Ghostman: Thriller (German Edition)
Weile untertauchen. In ein Motel gehen, irgendwo außerhalb. Ein bisschen schlafen. Warten, bis der Rauch sich verzogen hat. Keine Ahnung, was Sie vorhaben, aber das ist es, was ich tun würde.«
Ich nahm den Schlüssel des Suburban aus der Tasche und legte ihn neben Lakes’ Kaffeebecher. Er warf einen Seitenblick darauf und sah mich wieder an.
» Ich rufe Sie in ein paar Stunden an«, sagte ich. » Besorgen Sie mir die Polizeiberichte. Und schaffen Sie den Suburban weg. Ich will ihn nie wiedersehen.«
Lakes sagte nichts mehr. Er ließ mich nicht aus den Augen, bis ich zur Tür hinausgegangen war. Ich sah auf die Uhr. Fünf Uhr früh.
Noch fünfundzwanzig Stunden.
ZWEIUNDDREISSIG
Genting Highlands, Malaysia
Lassen Sie mich erklären, wie ich überhaupt in diesen Schlamassel hineingeraten bin. Lassen Sie mich von meinem Fehler erzählen, der Marcus’ Karriere als Jugmarker beendete, mich für fast fünf Jahre zu seinem Schuldner machte und mich außerdem fast das Leben gekostet hätte.
Anfangen sollten wir mit den Schrotgewehren.
Unsere Buttonmen, Vincent und Mancini, weigerten sich, ohne sie zu arbeiten. Wenn sie in eine Bank gehen sollten, sagten sie, wollten sie eine Zwölfer-Pumpgun mit Doppelnull-Rehposten unter der Jacke tragen. Marcus versuchte ihnen zu sagen, dass zwei alte russische Sturmgewehre in Malaysia sehr viel leichter aufzutreiben seien als Schrotgewehre vom Kaliber 12, aber sie ließen nicht mit sich reden. Also brauchten wir einen Waffenschieber.
Liam Harrison war unser Mann.
Er war ein dicker Australier mit einem glattrasierten Schädel und kräftigen Stoppeln überall sonst. Sein Ruf war mittelmäßig; er hatte zwar schon ein paarmal geliefert, aber in der Szene hieß es, er mache mehr Probleme, als er wert sei. Die einzigen Empfehlungen, die er vorzuweisen hatte, beruhten auf den Angaben von Freunden von Freunden und auf zwei Jahre altem Hörensagen.
Wir trafen uns in den Genting Highlands, einem Gebirgszug etwa fünfzig Kilometer außerhalb von Kuala Lumpur. Es war kurz nach Sonnenuntergang. Wir waren zu dritt damit befasst. Hsiu Mei sollte übersetzen, falls dies nötig werden sollte, ich sollte mir die Waffen ansehen und die Übergabe vornehmen, und Mancini würde die Papiertüte mit unserem Geld bewachen, falls etwas schiefgehen sollte. Eine Papiertüte zu tragen klingt nicht nach einer wichtigen Aufgabe, aber glauben Sie mir, es ist eine. Mehr als einmal ist ein Dieb gestorben, weil bei einem angespannten Deal niemand das Geld festgehalten hat.
Ich sah Harrison, als wir auf der Bergstraße um eine Kurve kamen. Er lehnte hinter ein paar Bäumen an einem alten weißen MG Montego, als habe er schon stundenlang dort gewartet. Der Schweiß tropfte ihm aus jeder Pore. Er trug Shorts, die ihm bis zu den Knien reichten, lehmverkrustete Sandalen und ein AC / DC -T-Shirt, das seit Tagen nicht gewaschen worden war, und er hielt eine offene Tüte mit grünen Soja-Chips in der Hand. Ich sah die Umrisse eines großen Revolvers, der im elastischen Bund seiner Hose steckte.
Wir hielten an und stiegen langsam aus. Ich ließ meine Tür offen und spähte nach links und rechts, um zu sehen, ob Liam jemanden mitgebracht hatte. Wir hielten uns einen Augenblick lang zurück und achteten darauf, nicht zu dicht heranzukommen, damit es nicht so aussah, als wollten wir über ihn herfallen. Harrison rührte sich nicht von der Stelle.
» Habt ihr euch verfahren oder was?«
» Hier sehen alle Straßen gleich aus«, sagte Hsiu.
» Ihr kommt zehn Minuten zu spät.«
» Offensichtlich haben Sie noch nicht gefrühstückt«, stellte Hsiu fest. » Ich hasse diese Chips.«
» Man gewöhnt sich daran. Kommen wir zum Geschäft?«
» Ist das hier ein guter Platz dafür?«
» Keine Sorge. Die Polizei kommt auf diesen Landstraßen nur sehr selten so weit heraus. Die Einzigen, die sich hier herumtreiben, sind Einheimische und ein paar Touristen auf Tagesausflügen. Im Umkreis von zehn Kilometern gibt es keine Tankstelle und kein Restaurant. Aber selbst wenn uns jemand zufällig sehen sollte, wird er nicht gleich zur Polizei laufen. Und wenn doch, sind wir längst weg, bevor die Bullen antanzen.«
» Okay«, sagte Hsiu. » Wie wollen Sie es machen?«
» Ich werde meinen Kofferraum öffnen, und ihr werdet hineinschauen. Nichts ist geladen, und die Munition ist versteckt. Wenn ihr euch ausgesucht habt, was ihr haben wollt, können wir über den Preis reden. Hat einer von euch eine Kanone dabei?«
Hsiu sah mich
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