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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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hinten in den Kofferraum geworfen, denn der ist leicht zu reinigen. Der Blonde hätte mir ein Messer zwischen die Rippen gestoßen, als ich ausstieg. Er hätte mich aufgefangen, ehe ich ganz zu Boden gefallen wäre, und hätte mich zu ihrem Suburban zurückgeschleppt. Er hätte die Leiche hinten reingeworfen, und das wär’s gewesen. Inzwischen hätten sie mich schon in vier Teile zerlegt, entlang der Wirbelsäule und quer über den Bauch zerteilt und in Müllsäcke verpackt. Wenn sie mich umbringen wollten, würden sie sich nicht solche Umstände machen. Und sie hätten nicht riskiert, mich so lange leben zu lassen. Mit jeder Minute, die ich noch atmete, vergrößerte sich die Gefahr, dass ich den Spieß umdrehte.
    Plötzlich blitzte Scheinwerferlicht durch das Heckfenster. Ich drehte mich um und beschirmte meine Augen vor dem Fernlicht, um besser sehen zu können. Noch ein schwarzer Suburban rumpelte über das Marschland heran. Er brauchte gut fünf Minuten, um uns zu erreichen, und parkte dann auf der anderen Seite des Weges.
    Der Blonde würdigte mich keines Blickes. Er drückte auf den Knopf, der meine Tür entriegelte, und sagte: » Aussteigen«.
    Ich öffnete die Tür und stieg aus. Der Feldweg zwischen den beiden Autos hatte tiefe Fahrrinnen. Leeres Marschgelände erstreckte sich in alle Himmelsrichtungen, und nichts Größeres als ein Busch wuchs zwischen uns und dem Highway. Ich sah, wie mein Spiegelbild in den getönten Fenstern größer wurde, und dann öffnete ich die hintere Tür auf der Beifahrerseite des zweiten Wagens.
    Der Mann, der mich drinnen erwartete, hatte sehr dunkle Gesichtszüge. Dunkles Haar, dunkle Haut, dunkle Augen. Augenbrauen wie zwei Raupen. Er sah aus wie einer von den Jungs, die in den Fernsehnachrichten in einem Palast in irgendeinem Öl-Emirat herumlaufen und Geschäfte mit den Saudis machen oder Panzer von den Russen kaufen, nicht wie ein Speed-Dealer. Sein anthrazitgrauer Anzug hatte wahrscheinlich zwanzig Riesen gekostet. Aber das Auffallendste waren seine Augen. Selbst im hellen Licht der Innenbeleuchtung hatten sie die Farbe von schwarzem Eis.
    Ich wusste, wer das war.
    Ich hatte im Laufe der Jahre zahllose Geschichten über ihn gehört. Manche beschrieben ihn als barbarisch. Andere als kultiviert. Aber eine Geschichte war mir besonders im Gedächtnis geblieben. Es war die Geschichte, die ich von Marcus selbst gehört hatte, als wir uns vor fünf Jahren in diesem Hotel in Oregon getroffen hatten. Nachdem er sein Essen bestellt hatte, beugte er sich vor und erzählte uns allen am Tisch eine Geschichte von einem Mann, den er kannte. Sie waren Kindheitsfreunde gewesen, von der ersten Klasse an. Sie waren mit denselben Mädchen ausgegangen, hatten in denselben Restaurants gegessen. Schon in der Schule hatte der Mann, den er da kannte, angefangen, Kokain zu verkaufen, und bald hatte er den Dealer, der an seiner Straßenecke arbeitete, überwältigt und in einen leeren Lagerschuppen gebracht. Am helllichten Tag und ohne Maske hatte er den Kerl mit einem Schraubenschlüssel niedergeschlagen, ihm eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt und sie mit Isolierband festgeklebt. Aber nicht, um ihn zu ersticken – in der Tüte waren ein paar Löcher. Der Junge wartete, bis der Mann wieder zu sich kam, und drückte die Düse einer Spraydose mit lila Farbe an eins der Löcher. Er sprühte und sprühte und sprühte, bis die Stahlkugel auf dem Boden der leeren Dose klapperte. Die Farbe füllte den Beutel, und die Dämpfe der Farbe füllten die Lunge des Typen, bis er nicht mehr schreien konnte. Sprühfarbe enthält eine Menge scheußliches Zeugs – Butan, Propan, industrielle Lösungsmittel, Schwermetalle. Das alles atmete der Dealer in seinen Blutkreislauf, bevor der Junge die Plastiktüte abriss und wegging. Er überlebte die Sache irgendwie, aber die Lösungsmittel in der Farbe hatten die Blut-Hirn-Schranke durchdrungen. Als er aus dem Krankenhaus kam, konnte er nur noch sabbernd dasitzen und flach atmen. Er war erblindet und musste zur Dialyse. Es war eine schlichte und brutale Botschaft an die Führer des Kartells. Wenn der Junge wollte, konnte er mit einer Dose lila Sprühfarbe ein Imperium führen.
    Und in den nächsten vierzig Jahren tat er das auch. Geboren war er mit dem Namen Harrihar Turner, aber so nannte ihn niemand. Er hatte noch einen anderen Namen, einen, den nur wenige Drogendealer laut auszusprechen wagten. Wer diesen Namen einmal gehört hatte, vergaß ihn nicht

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