Ghostman: Thriller (German Edition)
rufen ein unverständliches, außerirdisch klingendes Rauschen hervor. Teure Verzerrer wie dieser hier blenden das Rauschen völlig aus und senden Totenstille.
Die Stimme am anderen Ende sagte: » Da sind zwei Treffer.«
» Nämlich?«
» Ein grüner 2009er MX -5 wurde vor acht Tagen in Margate als gestohlen gemeldet, ein weißer ’92er gestern im Hotel Borgata in der City.«
Der zweite Wagen passte nicht. Er war zu alt für die Reifenspuren auf dem Flugplatz, und das Datum stimmte auch nicht.
» Erzählen Sie mir was über den ersten«, sagte ich.
» Mazda MX -5, 2009, jagdgrün, Kennzeichen New Jersey Xray-Zulu-Victor-neun-drei-Hotel. Gestohlen von einem Parkplatz in der Nähe des Jerome Avenue Parks, vor acht Tagen um elf Uhr vormittags. Zuletzt gesehen am Abend zuvor gegen Mitternacht.«
» Okay«, sagte ich. » Können Sie den Bericht löschen?«
» Schon passiert. Der Ausdruck ist aber noch in den Akten, falls sie je danach suchen sollten. Sonst noch was?«
» Ja, eins noch.«
» Was?«
» Haben Sie den Namen der Person, die Anzeige erstattet hat?«
» O ja«, sagte die Stimme. » Er heißt Harry Turner.«
SECHSUNDDREISSIG
Scheiße.
Moreno und Ribbons hatten einen Wagen gestohlen, der dem Wolf gehörte, und ihn für den Überfall benutzt. Warum zum Teufel hatten sie das getan? Das ergab keinen Sinn. Mein Verstand suchte fieberhaft nach einer Erklärung, fand aber keine, die funktionierte. Hatten Moreno und Ribbons versucht, die Polizei abzulenken, oder so was? Wenn ja, war es ein völlig bescheuerter Plan gewesen. Hatte Marcus es ihnen befohlen? Das glaubte ich nicht. Es hätte nichts eingebracht, außer dass der Wolf noch wütender geworden wäre.
Hm.
Ich fuhr eine Zeitlang ziellos durch die Gegend, um einen klaren Kopf zu bekommen, bevor ich Kurs auf Ribbons’ Bude nahm. Ich kaute an den neuen Informationen wie an einem sehnigen Stück Fleisch und konnte mir keinen Reim darauf machen.
Ich war in Gedanken versunken, als ich im Rückspiegel einen weißen Mercedes bemerkte. Die Fenster waren getönt, aber im heißen Licht der Sonne erkannte ich die Silhouette des Fahrers, der den Kopf ungewöhnlich nah ans Armaturenbrett hielt. Seine Hände lagen auf Elf- und Drei-Uhr-Position am Lenkrad. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen, doch da s w ar auch nicht nötig. Ich wusste, er gehörte zu Wolfs Leuten.
Das war schnell gegangen. Ich hatte damit gerechnet, dass der Wolf noch zwei Stunden brauchen würde, um mich zu finden. Aber in gewisser Weise war ich froh, dass seine Leute mir wieder auf den Fersen waren. Solange er sie hinter mir herschickte, wusste ich, dass ich etwas richtig machte.
Der Mann blieb zwei Autos hinter mir und folgte mir von einem Ende der Stadt zum anderen. Ich fuhr nach Süden. Er fuhr nach Süden. Ich bog links ab. Er bog links ab. Ich machte es ihm leicht. Ich fuhr langsam und blinkte vor jeder Abbiegung. Als ich den Stadtrand erreicht hatte, fuhr ich weiter an der Küste entlang und bog auf eine schmale, zweispurige Straße, die sich durch das unbewohnbare, von kleinen Wasserläufen durchzogene Marschland schlängelte. Hier waren nur noch wenige andere Autos unterwegs, aber der weiße Mercedes folgte mir immer noch. Nach ein paar Minuten waren wir mitten im Nirgendwo, die einzigen Autos weit und breit, nur er und ich. Der Abstand zwischen uns betrug vielleicht hundertfünfzig Meter, und neben uns war nichts als das Meer. Ich machte es ihm leicht, mir zu folgen. Ich wollte ihn nicht abschütteln. Nein.
Ich wollte ihm ein paar Fragen stellen.
Natürlich wäre alles viel einfacher gewesen, wenn ich noch eine Pistole gehabt hätte, und noch einfacher, wenn es nicht helllichter Tag gewesen wäre, sodass jeder, der hier spazieren fuhr, uns sehen konnte. Jeden Augenblick konnte so jemand vorbeikommen. Das war ein Problem. Ich hatte einen Plan, und dieser Plan war mit gewissen Voraussetzungen verbunden. Wenn er schiefginge, wollte ich auf keinen Fall, dass mir ein barmherziger Samariter die Notrufnummer wählte und die ganze Sache mit einer Verfolgung durch die Polizei endete. Verflucht, selbst wenn alles tadellos liefe, war die Nummer, die ich mir ausgedacht hatte, ziemlich gefährlich. Ich wollte nicht, dass jemand verletzt wurde. Zumindest nicht, wenn es vermeidbar war.
Ich sah auf die Uhr. Viertel vor acht. Du lieber Gott. Das ging jetzt schon seit fast einer Stunde so.
Ich nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen sanft rollen.
Was ich vorhatte, war simpel. Wir waren
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