Ghostman: Thriller (German Edition)
Szenario kam mir brauchbar vor. Ich schaute auf die Uhr und sah zu, wie der Sekundenzeiger langsam und ruckartig um das Zifferblatt herumwanderte.
Zwei Uhr. Noch achtundzwanzig Stunden.
Als ich in die Garage gekommen war, hatte sich das Licht eingeschaltet. Überall auf meinem Weg waren ein paar Leuchtröhren aufgeleuchtet. Bewegungssensoren. Wenn sie funktionierten, wie ich es vermutete, würden sie nach einer Weile wieder ausgehen. Ohne sie wäre es in der Garage praktisch stockfinster. Nur das beleuchtete EXIT -Schild würde noch für Licht sorgen. Das würde mir zwei Sekunden Vorsprung verschaffen. Ich könnte den Motor starten und den Gang einlegen, bevor sie reagieren könnten. Natürlich würde ich höchstens drei Meter weit kommen, bevor die Lampen wieder aufflackerten und ihr Zwielicht verbreiteten. Aber das könnte genügen.
Langsam streckte ich die Hand aus, schob den Zündschlüssel ins Schloss und drehte ihn in die nächste Position. Die Armaturenbeleuchtung ging an, das dunkle Computerdisplay an der Konsole schimmerte blassblau. Ich griff zum Schalter für die Scheinwerfer, und ich schaltete alles ab, was abzuschalten war. Die Blinker, das Fahrlicht, den Computermonitor, alles. Ich schaute wieder auf die Uhr.
Jede Sekunde wäre es jetzt so weit.
Die erste Leuchtstoffröhre in der hinteren Ecke der Garage vor dem Treppenhaus flackerte einmal und ging dann aus. Eine weitere eine Sekunde später, dann noch zwei. Wieder zwei, dann drei. Das Ganze, schätzte ich, würde ungefähr zwanzig Sekunden dauern, denn so lange hatte ich gebraucht, um zum Wagen zu gehen. Ich zählte sie auf meiner Armbanduhr.
Zehn Sekunden. In der Garage wurde es immer dunkler.
Fünf Sekunden.
Drei.
Zwei.
Das Licht über dem SUV hinter mir klickte einmal laut und erlosch flackernd.
Eine Sekunde.
Dunkelheit. Ich atmete langsam und tief durch und startete den Motor. Die roten Heckleuchten meines Wagens mussten aussehen wie eine auflodernde Signalfackel.
Ich legte den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal herunter. Die Reifen quietschten, als ich eine Kamikaze-Wende hinlegte, in den Vorwärtsgang schaltete und Vollgas gab. Die bewegungsaktivierten Lichtschalter kamen nur langsam nach. Ich war mehr als fünf Meter weit draußen, bevor das Licht wieder anging. Ich raste die Rampe zum Erdgeschoss hinauf und nahm zwei Kurven haarscharf. In der Aufsichtskabine war niemand, und das war gut so, denn ich hatte nicht vor anzuhalten. Mit dreißig Meilen pro Stunde nahm ich die Ausfahrt.
Trotzdem verschaffte mein Plan mir nicht den Vorsprung, den ich erhofft hatte. Meine Heckleuchten hatten ihnen das Startzeichen gegeben. Als ich schleudernd auf die Straße hinausschoss, hörte ich den anderen Suburban hinter mir an der Kabine vorbeidonnern. Sie wahrten keine Spur von Schein mehr und bemühten sich nicht, unsichtbar zu bleiben. Sie wollten mich zur Strecke bringen. Mit kreischenden Bremsen flogen sie über den Randstein.
Ich war vielleicht fünfzehn Meter vor ihnen. Komm schon.
Ich trat das Gaspedal bis auf das Bodenblech hinunter. Das Automatikgetriebe schaltete herunter und wieder hoch, als ich von der Chelsea bei Rot auf die Pacific bog. In einer weiten, unsauberen Kurve trug der Wagen mich durch den spärlichen, dreispurigen Verkehr. Der andere Suburban blieb mir auf den Fersen.
Cops waren das nicht, das stand fest. Sie hatten es auf mich abgesehen.
Ich folgte dem Stadtplan in meinem Kopf. Südwärts auf der Pacific und dann rechts ab auf die Providence Avenue. Da gab es einen Parkplatz, über den ich die Abkürzung zur Atlantic Avenue nehmen konnte. Von der Atlantic zur Albany, von der Albany zum O’Donnell Park. Noch ein paar Blocks weiter und dann die Auffahrt zum Freeway. Es gab über dreihundert Straßen in der Stadt, und ich kannte sie alle auswendig.
Alle meine Sinne arbeiteten jetzt auf Hochtouren. Ich hörte das Geräusch der Reifen auf dem Asphalt und spürte, wie das Profil in die kleinen Unebenheiten der Straße biss. Ich roch die Auspuffgase.
Ich erreichte die Atlantic Avenue und wechselte rutschend die Richtung. Anfangs hatte der leichte Autoverkehr problematisch ausgesehen, aber jetzt, bei einer regelrechten Verfolgungsjagd, war er segensreich. Wir hatten jetzt fast zehn Blocks hinter uns gebracht und dabei jede rote Ampel überfahren.
Ich wirbelte durch eine Kleeblattkreuzung, vorbei an einer Reklametafel für das Atlantic Regency, und nahm die Überführung zum Highway. Das Motorgebrüll übertönte
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