Stange an einer Flasche mit reinem Sauerstoff, der am Ende der Lanze mit achttausend Grad Celsius verbrannte. Damit bohrte er ein sehr kleines Loch durch das Schloss. Sobald es sich ein bisschen abgekühlt hatte, wurde das Faseroptikkabel durch das Loch geschoben, sodass er die innere Mechanik sehen konnte. Die Black Box ermöglichte ihm, die Geräusche des Getriebes mit übermenschlicher Präzision zu hören und das leiseste Klicken eines an seinen Platz fallenden Ritzels wahrzunehmen. Mit diesem Werkzeug konnte Joe sich jedes Einstellrad vornehmen, die offenen Kerben sehen und sie in eine Reihe positionieren. Dann arbeitete er sich rückwärts zu den Kombinationen. Natürlich gab es Geisterkerben, Phantom-Klicks und Panik-Codes, vor denen er auf der Hut sein musste, aber Joe wusste, wie man mit so etwas umging. Als er den Code ermittelt hatte, musste er die interne Uhr der Tresorkammer vorstellen, damit die Tür sich nicht erst eine halbe Stunde nach der Eingabe öffnete, und auch das gelang ihm mühelos. Er war der Beste, den ich je gesehen hatte.
    Und dann erklang Musik in meinen Ohren. » Leute, wir sind drin.«
    Mehr brauchte Joe nicht zu sagen, um uns alle herbeistürmen zu lassen. Ich sah zu, wie er die Codes eingab– mit schweißnasser Stirn und ruhiger Hand. Er drehte eine Scheibe hin und her, dann die nächste und dann noch eine. Bei der letzten Ziffer hörten wir ein Klicken. Er legte den Hebel um, und die Tür öffnete sich langsam.
    Jackpot.
    Der Tresor war so groß wie ein Büroraum, und die Geldstapel reichten bis an meine Schenkel. Violette Ringgit, rote Yuan, taubenblaue Baht, blaue Rupien, orangegelbe Riel, grüne Dong, graue Kip– ein Regenbogen aus Währungen. Tresorräume an sich jedoch sind immer ein bisschen enttäuschend. Wenn der Schock beim Anblick des vielen Geldes nachlässt, ist die Kammer nichts weiter als ein normales Hochsicherheitsschließfach.
    Wir verschwendeten keine Zeit. Wir hatten fünf Minuten für das komplette Verpacken kalkuliert, und so brauchten wir nur viereinhalb. Wir mussten vorsichtig sein. Nachdem wir die Geldkäfige geöffnet hatten, untersuchten wir das Geld auf Sprengfallen. Ein paar der Bargeldklötze waren mit versteckten Tintendüsen ausgestattet, die aktiviert werden würden, sobald das Geld sich weiter als zehn Meter vom Gebäude entfernte. Ködergeld. Bevor wir die gute Kohle einpacken konnten, mussten wir die Farbpakete aussortieren. Anders als die Bundesbeiladung waren diese Farbbeutel dick, dumm und leicht zu finden. Wir mussten die Geldklötze einzeln durchsehen und untersuchen. Das war lästig, aber nicht abschreckend, und dauerte nur eine weitere Minute.
    Nachdem wir die verborgenen Farbbeutel entfernt hatten, mussten wir die dünnen grünen Banderolen, die die Scheine zusammenhielten, abreißen und wegwerfen. Sie waren nicht

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