Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
vermutlich, wie ihr Kontakt aufnehmen könnt.“
Totenstille folgte Kaindas Worten.
28
Wo steckte der Kerl, verdammt noch mal? Henry legte das Telefon auf den Schreibtisch und wandte sich zum Fenster um. Gowan hatte gesagt, er würde sich melden, sobald die Berglöwen verladen und unterwegs waren. Aber jetzt wartete er schon seit Stunden und noch immer kein Wort von ihm. Dieser verdammte Kerl ging nicht mal an sein Handy.
Henry hatte ihm bereits mehrere Nachrichten auf die Mailbox gesprochen, und seine Geduld war inzwischen restlos erschöpft. Es wurde Zeit, härtere Saiten aufzuziehen und ihm zu zeigen, wer hier der Boss war. Schließlich war er derjenige, der wissenschaftlich arbeitete, und Gowan nur ein einfacher Ganove, der sich Jäger nannte. Wie viel Intelligenz war schon nötig, ein Gewehr abzufeuern und ein wehrloses Tier abzuschlachten? Er selbst dagegen hatte Genforschungen durchgeführt und DNA -Sequenzen entschlüsselt.
Wenn es ihm erst gelungen war, das Blut des Wandlers mit dem eines normalen Menschen zu vergleichen, und er entdeckte, welche Gene für die Veränderungen zuständig waren, würde er höchstwahrscheinlich den Nobelpreis bekommen! Auf keinen Fall würde er sich seine Arbeit von einem dahergelaufenen Niemand kaputt machen lassen.
Ein Blick auf seinen Monitor zeigte ihm, dass Isabel und ihr neuer Freund immer noch nach der dritten Kamera suchten. Vielleicht hätte er ihnen nichts davon sagen sollen, aber er hatte es nicht mit ansehen können, wie der Kerl sie anfasste. Trotz ihres Verrats war Isabel schließlich immer noch seine Tochter.
Wie hatte sie nur die Geheimtür entdecken können? Darüber grübelte er schon die ganze Zeit nach, und das Ergebnis, zu dem er gekommen war, hob seine Laune nicht gerade. Er war sich ganz sicher, dass kein Ton aus dem Keller in die Wohnräume gedrungen war, und es konnte auch nicht sein, dass sie die Tür durch Zufall entdeckt hatte, dazu war sie zu gut versteckt und er nicht lange genug fort gewesen. Das musste bedeuten, dass seine eigene Tochter ihn ausspioniert hatte. Wut über ihren Verrat brodelte in ihm und wurde nur dadurch etwas gedämpft, dass er durch ihre Mithilfe endlich den von der Kamera eingefangenen Beweis in den Händen hielt, dass es Geschöpfe gab, die sich von einer menschlichen Form in eine tierische verwandeln konnten.
Henry zog das Fenster auf seinem Computerbildschirm, das die beiden zeigte, etwas kleiner und öffnete daneben ein neues mit der Aufzeichnung der Verwandlung. Wie gebannt beobachtete er zum sicher zehnten Mal, wie an der vorher nackten Haut plötzlich Fell erschien und sich die Gesichtszüge zu denen eines Berglöwen veränderten. Grandios. Damit waren ihm Forschungsgelder so gut wie sicher. Ganz zu schweigen von der Anerkennung in der Fachpresse. Jeder würde seinen Namen kennen, so wie es eigentlich schon längst der Fall sein sollte.
Henry schloss das Fenster wieder und vergrößerte das aktuelle Kamerabild. Abrupt zuckte er zurück, als ein Gesicht fast den gesamten Bildschirm ausfüllte. Es wirkte fast, als könnte der Junge ihn sehen, doch er blickte nur in die Kamera, die kurz darauf zu wackeln begann, als er sie hinter dem Bücherstapel herausnahm, wo sie versteckt gewesen war. Verdammt! Die Wut in den seltsamen grüngelben Augen und den harten Gesichtszügen ließ einen Schauder über Henrys Rücken rieseln. Glücklicherweise gab es für den Wandler keine Möglichkeit, aus dem Raum zu fliehen, sonst würde er sich zweifellos an ihm rächen.
Ohne Vorwarnung wurde das Bild schwarz. Verdammt! Es machte ihn nervös, nicht zu wissen, was im Keller vor sich ging, aber da die beiden ohnehin nicht fliehen konnten, spielte es im Grunde keine Rolle. Hauptsache, er besaß die Aufzeichnung von der Verwandlung. Den Speicher der Kamera, die im Raum stand, hatte der Junge vernichtet, was äußert ärgerlich war, da er die Verwandlung bestimmt noch viel besser gezeigt hätte. Aber man konnte eben nicht alles haben. Jetzt, wo er endlich beweisen konnte, dass Gestaltwandler existierten, würden seine Forschungen viel einfacher werden.
Wenn er nur wüsste, ob ihm noch mehr Testobjekte zur Verfügung standen! Noch einmal versuchte er es bei Gowan, doch der ging immer noch nicht an sein Handy. Es wurde eindeutig Zeit, andere Maßnahmen zu ergreifen. Sein Geldgeber war bestimmt so erfreut über seine Fortschritte, dass es ihm nichts ausmachen würde, Gowan durch einen vertrauenswürdigeren Mitarbeiter zu
Weitere Kostenlose Bücher