Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
sich an Coyle. „Du glaubst nicht, wer gerade ins Lager spaziert ist: die beiden Leopardinnen.“
„Was? Haben die Warnanlagen wieder nicht funktioniert?“
„Doch, wir wollten sehen, was sie vorhaben, bevor wir sie ergreifen.“ Finn strich durch sein helles Haar. „Ich habe Torik, Keira und einige andere zum Schutz abgestellt, damit unsere Hitzköpfe nichts Dummes anstellen.“
„Gut.“ Coyle drehte sich zu Marisa um. „Ich komme wieder, so schnell ich kann.“ Ein Mundwinkel hob sich. „Falls du dich anziehen willst, ich habe dir Kleidung auf den Sessel gelegt. Essen ist in der Küche.“ Damit folgte er Finn nach draußen und zog die Tür leise hinter sich zu.
Marisa saß einen Moment starr da, dann sprang sie aus dem Bett. Ihre steifen Muskeln schrien protestierend auf, doch sie ignorierte die Schmerzen. Die Leopardinnen waren zurückgekommen, das bedeutete vermutlich, dass sie ihren Teil des Handels einhielten. Und das wollte sie sehen und nicht wie ein braves Frauchen in der Hütte hocken.
Gut, vermutlich ging es eher darum, dass sie eine Fremde war, aber immerhin hatte sie den Wandlern geholfen und sollte deshalb einen etwas höheren Status errungen haben. So schnell es ihre Verfassung zuließ, streifte sie Ambers Kleidung über, spritzte sich im Bad Wasser ins Gesicht, um die Spuren der letzten Nacht zu beseitigen, kämmte sich, um nicht allzu zerzaust auszusehen, und lief hastig zur Tür.
Vor der Hütte blieb sie stehen und versuchte herauszufinden, wohin Coyle gegangen war. Der Wind trug aufgeregte Stimmen zu ihr, denen sie folgte. Selbst wenn sie dort nicht die Leoparden fand, würde ihr sicher irgendjemand sagen können, wo sie waren. Noch bevor sie in Rufweite kam, verstummten die Gespräche, und die versammelten Wandler drehten sich zu ihr um. Marisa schnitt eine Grimasse. Hoffentlich hatten sie sie nur gehört und nicht gerochen. Erleichtert atmete sie auf, als sie Amber am Rand der Gruppe entdeckte. Wenigstens eine, die ihr zumindest zuhören und sie nicht gleich wegschicken würde. Zielstrebig ging sie auf Coyles Schwester zu.
„Amber, ich freue mich, dass es dir gut geht.“ Sich der Zuhörer bewusst, versuchte Marisa, ihre Stimme freundlich, aber unpersönlich klingen zu lassen.
„Dank dir geht es uns allen gut. Nur ein paar Kratzer hier und da – und jede Menge schlechte Laune.“
„Verständlich.“ Marisa reckte den Hals, konnte aber nur Körper sehen. „Finn sagte, die Leoparden wären zurückgekommen?“
Ambers Miene wurde härter. „Erstaunlicherweise, ja.“
„Ich möchte sie sehen.“ Marisa glaubte den Ärger der umstehenden Männer zu spüren, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
Coyles Schwester gab schließlich nach. „In Ordnung, komm mit.“ Damit bahnte sie sich einen Weg durch die Gruppe.
Marisa blieb dicht hinter ihr, sie hatte keine Lust, sich durch die dicht stehenden Wandler drängen zu müssen, die Amber bereitwillig Platz machten. Einerseits verstand sie ihre Zurückhaltung und auch Abneigung Fremden gegenüber, aber sie war nicht mehr bereit, sich davon verjagen zu lassen. Sie hatte ihren Teil getan, um sie von ihren guten Absichten zu überzeugen, jetzt lag es an ihnen, sie zu akzeptieren.
In der Mitte der Menschentraube stand Coyle, der ihr mit einem resignierten Gesichtsausdruck entgegensah. Er verzichtete darauf, sie zu fragen, was sie hier wollte, und wandte sich stattdessen wieder den beiden Leoparden zu, um die sich der Menschenkreis gebildet hatte. Marisa trat neben ihn.
„Seid ihr hier, um euer Versprechen einzulösen?“
Die Leopardin sah sie mit ihren hellgrünen Augen an und neigte schließlich den Kopf. Marisa spürte Coyles Blick auf sich, sah ihn aber nicht an. Es war wichtig, dass die Leoparden endlich redeten, wenn sie den Jungen noch lebend finden wollten. „Niemand wird euch etwas tun, wenn ihr uns alles sagt, was ihr über die Entführer wisst.“ Ein Murren drang aus der Runde, und Marisa wusste, dass nicht viel fehlte, um die Leoparden fliehen zu lassen.
Coyle schien das auch zu merken, denn er trat einen Schritt vor. „Helft uns, und wir helfen euch. Aber entscheidet euch schnell, denn wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Einen Moment lang schienen die beiden Leopardinnen stumm miteinander zu kommunizieren, ihre Köpfe dicht beieinander, die Ohren aufmerksam in Richtung der Berglöwenmenschen gerichtet. Schließlich lösten sie sich voneinander und verwandelten sich. Marisa hielt den Atem an. Sie war
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