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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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allein auf dieser Straße unterwegs, und wenn ich plötzlich anhielte, weil ich beispielsweise einen Motorschaden hätte, würde der Fahrer des weißen Mercedes eine Entscheidung treffen müssen. Entweder müsste er an mir vorbeifahren, was bedeutete, dass er mich zurücklassen und möglicherweise verlieren würde. Oder er müsste ebenfalls anhalten, und das bedeutete, dass wir hier draußen im Nirgendwo zusammenträfen. Auf die Weise würde ich mit dem Fahrer dieses Wagens ein Wörtchen reden können.
    Ich ließ den Wagen noch eine gute Minute rollen. Die Straße war glatt und eben. Als ich weniger als zehn Meilen pro Stunde fuhr, schaltete ich den Warnblinker ein, tippte auf die Bremse und hielt an. Der Motor kühlte tickend ab.
    Ich behielt den Wagen hinter mir im Auge. Der Mercedes bremste ab, als er um die Biegung kam. Dies war der Augenblick der Wahrheit. Der Fahrer entschied, ob er Gas geben oder anhalten sollte. Der Abstand verringerte sich, und ich sah, wie der Mercedes im Rückspiegel immer größer wurde. Er würde nicht anhalten, das war jetzt klar. Er schwenkte nach links, um weiträumig an mir vorbeizufahren, aber statt zu bremsen, wurde er schneller. Als er auf meiner Höhe war, hupte er, als wolle er sagen: Leck mich, Kumpel.
    Ich trat das Gaspedal herunter.
    Ein Bentley Continental hat 560 PS , einen Doppelturbolader und eine Höchstgeschwindigkeit von rund zweihundert Meilen pro Stunde. Es versteht sich von selbst, dass der Wagen abhob, als ich Gas gab. Ich riss am Lenkrad, als wollte ich ihn rammen. Er geriet in Panik und schwenkte zur Seite, um mir zu entkommen, aber stattdessen prallte er gegen die Leitplanke an der Seeseite. Der Wagen taumelte eine Sekunde lang auf zwei Rädern voran, bevor das Metall nachgab und der Mercedes über die Planke schoss. Er überschlug sich einmal und landete klatschend in der Brandung.
    Ich hielt am Straßenrand an und stieg aus.

SIEBENUNDDREISSIG
    Kuala Lumpur
    Die ersten paar Tage, nachdem ich Harrison erschossen hatte, waren hart. Ein toter Cop gehört zum Schlimmsten, was bei einem Raub passieren kann. Die Polizei setzt alles daran, Cop-Killer vor Gericht zu bringen. Sie spart weder Kosten noch Mühen. Mordfälle haben eine hohe Aufklärungsrate, und bei Morden an Polizisten sieht es noch besser aus. Solche Morde werden aufgeklärt. Punkt. Jeder halbwegs gescheite Verbrecher weiß das.
    Natürlich wussten wir nicht mit Sicherheit, dass der Mann, den ich umgebracht hatte, ein richtiger Polizist gewesen war. Er war weiß gewesen, und folglich war es kaum wahrscheinlich, dass er undercover für die Malaysian Royal Police gearbeitet hatte, aber das musste nicht heißen, dass er nicht für sonstwen undercover unterwegs gewesen war. Er konnte ein Interpol-Agent oder ein bezahlter Informant gewesen sein, sogar ein Verbindungsmann für das FBI . Wenn eine dieser Möglichkeiten zutraf, würden die Probleme für uns nicht geringer werden. Sobald jemand mit einer Dienstmarke ins Gras beißt, ist es das einzig Gescheite wegzulaufen und sich zu verstecken, bis alles vorbei ist.
    Also taten wir genau das.
    Wir hauten ab.
    Weniger als vier Stunden nach dem Schuss herrschte Funkstille für die gesamte Crew. Jeder von uns durfte nur ein Telefon eingeschaltet lassen, für den Fall, dass Marcus sich meldete, unter keinen Umständen durften wir mit irgendjemandem Kontakt aufnehmen. Wir hatten uns auf ein Protokoll geeinigt, dem wir alle folgen würden, falls so etwas passieren sollte. Wir würden sechs Tage in der Stadt in Deckung gehen. Sollte Marcus sich melden und uns anweisen weiterzumachen, würden wir es tun. Hörten wir jedoch nichts von ihm, würden wir den Job abschreiben und das Land verlassen. Aber für diese sechs Tage mussten wir komplett vom Radar verschwinden. Wir würden unsere Bude nur verlassen, um Lebensmittel und Wasser zu besorgen, sonst nicht. Kein Telefon, kein Internet, keine Einkäufe, keine Unterhaltungen. Wir würden mit niemandem sprechen, niemandem schreiben und keine Spur unserer Existenz hinterlassen. Wer vergessen hatte, einen Rasierapparat mitzubringen, würde sich nicht rasieren. Am Nachmittag, unmittelbar nach dem Zwischenfall, versammelten wir uns zum letzten Mal im Mandarin Oriental. Es war noch Tag, aber inzwischen ging ein Regenguss nieder, und es war plötzlich duster wie in der Nacht. Alton Hill saß auf der Couch in der Ecke und stopfte Bündel von Fünfzig-Dollar-Scheinen in seine Fluchttasche. Wir andern standen um den

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