Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
musste, dass die Mörder wussten, wo er lebte. Damit war seine Familie in Gefahr, und das konnte er nicht zulassen. Er musste sie warnen und dafür sorgen, dass die Killer ausgeschaltet wurden. Leider konnte er so lange keine Rücksicht auf Marisa nehmen, denn seine Prioritäten waren klar: Sein ganzes Erwachsenenleben hatte er dafür gesorgt, dass seine Familie in Sicherheit war, er konnte und wollte jetzt nicht damit aufhören. Und auch um Bowen musste er sich kümmern, die Verfolger waren seine letzte Spur zu dem Jugendlichen. Seine Fingerknochen knackten, so fest presste er sie zusammen. Mühsam entspannte er seine Muskeln und versuchte, seine Ruhe wiederzufinden.
„Coyle?“
„Ich fürchte, sie werden sich nicht so einfach abschütteln lassen.“ Er schob die Tür auf und starrte in die dunklen Schatten der Bäume.
„Aber wir müssen doch mit dem Auto viel schneller gewesen sein! Es sei denn, sie hatten irgendwo einen Wagen versteckt und sind uns damit gefolgt.“
„Ich glaube nicht, dass sie fahren können. Aber es könnte sie natürlich derjenige, der ihnen den Auftrag erteilt hat, unterwegs eingesammelt haben und uns gefolgt sein.“
Verwirrt sah Marisa ihn an. „Warum sollten sie nicht fahren können?“
„Hast du schon mal Raubtiere mit Führerschein gesehen?“ Ohne Pause fuhr er fort. „Lass uns weiterfahren.“
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich nach dieser Bemerkung einen Meter weiterfahre, bevor du mir nicht endlich erklärt hast, was hier vorgeht.“ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter.
„Was willst du wissen?“ Unruhig sah Coyle sich um. Er verstand Marisas Bedürfnis zu erfahren, was vorging, aber sie hatten im Moment keine Zeit dafür.
„Was meinst du mit Raubtiere? Redest du von dem Vieh, das dich angegriffen hat?“
Coyle bemühte sich, keine Miene zu verziehen, als er sich zu Marisa umdrehte. „Es sind Leoparden. Genau genommen ein schwarzer Panther und ein Leopard.“
„Bist du sicher? Die gibt es hier doch überhaupt nicht, oder?“
„Zumindest nicht in freier Wildbahn. Trotzdem waren es welche, und wir müssen zusehen, dass wir eine größere Entfernung zwischen uns und sie bringen.“ Coyle zog die Tür wieder zu.
„Sie müssen aus irgendeinem Zoo entkommen sein, aber hier in der Nähe ist meines Wissens gar keiner.“ Marisa biss auf ihre Unterlippe. „Ich verstehe das alles nicht. Waren das diejenigen, die dich gestern angegriffen haben?“
„Ja, ich nehme es an.“ Er konnte sehen, dass Marisa schon die ganze Zeit darüber nachdachte und versuchte, das Erlebte mit dem in Einklang zu bringen, was sie als Realität ansah. Sie würde scheitern, soviel war klar.
„Warum sollten sie einen meiner Nachbarn töten und hinter dir her sein? Es sind Tiere, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so gezielt vorgehen. Dazu müssten sie über höhere Denkprozesse verfügen.“
„Das tun sie.“ Coyle vermied es, sie anzusehen, damit sie in seinen Augen nicht erkannte, was er dachte. „Wie hätten sie uns sonst finden können?“
Marisa schauderte sichtbar. „Als ich dem … Leoparden in die Augen gesehen habe, hatte ich das Gefühl, dass er ganz genau weiß, was er tut und warum.“ Coyle blieb stumm. Ihre Augenbrauen schoben sich zusammen. „Moment mal, du sagtest eben, sie hätten den Auftrag, meinen Nachbarn zu töten und alle Zeugen zu beseitigen. Wie sollte jemand Wildtieren solch einen Befehl geben können und sie dann auch noch dazu bringen, ihn auszuführen?“
Verdammt, er hätte sich denken können, dass sie die Ungereimtheiten in seiner Geschichte sofort bemerken würde. Es grenzte sowieso an ein Wunder, dass sie ihm so weit gefolgt war und erst jetzt Fragen stellte. Doch er konnte ihr keine Antworten geben, zumindest keine, die sie ihm glauben würde, und er hatte jetzt keine Zeit für längere Erklärungen samt Demonstration. Der Gedanke, wie sie reagieren würde, lag schwer in seinem Magen. Er konnte nicht zulassen, dass sie in Panik geriet und weglief oder in eine der nächsten Städte fuhr. Und das nicht nur, damit sie ihn nicht verriet, sondern vor allem zu ihrem eigenen Schutz. Sie war nicht sicher, solange er die Verfolger nicht unschädlich gemacht und den Auftraggeber gefunden hatte. So hob er nur die Schultern.
„Du hast gesehen, wozu sie fähig sind.“ Er fühlte sich schlecht, als er sah, wie sie wieder zu zittern begann, als sie die schrecklichen Momente noch einmal durchlebte. Auch wenn er sich sagte, dass es nur zu ihrem
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