Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
rückte seine Krawatte gerade. „Ganz wie Sie wollen.“ Damit drehte er sich um und marschierte steif zur Tür.
Auch wenn sie darauf vorbereitet war, zuckte Marisa doch zusammen, als die Tür hinter ihm mit einem dumpfen Knall ins Schloss fiel. Hoffentlich ließ Bickson sie hier nicht aus Rache noch länger schmoren, weil sie es gewagt hatte, seinen Bluff aufzudecken. Marisa versuchte, sich ihre Unruhe nicht anmerken zu lassen, schließlich wurde sie weiterhin von Kameras überwacht. Sie wartete, bis ihre Finger nicht mehr zitterten, bevor sie den Plastikbecher mit dem Wasser an ihre Lippen setzte. Was würde sie dafür geben, dass Coyle bei ihr wäre. Ein Blick in seine goldenen Augen würde sie beruhigen und auf andere Gedanken bringen. Aber er war weit weg – glücklicherweise. Wenn die FBI -Beamten gewusst hätten, dass er überhaupt existierte … Marisa unterdrückte einen Schauder. Sie würde diese Sache durchstehen und danach zu Coyle zurückkehren. Wahrscheinlich ging er vor Angst um sie schon die Wände hoch.
Unruhig hob sie den Kopf, als sich die Tür wieder öffnete und ein weiterer Agent ihren Raum betrat. Also noch eine Runde, die nur Zeit kosten und rein gar nichts bringen würde.
Auch zwei Stunden nach Kearnes unerwartetem Besuch hatte Finn sich noch nicht wieder beruhigt, und es fiel ihm schwer, Coyle zuzuhören, der in Fays Hütte mit ihm sprach. Was wollte derjenige, der sie scheinbar ständig beobachtete, mit seiner Aktion erreichen? Und war das alles gegen Jamila gerichtet oder gegen Finn selbst? Konnte nicht sogar Kearne selber dahinterstecken, der ihn loswerden wollte, weil er zu unbequem war? Nein, das konnte Finn sich nicht vorstellen. Kearne hatte mit seiner Meinung nie hinter dem Berg gehalten, er hätte nichts davon gehabt, es auf jemand anders zu schieben.
Seine Augen folgten Jamila, als sie Conner ein Glas Wasser brachte. Egal was noch passierte, er würde nicht zulassen, dass sie auseinandergebracht wurden, wo er sie doch gerade erst gefunden hatte. Letzte Nacht war ihm klar geworden, dass es genau das war, was er wollte: Jamila in seiner Hütte, in seinem Bett. Er wollte sie in jeder freien Minute um sich haben und nicht irgendein kindisches Versteckspiel treiben, damit bloß niemand mitbekam, dass sie zusammen waren. Warum sollten die anderen Gruppenmitglieder nicht wissen, dass er Jamila liebte?
„Wenn du nur meine Auszubildende anstarren willst, warte gefälligst draußen, Finn.“
Fays Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er spürte, wie die Hitze in seine Wangen schoss, als er die Blicke der anderen Anwesenden auf sich spürte. „Entschuldigung, ich habe nachgedacht.“
Coyle stieß ihn an. „Und ich dachte, du hörst mir zu.“
„Das habe ich. Sozusagen.“ Finn schnitt eine Grimasse. „Okay, nicht wirklich. Was hast du gesagt?“
„Ich habe dich gefragt, ob du es für möglich hältst, Nolen und seine Familie dazu zu überreden, doch ins Lager zu kommen.“
Finn schüttelte den Kopf. „Derzeit nicht. Amber hat es ja schon probiert, und wenn sie es schon nicht schafft, wird Nolen auf mich noch weniger hören.“ Er sah zu Lana hinüber, die gerade von Fay untersucht wurde. „Aber ich habe noch die Hoffnung, dass sie irgendwann ihre Tochter sehen wollen und dann doch hierherkommen. Sie können schließlich nicht erwarten, dass wir ein krankes Kind durch den Wald tragen, nur damit sie es sehen können.“
Amber, die ebenfalls im Raum war und ihr Gespräch mitangehört hatte, trat zu ihnen. „Ich werde es morgen noch einmal probieren. Fay, kannst du mir irgendeine Mixtur mitgeben, damit der Rest der Familie nicht auch noch krank wird? Sie sahen alle ziemlich schwach aus.“
„Natürlich.“ Fay, die sich immer noch um Lana kümmerte, blickte die Männer demonstrativ an. „Wollt ihr noch irgendetwas, oder steht ihr hier nur herum, weil es so schön warm ist?“
Finn sah, wie Coyle den Kopf einzog. „Nein, ich wollte nur sehen, wie es Conner geht.“
„Na, dann sucht euch einen anderen Versammlungsort, meine Patienten brauchen Ruhe.“ Dabei warf Fay Conner einen Blick zu, den Finn nur schwer deuten konnte. Wut? Verletztheit? Anziehung? Vielleicht eine Mischung aus allem. Das war eindeutig eine Entwicklung, die er beobachten sollte. Aber besser erst später, kein Grund, Fay unnötig zu verärgern.
Hastig zog er sich mit Coyle zur Tür zurück. „Kommst du auch mit, Amber?“
Amber schüttelte den Kopf und grinste, offenbar amüsiert über Fays Wirkung
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