Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
sich keine Sorgen zu machen brauchte und sie bald in Sicherheit wären, doch das wäre gelogen gewesen. Und außerdem würde sie ihn in seiner jetzigen Form sowieso nicht verstehen. Stattdessen drehte er den Kopf und leckte über ihre Hand.
Tränen traten in ihre Augen, und ein zittriges Lächeln glitt über ihre Züge. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht, ich dachte zuerst, er hätte dich erschossen.“
Coyle schnitt eine Grimasse. Für einen Moment hatte er das auch gedacht, aber dann hatte der Schwindel eingesetzt, und ihm war klar geworden, dass es wieder ein Betäubungspfeil gewesen war. Da er Marisa nicht mit Worten beruhigen konnte, grub er seinen Kopf tiefer in ihren Schoß und rieb mit der Wange über ihren Oberschenkel. Tief atmete er ihren unvergleichlichen Duft ein und schloss für einen Moment die Augen.
Marisas Atem kitzelte sein Ohr, als sie sich tiefer zu ihm hinunterbeugte. „Schlaf nicht wieder ein. Wir müssen unbedingt fliehen, bevor die Transporter eintreffen.“ Ohne die Augen zu öffnen leckte Coyle über ihre Wange und freute sich über ihr atemloses Lachen. „Das kitzelt!“ Ihre Hände gruben sich tiefer in sein Brustfell, was er mit einem Schnurren beantwortete.
Ein warnendes Knurren erklang neben ihm, das ihn daran erinnerte, dass der Hund noch da war und ihm ihre Zärtlichkeiten nicht gefielen.
„Angus, sei still, du bekommst auch deine Streicheleinheiten.“
Überrascht hob Coyle den Kopf, als ihn ein eifersüchtiger Stich durchfuhr. Verdammt, es war nur ein Hund, es gab keinen Grund, sich zu fühlen, als müsste er die Konkurrenz beseitigen. Vor allem, weil er sein Anrecht auf Marisas Zuneigung verwirkt hatte, als er sie so abrupt und rüde wegschickte.
Warum war sie zurückgekommen? Er hätte das nach ihrem wütenden Abschied niemals erwartet. Aber ihre Gründe spielten auch keine Rolle. Sie schwebte jedenfalls in Lebensgefahr, weil sie ihnen geholfen hatte, trotz der Ablehnung, die ihr von den Berglöwenmenschen entgegengeschlagen war. Wenn sie diese Sache überstanden, würde er dafür sorgen, dass sie eine angemessene Belohnung bekam – wenn sie sie annahm.
Coyle bewegte vorsichtig seine Beine, um herauszufinden, ob sie schon funktionierten. Noch ein paar Minuten, dann sollte er wieder laufen können. Da er das den Wachen nicht zeigen wollte, legte er sich wieder zurück und stieß einen Seufzer aus, als Marisa ihn weiterkraulte.
Er unterdrückte gerade noch den Impuls, sich auf den Rücken zu drehen und die Beine in die Luft zu strecken, damit sie seinen Bauch besser erreichen konnte. Unglaublich, dass Marisa solch eine Macht über ihn hatte und es ihn nicht mal störte, dass Angus’ Pfoten unangenehm in seinen Rücken drückten. Absichtlich vermutlich, aber er war noch zu träge, um etwas dagegen zu unternehmen. Seine Augenlider senkten sich noch einmal, bis er die Welt nur noch durch Schlitze wahrnahm. Dafür lauschte er auf jedes noch so kleine Geräusch, das ihm einen Hinweis darauf gab, was im Lager passierte. Die meisten Männer schienen noch auf der Suche nach den Flüchtigen zu sein und würden nicht so schnell zum Lager zurückkehren. Wenn überhaupt. So wie er Finn und die anderen kannte, würden sie die Jäger erst an der Nase herumführen und sie dann in eine Falle locken. Sobald sie merkten, dass er nicht unter ihnen war, würden sie zurückkommen und ihn suchen – die Frage war nur, ob das früh genug geschah.
„Hörst du etwas?“ Marisas leise Stimme kam so unerwartet, dass er zusammenzuckte. Fragend sah er sie an. „Deine Ohren sehen aus wie Radarschüsseln.“
Coyle zwang sich zu einem Kopfschütteln, was in liegender Position und mit dem Körper eines Berglöwen nicht einfach war. Eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung huschte über Marisas Gesicht, bevor sie die Gefühle unterdrückte. „Horch ruhig weiter, ich bin schon still.“
Coyle hob den Kopf, um ihr klarzumachen, dass er ihr jederzeit gerne zuhörte, als er ein leises Rascheln wahrnahm. Es schien aus dem Gestrüpp hinter dem Zelt zu kommen, wo sie sich vor nicht allzu langer Zeit versteckt hatten. Vorsichtig spähte er hinter Marisa hervor, damit die Wachen ihn nicht bemerkten. Nach einiger Zeit sah er Zweige wackeln. Die Menschen würden das nicht bemerken, sondern die Bewegung dem Wind zuschreiben, doch für seine Berglöwenaugen war es ein Zeichen. Aufregung pulste durch seine Adern, und es fiel ihm schwer, still liegen zu bleiben. Unauffällig tappte er mit seiner
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