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Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01

Titel: Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven , Michelle
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nein?“
    „Ich werde dich nicht einfach hierlassen und darauf warten, dass mein Vater dich wegbringt. Irgendwie schaffe ich es schon, dich zu befreien.“ Isabel reckte das Kinn, als er sie skeptisch ansah.
    Schließlich hoben sich seine Mundwinkel zu dem Schatten eines Lächelns, das direkt in ihr Herz drang. „Ich vertraue dir.“
    Isabel spürte ein Zupfen an ihren Haaren und blickte verwirrt hinunter. Bowen hatte das Ende ihres Zopfes eingefangen und ließ die Strähnen nun durch seine Finger gleiten. Die Bewegung hatte fast etwas Hypnotisches, und Isabel brauchte einige Zeit, um ihren Blick davon loszureißen. Als sie den Kopf hob, bemerkte sie, dass Bowens Augen ebenfalls auf seine Hand gerichtet waren. Ein seltsamer Ausdruck lag darin. Sehnsucht? Trauer? Er blinzelte, und der Moment war vergangen. Seine Fingerspitzen gaben ihren Zopf frei, und sie trat einen Schritt zurück.
    „Ich werde versuchen, irgendwo Werkzeug zu finden, aber es könnte sein, dass mein Vater bald zurückkommt. Kann ich dir irgendetwas geben? Wasser? Essen?“
    „Was glaubst du, wann er wieder da ist?“
    Isabel hob unbehaglich die Schultern. „Vielleicht in einer halben Stunde, vielleicht aber auch schon eher. Jede Minute ist kostbar, denn wir müssen danach durch die Wüste bis zur Stadt.“
    Seine Augen schlossen sich einen Moment, jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Schließlich öffnete er sie wieder und sah sie forschend an. „Es gibt eine andere Lösung.“
    Verblüfft starrte sie ihn an. „Welche? Und vor allem, warum hast du das nicht schon früher gesagt?“
    „Weil ich mir geschworen hatte, es hier nicht zu tun.“
    „Was zu tun?“ Isabel berührte ungeduldig seinen Arm. „Herrgott noch mal, wenn du eine Möglichkeit hast, hier herauszukommen, dann nutze sie! Du willst bestimmt nicht hier sein, wenn Henry zurückkommt.“
    Bowen blickte sie ernst an. „Du musst mir versprechen, niemandem zu erzählen, was du gleich siehst.“
    „Ja natürlich.“ Es war ihr egal, ob er Houdini war oder David Copperfield, Hauptsache, er konnte sich von den Fesseln befreien. „Beeil dich.“
    „Sieh mir in die Augen, Isabel. Erinnerst du dich an den Berglöwen in deinem Kopf?“
    Stumm nickte sie, während sie gleichzeitig in seinen beinahe goldenen Augen versank. Waren sie eben nicht noch grün gewesen? Es war fast, als wäre die Farbe verschwunden, genauso wie das Weiße immer weiter zurückwich. Wie machte er das? Oder hatte er irgendeinen Anfall? „Bowen? Geht es dir gut?“
    „Ja. Hab keine Angst.“
    Das war die einzige Vorwarnung, die sie erhielt. Schneller als sie einatmen konnte, spürte sie unter ihren Fingern Fell. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen den Tisch. Scheppernd verteilte sich das Besteck darauf. Wie gebannt lag ihr Blick auf dem, was eben noch Bowen gewesen war. An seiner Stelle lag ein Berglöwe auf der Liege, der seine Pfoten aus den nun zu weiten Fesseln zog, während sein Blick sie immer noch gefangen hielt. Aber … wie konnte das sein? So etwas dürfte überhaupt nicht möglich sein, aber sie hatte es gerade eben mit eigenen Augen gesehen. Ohne darüber nachzudenken streckte Isabel ihre Hand aus und berührte zögernd das helle Fell. Es war dicht und weich, und sie konnte darunter seine Muskeln fühlen. Wärme drang an ihre Finger und machte ihr bewusst, dass sie gerade beinahe Nase an Nase mit einem echten lebendigen Berglöwen stand.
    „Bowen?“
    Er neigte den Kopf und gab ein Geräusch von sich, das fast wie ein Schnurren klang. Als hätten ihre Hände einen eigenen Willen, strichen sie langsam über seine Flanke, über die Schulter bis zu seinem Kopf. Die runden Ohren waren aufmerksam in ihre Richtung gedreht, die dunklen Zeichnungen auf seiner Stirn und um Nase und Maul schienen sich zu bewegen. Seine Augen schlossen sich halb, als sie ihn unter dem Kinn kraulte. Ja, es war eindeutig ein Schnurren, das tief in seiner Kehle vibrierte.
    Ein Glücksgefühl durchströmte sie, von dem sie nicht sagen konnte, ob es ihr eigenes war oder durch die geistige Verbindung mit Bowen zu ihr gelangte. Aber das war ihr egal, es war wunderschön. Ein lautes Klirren riss sie aus ihrer Verzückung. Abrupt ließ sie Bowen los und drehte sich um. Das Geräusch war durch ein Skalpell verursacht worden, das vom Tisch auf den Boden gefallen war. Erleichtert sackte sie in sich zusammen. Für einen Moment hatte sie befürchtet, ihr Vater wäre zurückgekommen und auf dem

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