Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
riesigen Bücherwand dominiert wurde, und setzte sich auf die Couch. Das Polster war so weich, dass sie darin einsank. Angus legte seinen Kopf auf ihr Knie und himmelte sie so bedingungslos an, wie nur Hunde es können. Marisa kraulte ihn unter den Ohren. „Na komm, so lange war ich nun auch nicht weg.“ Angus gab ein Knurren von sich, das wie ein Protest klang. Lachend legte Marisa ihr Kinn auf seinen breiten Schädel. „Ich weiß, es war nicht richtig, dich allein zu lassen, es tut mir leid. Ich bin nur froh, dass sie dir nichts getan haben.“
„Wer sie?“
Marisa schreckte hoch, als Kate ins Wohnzimmer zurückkam. „Der oder die Einbrecher.“
Kate setzte sich neben sie und reichte ihr eine Kaffeetasse. „Ja, das ist wirklich ein Glück. Vor allem, weil wir nicht wissen, wer es war, und wo doch Ted Genry gerade ermordet wurde.“ Sie war blasser geworden. „Und dann auch noch auf so schreckliche Weise. Stell dir vor, du wärst zu Hause gewesen!“
„Lieber nicht.“ Marisa erinnerte sich lebhaft daran, wie die Leoparden sie fast getötet hätten. „Kanntest du diesen Genry? Ich weiß gar nicht, ob ich ihn jemals gesehen habe.“
Kate verzog den Mund. „Kennen ist zu viel gesagt, aber ich habe von ihm gehört. Er war auch Biologe und hat eine Zeit lang im Yosemite gearbeitet. Zumindest bis er dabei erwischt wurde, wie er versuchte, geschützte Tierarten aus dem Park zu schmuggeln.“
„Lebendig?“
„Soweit ich weiß, ja. Keine Ahnung, was er mit den Tieren vorhatte, vielleicht wollte er sie an Zoos oder Privatleute verkaufen.“ Kate betrachtete Marisa genauer. „Du bist so blass, geht es dir nicht gut?“
„Alles in Ordnung, ich bin nur ein wenig müde.“ Rasch wechselte Marisa das Thema. „Was gibt es sonst noch Neues?“
„Du meinst, außer dem Mord, dem Einbruch bei dir und dem Diebstahl eines Jeeps?“ Kate tat so, als müsste sie nachdenken. „Beim Pioneer Market sind Dosenbohnen im Angebot, hast du das gesehen?“
Marisa musste lachen. „Das muss mir entgangen sein, dabei war ich gerade erst da.“
Kate grinste, wurde aber schnell wieder ernst. Sie lehnte sich vor, und ihre großen grauen Augen betrachteten Marisa prüfend. „Ich möchte nicht darüber reden, was hier passiert ist, sondern was dir in den letzten Tagen widerfahren ist.“ Als Marisa etwas sagen wollte, hob sie eine Hand. „Nein, erzähl mir nicht, dass da nichts war, denn das wäre gelogen. Irgendetwas ist mit dir passiert, das kann ich dir an der Nasenspitze ansehen.“
„Reicht nicht der Schock darüber, dass mein Nachbar ermordet wurde?“
„Das erklärt deine Nervosität, aber nicht dieses … ich weiß gar nicht, wie ich es nennen soll … dieses neue Licht in deinen Augen. Als wärst du aus einem langen Schlaf aufgewacht.“
Marisa wollte es automatisch abstreiten, doch schließlich nickte sie. „Das trifft es ganz gut. Irgendwie fühle ich mich lebendiger, mehr hier , verstehst du?“
Kate nickte. „Ich hatte immer das Gefühl, dass du viel von dir zurückhältst.“ Sie trank einen Schluck Kaffee. „Wer ist er?“
Marisa, die gerade trinken wollte, verschluckte sich und begann zu husten. „Wie bitte? Wer ist wer?“
„Der Mann, der diesen Wandel bewirkt hat, natürlich.“ Kates Augen funkelten neugierig. „Kenne ich ihn?“
Marisa stellte die Tasse zurück auf den Tisch. „Wie kommst du darauf, dass ein Mann etwas damit zu tun hat? Man kann sich durchaus von selbst ändern.“
„Ja, da hast du recht.“ Kate machte eine Kunstpause. „Aber bei dir war es nicht so, dafür kam die Verwandlung zu plötzlich. Und außerdem trägst du dein Haar offen.“ Als Marisa nur schwieg, stieß sie eine Faust in die Luft. „Ha, ich wusste es!“
Marisa seufzte. „Die Logik entgeht mir irgendwie. Was hat meine Frisur damit zu tun?“
„Seit ich dich kenne, trägst du einen geflochtenen Zopf. Und eine Frisur ist immer auch Ausdruck des Inneren.“ Kate strich über ihre kurzen blonden Haare. „Du hast dich von dem befreit, was dich bedrückt und zurückgehalten hat, also kannst du auch deinem Haar mehr Freiraum geben.“
„Gib’s zu, das hast du aus einer Frauenzeitschrift.“
Kate grinste. „Ganz genau und du bist das beste Beispiel dafür, dass es stimmt.“
Marisa erkannte, dass es nichts brachte, es weiter abzustreiten. Kate würde so lange weiterbohren, bis sie etwas erfuhr. Es war besser, ihr einen kleinen Happen vorzuwerfen und die Sache dann auf sich beruhen zu lassen. „Okay,
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