Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
drohend.
Sie wurde wieder ernst. „Versprich mir, dass du es für dich behältst.“
„Das kann ich erst tun, wenn ich weiß, was du mir sagen willst.“
Einen Moment lang sah sie ihn schweigend an, dann nickte sie. „Der Adler ist auch ein Wandler, als ich ihm nicht mehr folgen wollte, hat er sich verwandelt und mir erzählt, dass ihr eingefangen und weggebracht wurdet.“ Marisa forschte in Coyles Gesicht, fand aber keine Überraschung, wie sie erwartet hatte. „Du wusstest, dass er ein Wandler ist.“
„Nein, ich wusste es nicht, habe es nach seinem Verhalten aber fast vermutet. Die Frage ist, warum er das getan hat.“
Marisa hob die Schultern. „Einerseits sicher, weil er verhindern wollte, dass die Existenz eurer Spezies bekannt wird. Wenn sie euch entdecken, wäre seine Familie vielleicht auch in Gefahr. Aber ich hatte den Eindruck, für ihn zählte etwas anderes noch mehr.“
„Und was?“
„Amber.“ Sie hob die Hand, als Coyle etwas sagen wollte. „Er sagte zu mir, sie hätten Amber wehgetan. Es schien ihn zu belasten. So sehr, dass er dafür den Befehl seiner Leute, sich nicht einzumischen, ignorierte und mir half. Ohne ihn hätte ich euch nicht so schnell gefunden, und vor allem hätte ich auch kein Werkzeug gehabt, um euch zu befreien.“
Coyle rieb mit der Hand über seinen Mund. „Erst Leoparden und jetzt auch noch Adler. Ich werde darüber nachdenken müssen, was das für uns bedeutet.“
Marisa versuchte ein Lächeln. „Dass ihr nicht mehr allein seid?“
„Das wäre prinzipiell nett, aber dadurch wächst auch die Gefahr, dass irgendwo ein Wandler entdeckt wird und wir alle dadurch zum Freiwild werden. Es grenzt sowieso schon an ein Wunder, dass das noch nicht passiert ist.“
„Oder die Entdecker sind zu euren Freunden geworden.“ Oder sogar mehr als das, aber das behielt sie für sich. „Irgendwie müssen ja solche Ehen wie die von Toriks Eltern zustande gekommen sein.“
Coyle neigte den Kopf zum Zeichen, dass er ihr zustimmte. „Wir hatten sehr viel Glück bisher. Aber jetzt gibt es anscheinend Leute, die von uns wissen und bereit sind, alles dafür zu tun, uns zu fangen. Es wird nicht mehr so einfach sein, sich zu verbergen.“
„Es tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen.“
Coyle strich mit einem Finger über ihre Wange. „Das hast du schon getan. Ohne dich wären wir nicht mehr hier.“ Sein Blick senkte sich in ihren. „Es gibt nur noch eines, was du für uns tun kannst.“
Marisa hatte Mühe, die Zunge von ihrem Gaumen zu lösen, ihr Mund war plötzlich staubtrocken. „Was?“
„Erzähl niemandem von uns.“
Empört starrte Marisa ihn an. „Das hatte ich auch nie vor! Was denkst du von mir?“
Coyle zog ihre Hände zu sich heran und küsste ihre Handgelenke, genau dort, wo der Puls hämmerte. „Ich meinte damit nicht, dass du es tun würdest, sondern dass dein Schweigen das Einzige ist, was du für uns tun kannst. Und gleichzeitig das Wichtigste.“
Etwas besänftigt hob sie das Kinn. „Das will ich auch hoffen. Ich würde ungern einen Verletzten treten müssen.“
Ein Lächeln zog über Coyles Gesicht, das sie an die Zeit erinnerte, die er in ihrem Haus verbracht hatte. Sein Blick wanderte nach unten, und sie spürte ein Ziehen in ihren Brüsten, als würde er sie mit seinen Augen liebkosen. Aber das war nicht möglich, denn … Marisa sah nach unten und stieß einen Schrei aus. Sie wollte nach der Decke greifen, die hinuntergeglitten war, doch Coyle hielt ihre Handgelenke weiterhin gefangen. „Lass mich, ich muss …“
„Du bist wunderschön, es gibt keinen Grund, dich unter einer Decke zu verstecken.“ Seine Augen glitzerten verlangend, das Lächeln verschwand. „Warum bist du zurückgekommen?“
Seltsamerweise wollte Marisa nicht darüber reden, zumindest nicht jetzt und auch nicht, wenn sie halbnackt vor ihm saß, während er komplett angezogen war. Außerdem hatte sie ihre vorbereitete Rede in der ganzen Aufregung wieder vergessen und brauchte erst einmal Zeit. „Können wir das vielleicht …“
„Coyle!“ Ein lauter Ruf unterbrach Marisas Antwort. Anspannung mischte sich mit Erleichterung über den Aufschub dieses Gesprächs, als Coyle aufsprang, zur Tür lief und sie aufriss. Im letzten Moment zog Marisa die Bettdecke hoch und verhinderte gerade noch, dass Coyles Freund mehr von ihr sah, als sie bereit war, ihm zu zeigen.
„Entschuldigt die Störung.“ Finn warf ihr nur einen kurzen Blick zu, dann wandte er
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