Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
ich habe einen Mann kennengelernt, aber bevor du ganz aus dem Häuschen gerätst, es hat nicht geklappt. Wir waren zu verschieden.“ Die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Oh.“ Die Freude wich aus Kates Gesicht. „Das ist schade. Wenn du dafür sogar verschwunden bist, ohne Angus mitzunehmen, muss es dir ernst gewesen sein. Bist du sicher …?“
„Ja.“ Marisa milderte das Wort mit einem kleinen Lächeln ab. „Es kann nicht funktionieren, deshalb haben wir es gleich beendet.“
„Aber du magst ihn noch?“
Marisa schwieg einen Moment, unsicher, ob und wie sie darauf antworten sollte.
Kate kam ihr zuvor. „Also ja. Und er?“
„Dass es nicht funktioniert hat, lag eher an einer sehr komplizierten Situation, die für uns nicht zu lösen ist.“
Kate zog die Augenbrauen hoch. „Und deswegen gebt ihr gleich auf? Ich hätte gedacht, dass du mehr Durchhaltevermögen hast.“
Marisa brachte nicht die Energie auf, wütend zu werden. „Warum sollte ich für etwas kämpfen, das er so schnell aufgeben kann?“ Die Erinnerung an Coyles Verhalten schmerzte mehr als alles andere. Wie konnte er sie in einer Sekunde berühren, als würde er sie lieben, und in der nächsten abschieben, als wäre sie nur ein Spielzeug?
„Was ist, wenn er auch denkt, es könnte mit euch nichts werden, und er dich deshalb gehen ließ?“
Marisa blieb still sitzen, während sie darüber nachdachte. Hatte er die Vorwürfe der anderen geglaubt und sie deshalb weggeschickt oder gab es einen anderen Grund dafür? Er war wütend geworden, als sie ihm unterstellte, es wäre ihm egal, ob ihr auf dem Weg etwas zustieß. Ein Schauder lief über ihren Rücken. Sie musste daran denken, wie er sie morgens im Bett angesehen hatte, als er sagte, dass sie ihm gehören würde, wenn ihre Situation anders wäre. Wie dunkel seine bernsteinfarbenen Augen vor Schmerz geworden waren. Vielleicht stimmte es, was Kate sagte, und Coyle hatte sie nur gehen lassen, weil er keine Möglichkeit sah, wie sie zusammen sein konnten. Sie wusste auch nicht, wie das funktionieren sollte, aber wenn sie wirklich etwas füreinander empfanden, dann wollte sie diese Beziehung nicht aufgeben, ohne alles versucht zu haben.
Sie stand so abrupt auf, dass Angus vor Schreck rückwärtssprang und gegen den Tisch stieß. Abwesend tätschelte sie ihm den Kopf. „Entschuldige.“
Kate war ebenfalls aufgestanden und sah sie fragend an. „Was ist?“
„Ich denke, ich muss ganz dringend etwas in Erfahrung bringen.“
Ein Lächeln breitete sich über Kates Gesicht aus. „Viel Glück dabei. Und ich will über das Ergebnis unterrichtet werden.“
„Natürlich.“ Marisa berührte Kates Arm. „Danke.“
„Wozu sind Freunde da?“ Sie folgte Marisa zur Tür. „Warte, ich hole schnell den Laptop und Angus’ Sachen.“
Marisa wartete ungeduldig, bis Kate wieder da war, und nahm die Laptoptasche und den Beutel entgegen. „Danke.“
„Soll ich den Chefs etwas sagen wegen des Artikels?“
„Nicht nötig, ich werde ihn heute Abend noch fertig machen und dann gleich an den Service mailen.“
„Was? Aber ich dachte …“
Marisa grinste. „Jetzt ist es ohnehin zu spät, um noch etwas zu unternehmen. Aber gleich morgen früh fahre ich los.“
„Ah, gut. Möchtest du Angus noch hier lassen?“
Angus sah zu Marisa auf, als hätte er Kate genau verstanden. „Nein, nicht nötig, ich werde ihn brauchen.“
Verwirrt sah Kate ihnen hinterher, als sie zum Auto ging. „Wofür?“
„Er soll meine Spur finden.“ Damit winkte Marisa ihr noch einmal zu, öffnete Angus die Beifahrertür und ging um den Wagen herum. „Ich melde mich, wenn ich zurück bin.“
21
Der lang gezogene Warnschrei eines Berglöwen durchdrang unvermittelt die Stille des Waldes. Coyle drehte sich rasch zu Torik und Kell um. „Seht nach, was da los ist. In Berglöwenform, falls es sich wieder um einen Eindringling handelt.“ Grimmig wandte er sich den Leoparden zu, die aufgeregt hinter dem Gitter entlangliefen. „Wenn ihr jemanden hierhergeführt habt, werdet ihr dafür bezahlen.“
Er erhielt keine Antwort, aber er rechnete auch nicht wirklich mit einer. In jeder anderen Lage hätte er die Standhaftigkeit der Leoparden bewundert, aber hier frustrierte sie ihn nur. Sie hatten wieder einmal Stunden auf ein Verhör verschwendet, Stunden, die Bowen vielleicht nicht mehr blieben.
Weitere Schreie ertönten, dringlicher als der erste. Finn legte seine Hand auf Coyles Schulter. „Ich sehe nach.“
Weitere Kostenlose Bücher