Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
Damit verwandelte er sich und verschwand zwischen den Bäumen.
Coyle konnte den Blick der Leopardin auf sich fühlen, doch er drehte sich nicht zu ihr um, sondern hob den Kopf und nahm den Geruch der Umgebung in sich auf. Er witterte Menschen und Hunde. Wieso war kein Alarm gesendet worden? Die Fremden konnten ihr Gebiet nicht betreten haben, ohne einen der Sensoren zu aktivieren. Coyle wurde kalt. Außer sie waren auf die Hütte gestoßen und hatten das System deaktiviert – oder sie wussten, wie sie die Sensoren umgehen konnten. Vielleicht hatte Bowens Entführer ihnen die nötigen Informationen gegeben, bevor er getötet wurde. Heiße Wut strömte durch seinen Körper, ein Grollen entwich seiner Kehle, das nicht menschlich war. Als Antwort darauf begannen die Leopardinnen zu fauchen und warfen sich gegen die Gitterstäbe.
Coyle sah sie mit kalten Augen an. „Tut mir leid, ihr habt uns nicht geholfen, jetzt werdet ihr hier drinbleiben.“
Er tauchte im Wald unter und entledigte sich seiner Kleidung. Nachdem er sie versteckt hatte, verwandelte er sich und kletterte auf einen der höheren Bäume in der Nähe der Höhle. Sollte jemand hierherkommen, und versuchen, die Gefangenen mitzunehmen, war er bereit. Coyles Augen verengten sich. Nur über seine Leiche! So einfach würde er die letzte Spur zu Bowen nicht aufgeben.
Unruhig verlagerte er sein Gewicht auf dem Ast. Alles in ihm drängte danach, Amber zu suchen und sicherzustellen, dass sie in Sicherheit war. Doch so schwer es ihm auch fiel, er musste darauf vertrauen, dass sie für sich selbst sorgen konnte. Sie war erwachsen und wusste, wie sie sich wehren konnte. Ungebeten tauchte die Erinnerung an ihre Kindheit auf, als sie beinahe gestorben wäre, weil er leichtsinnig gewesen war. Damals hatte er sich geschworen, es nie wieder dazu kommen zu lassen. Aber auch Bowen war er verpflichtet. Innerlich zerrissen beobachtete Coyle den Weg, der zu den Gefangenen führte. Er konnte Stimmen und sich nähernde Schritte hören.
„Ja, ich bin sicher, dass sie hier sind, wir sind fast an der Quelle des Signals.“
„Wahrscheinlich haben die Viecher hier ihren Friedhof … oder wüsstest du einen Grund, warum sie die Leoparden am Leben gelassen haben sollten?“
Die beiden Männer kamen um die Ecke und blieben vor dem Gitter stehen. „Verdammt, das ist unheimlich. Wer hat die eingesperrt?“
Sein Kumpan holte eine Pistole heraus. „Das ist mir ziemlich egal. Ich will sie bloß holen und dann abhauen. Diese Schreie sind grauenhaft, als würden irgendwelche Frauen abgestochen.“
Coyle sprang lautlos vom Baum und war mit vier großen Sätzen bei den Männern. Ohne Vorwarnung sprang er dem Bewaffneten auf den Rücken und warf ihn zu Boden. Seine Krallen gruben sich in den Arm, bis die Pistole auf die Felsen klapperte. Der Mann stieß einen jämmerlichen Schrei aus und versuchte, sich zu wehren. Sein Kumpan wirbelte herum und lief davon. Coyle beugte den Kopf hinunter und stieß ein Fauchen aus, das den Mann erbleichen ließ. Die Leoparden fielen mit ein und Coyle nahm einen strengen Uringeruch wahr. Gut so.
Wilde Genugtuung erfüllte den Berglöwen, entfernte ihn ein bisschen weiter von dem Menschen in ihm. Ein warnendes Fauchen der Leopardin ließ seinen Kopf hochrucken. Aus den Augenwinkeln sah er ein Blitzen. Der vorher geflohene Mann tauchte hinter den Felsen auf und legte ein Gewehr auf ihn an. Coyle stürzte sich mit einem Schrei auf den Angreifer, doch seine Reaktion kam zu spät. Etwas traf ihn an der Brust, und Schwärze senkte sich über ihn. Amber .
Genau das brauchte er überhaupt nicht. Unruhig ging Henry in seinem Büro auf und ab. Es irritierte ihn, dass Isabel krank war. Schlimm genug, dass sie so plötzlich und unpassend aufgetaucht war, und jetzt musste er sich auch noch um sie Sorgen machen. Sie hatte sich schlecht angehört, auch wenn sie behauptete, sie habe nur Kopfschmerzen. Doch was sollte er tun? Am besten lenkte er sich mit Arbeit ab und sah später noch einmal nach ihr.
Zufrieden darüber, eine Lösung gefunden zu haben, blieb er vor der Wand stehen und betätigte den Schalter, der die Geheimtür öffnete. Von der anfänglichen Euphorie, endlich ein Wandler-Exemplar in die Hände zu bekommen und bald die nötigen Forschungsergebnisse für eine Publikation zusammengetragen zu haben, war nichts übrig geblieben. Es machte ihm keinen Spaß, den Jungen zu quälen, ganz im Gegenteil. Aber es musste nun einmal sein, für große Durchbrüche in
Weitere Kostenlose Bücher