Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
im Wald unterzutauchen.
Coyle sah sich suchend um. „Finn?“
Sein Freund erschien neben ihm, als hätte er nur darauf gewartet. Sein Gesicht war ernst, Coyle konnte Wut in seinen Augen erkennen. „Finde heraus, wer es ist.“ Er hielt seine Stimme so leise, dass nur Finn und Marisa ihn verstehen konnten. Finn nickte und verschwand wieder in der Menge. Coyle nahm Marisas Arm und führte sie aus dem Kreis heraus.
Sie rieb über ihre Arme, als wäre ihr kalt. „Was machen wir jetzt?“
Rasch begann Coyle sich auszuziehen. „Ich werde den Leopardinnen folgen, bis ich sicher bin, dass sie unser Gebiet verlassen haben.“ Er winkte Torik zu sich heran. „Du gehst bitte ins Haus zurück und wartest dort auf mich, okay?“, sagte er zu Marisa und wartete, bis sie nickte, dann wandte er sich an Torik. „Ich werde den Rückzug der Leoparden sichern.“
Wortlos begann Torik, seine Kleidung abzustreifen, und verwandelte sich innerhalb weniger Sekunden zum Berglöwen. Er lief voraus, während Coyle sich noch einmal zu Marisa umdrehte, deren Mund wieder einmal offen stand. Seltsamerweise löste das eher Humor als Eifersucht in ihm aus. „Du solltest dich inzwischen daran gewöhnt haben.“
Verlegen hob sie die Schultern. „Ich kann es nicht ändern, es überrascht mich immer wieder.“
Coyle zog sie rasch zu einem Kuss heran. „Ich bin bald wieder da.“
Er verwandelte sich und folgte Torik in den Wald. Innerhalb kürzester Zeit hatte er zu ihm aufgeschlossen und duckte sich tiefer auf den Boden, als er bemerkte, dass die Leoparden viel näher waren, als er geglaubt hatte. Hatte er sich getäuscht und sie hatten überhaupt nicht die Absicht, ihr Gebiet zu verlassen? Oder war es eine neue Strategie derjenigen, die sie einfangen wollten? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Die Wachen hatten keine weiteren Eindringlinge gemeldet, und es fühlte sich auch nicht so an, als wäre noch jemand anders in der Nähe. Aber was war dann mit ihnen los? Sie wurden mit jedem Schritt langsamer, bis sie schließlich ganz anhielten.
Toriks Körper neben ihm spannte sich an, es war klar, dass er bereit war, die Leopardinnen anzugreifen, sowie sie eine falsche Bewegung machten. Doch Coyle hatte nicht den Eindruck, als würden sie überhaupt mitbekommen, dass sie nicht allein waren. Kainda bewegte sich näher an ihre Schwester heran, so als versuchte sie, sie zu stützen. Doch es half nicht, Jamila schwankte und fiel dann auf die Seite. Ihr Atem schien viel zu schnell zu kommen, die Rippen waren unter ihrem dunklen Fell deutlich sichtbar. Kainda leckte über den Hals ihrer Schwester und stieß dabei einen Laut aus, der Coyle durch Mark und Bein ging.
Er blickte Torik an und sah das gleiche Unbehagen in dessen Augen. Mit einem tiefen Seufzer verwandelte er sich zurück und näherte sich den Leopardinnen. Kainda sprang auf, als sie ihn bemerkte, ein tiefes Knurren drang aus ihrer Kehle. Coyle ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern kniete sich rasch neben Jamila. Ihre Augen waren halb geschlossen, ihr Mund stand offen. Jeder ihrer Atemzüge klang wie ein Stöhnen. Ohne ein Wort schob er seine Arme unter ihren Körper und hob sie hoch. Ihre Schwester fauchte ihn an und bewegte sich auf ihn zu.
„Sie stirbt, wenn sie keine medizinische Hilfe bekommt. Willst du das?“ Er wandte sich um und ging in Richtung des Lagers zurück. Ohne sich umzudrehen wusste er, dass Kainda ihm folgte und Torik darauf achtete, dass sie ihn nicht von hinten angriff. Wie konnte sie so starrsinnig sein, lieber das Leben ihrer Schwester zu riskieren, anstatt um Hilfe zu bitten? Auch wenn sie Feinde gewesen waren, würden die Berglöwenleute sie nicht verhungern lassen und so viel medizinische Hilfe leisten, wie ihnen möglich war.
Unter dem weichen Fell spürte Coyle Jamilas Knochen, sie hatte kein Gramm Fett mehr an ihrem Körper. Es war fast, als würde er nur noch eine lose Hülle tragen, ohne Inhalt. Überraschend versetzte ihm dieser Gedanke einen Stich. Egal, was sie getan hatten, sie waren Wandler – Menschen und Tiere –, genau wie die Berglöwen, und es tat ihm weh, sie leiden zu sehen.
Als sie auf die Lichtung zurückkamen, hatte sich die Menge ein wenig zerstreut, doch etliche Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Marisa lief sofort auf ihn zu, als sie ihn entdeckte. „Was ist passiert?“ Sie passte sich seinen Schritten an, als er weiterging.
„Wolltest du nicht zur Hütte gehen?“
Marisa verzog den Mund. „Ich sollte es,
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