Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
Besten geschah, würde er versuchen müssen, das alles irgendwie wiedergutzumachen, wenn die Gefahr vorüber war.
Sie hob das Kinn. „Ja, das habe ich. Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du überhaupt in Mariposa warst.“
Verdammt, diesen Moment hatte er gefürchtet. Sein erster Impuls war, ihr nichts zu erzählen, doch er wusste, dass sie sich damit nicht zufriedengeben würde. Und nach allem, was sie für ihn getan hatte, stand es ihr zu, die Wahrheit zu erfahren. Zumindest einen Teil davon. „Bowen – der Sohn einer Bekannten – wurde entführt, und ich bin seiner Spur bis zu deinem Nachbarn gefolgt. Doch ich kam zu spät, Genry war tot und Bowen verschwunden.“
Erschrocken blickte Marisa ihn an. „Das ist ja furchtbar! Warum habt ihr nicht die Polizei eingeschaltet?“ Als er nichts sagte, fuhr sie fort. „Vor allem, nachdem du einen Mord mitansehen musstest und selber verletzt wurdest. Dem armen Jungen kann doch etwas Schlimmes zugestoßen sein!“
Coyle sah sie lange an, bevor er antwortete. „Das erzähle ich dir später. Zuerst müssen wir hier weg.“
Marisas Augen brannten vor Anstrengung, und es gelang ihr nur mühsam, in der Dunkelheit die unebene Sandpiste zu erkennen. Seit Stunden fuhren sie schweigend durch die Nacht, nur unterbrochen von Coyles kurzen Anweisungen, welche der immer gleich aussehenden Pisten sie nehmen sollte. Woher er überhaupt wusste, wohin sie fuhren, war ihr ein Rätsel. Außerhalb des schwachen Scheinwerferlichts umgab sie nur schwarze Nacht. Sie konnte nicht einmal sagen, ob die Gegend noch bewaldet war, sie wusste nur, dass es hügeliger wurde und der Zustand der Straße immer schlechter. Vielleicht hätten sie die letzte Abzweigung lieber nicht nehmen und stattdessen ein Stück auf dem Highway 41 zurücklegen sollen. Aber ihre Abneigung gegen die Polizei hatte sie dazu bewogen, Coyles Anweisungen zu folgen, anstatt auf die Vernunft zu hören. Wenn sie erzählten, dass sie verfolgt wurden, und ihre Verletzungen zeigten, würde man ihnen glauben. Oder? Sie konnte das Geschehene ja selbst nicht fassen, wie konnte sie erwarten, dass es jemand anders tat, der nicht in die Augen des Raubtiers gestarrt und seine Krallen gespürt hatte? Im besten Fall würde sie wegen Autodiebstahls verhaftet werden, und was mit Coyle geschehen würde, mochte sie sich gar nicht vorstellen.
Andererseits könnten sie bei der Gelegenheit die Entführung melden und dafür sorgen, dass jemand den Jungen suchte. Warum tat Coyle alles, um der Polizei aus dem Weg zu gehen? Hatte er etwas mit der Sache zu tun? Nein, dann wäre er nicht verletzt worden und sie würden nicht von den Leoparden gejagt werden. Ein Schauder lief über ihren Rücken, als sie sich an den Angriff der Raubkatze erinnerte. Das konnte doch alles nicht wahr sein, wahrscheinlich schlief sie und wachte bald aus diesem Albtraum wieder auf. Oder auch nicht.
Ein Piepsen riss sie aus ihren Gedanken. Erschreckt sah sie auf das Armaturenbrett und stöhnte unterdrückt auf. Wie befürchtet blinkte die Tankanzeige und der Zeiger stand auf leer. Ganz toll, genau das, was sie jetzt brauchten. Warum hatte sie nicht daran gedacht zu tanken?
„Was ist?“ Coyles Stimme drang durch ihre Selbstvorwürfe.
„Kein Benzin mehr. Wir müssen eine Tankstelle finden.“ Aber ihr war klar, dass sie es vermutlich nicht schaffen würden. Sie waren meilenweit vom Highway entfernt, und selbst wenn sie bis dorthin kamen, würde bestimmt nicht gerade eine Tankstelle auf sie warten. Andererseits hatte sie sowieso kein Geld dabei und Coyle vermutlich auch nicht. Vielleicht würde irgendjemand anhalten und sie mitnehmen, obwohl auch das unwahrscheinlich war, mitten in der Nacht und so wie sie aussahen. Marisa sah angewidert auf ihre feuchte, schmutzige und zerrissene Kleidung hinunter.
„Okay, fahr den Wagen von der Piste.“ Coyles Stimme klang so ruhig, als würde er über das Wetter reden.
Irritiert blickte Marisa ihn an. „Was meinst du damit? Noch haben wir ein wenig Benzin, wir können noch ein paar Meilen weiterfahren.“
„Das ist nicht nötig. Wenn wir querfeldein laufen, kommen wir schneller an, als wenn wir auf dem Highway stehen bleiben.“
„Ankommen – wo?“
„Bei meinen Leuten. Sie werden uns helfen.“
Irgendetwas an dieser Aussage klang nicht ganz richtig, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war. „Dann lebst du ganz in der Nähe?“
Ein seltsames Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ein paar Meilen
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