Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
warnen, bloß nichts Falsches zu sagen, doch sie öffnete bereits die Haustür.
„Kommen Sie herein. Ich hoffe, das geht schnell, ich muss heute noch einen Artikel schreiben.“ Sie klang immer noch unfreundlich, aber glücklicherweise nicht verängstigt oder wie jemand, der etwas zu verbergen hatte.
„Wir werden Sie nicht lange aufhalten, Miss Pérèz.“ Coyle biss die Zähne zusammen, als er die falsche Note in Bicksons Stimme hörte. „Wir haben nur ein paar Fragen.“ Die Haustür fiel zu, und Coyle suchte sich einen Platz, von dem aus er dem Gespräch weiter folgen konnte. Ein Fenster war im Wohnzimmer gekippt, daher konnte er die Stimmen so deutlich hören, als säße er direkt daneben. Er wünschte, er könnte auch etwas sehen, aber es würde vermutlich zu sehr auffallen, wenn sich ein Berglöwe auf das schmale Fensterbrett setzte und seine Nase an die Scheibe drückte.
„Setzen Sie sich. Worum geht es?“ Für jemanden, der sie nicht kannte, klang Marisa kühl und gefasst, doch er konnte die leichten Vibrationen in ihrer Stimme wahrnehmen, die ihre Unruhe zeigten.
Etwas raschelte, wahrscheinlich hatte einer der FBI -Beamten einen Block herausgezogen und blätterte nun darin herum. „Wir sind auf eine Reihe Ungereimtheiten gestoßen, die wir nun versuchen aufzuklären, und wir hoffen, dass Sie uns dabei helfen können.“ Konnte sich Bickson vielleicht noch ein wenig undurchsichtiger ausdrücken? Es war eindeutig eine Masche, um Marisa nervös zu machen.
„Inwiefern?“
„Vor etwas über drei Monaten wurden Sie von der Polizei in Mariposa zu einem Mordfall in Ihrer Nachbarschaft befragt. Der Verstorbene hieß Ted Genry, vielleicht erinnern Sie sich daran.“
„Ja. Und?“ Gut, Marisas Stimme war weiterhin ruhig und sachlich, wenn auch immer noch etwas genervt.
„In der Befragung sagten Sie, dass Sie den Verstorbenen nicht kannten, ist das richtig?“ Bickson ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Ja.“
„Und Sie haben auch nichts von dem Mord bemerkt.“
„Ganz genau. Hören Sie, was bringt das? Ich habe all diese Fragen schon damals beantwortet, und ich sehe nicht, was ich noch hinzufügen könnte. Wurde inzwischen der Täter ermittelt?“
„Nein, aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir trotzdem gerne unsere Fragen stellen.“ Bicksons Stimme war schärfer geworden, und es war klar, dass er keinen Widerspruch dulden würde.
Marisa schwieg, aber Coyle konnte sich gut vorstellen, wie sie jetzt aussah, die Lippen zusammengepresst, die dunklen Augen verengt, die Arme über der Brust verschränkt.
„Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der Mord an Ihrem Nachbarn. Die Polizisten sagten, es hätte eine Spur zu Ihrem Haus geführt. Können Sie sich das erklären?“
„Nein, wie auch damals schon nicht. Aber wenn ich Ihre Kollegen richtig verstanden habe, war es die Spur eines Tieres. Mein Hund hatte abends kurz gebellt, aber sonst habe ich nichts davon mitbekommen. Wahrscheinlich ist, was immer es war, einfach weitergelaufen.“
Das Wort „Kollegen“ schien dem FBI -Agenten sauer aufzustoßen, denn seine Stimme wurde noch griesgrämiger. „Sie sagen also, dass Sie rein gar nichts mit dem Mord zu tun hatten und auch nichts weiter zu den Ermittlungen beitragen können.“
„Ganz genau. Wenn das jetzt alles war …“
„Warum sind Sie so schnell umgezogen?“
„Wie bitte?“ Eine Sofafeder quietschte, als wäre Marisa aufgestanden und hätte sich jetzt wieder darauf fallen lassen.
„Der Umzug hierher kam doch sehr plötzlich nach dem Mord. Woher hatten Sie das Geld?“
„Mir wurde meine gemietete Hütte mit dem Hund zu klein, und ich habe mich nicht mehr wirklich wohlgefühlt, nachdem jemand in der Nähe ermordet wurde, vielleicht können Sie das verstehen. Was das Geld angeht, ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“ Marisas Stimme wurde lauter.
„Alles, was die Morde betreffen könnte, geht uns etwas an. Also auch die Tatsache, dass Sie anscheinend in letzter Zeit zu Geld gekommen sind. Vielleicht eine Bezahlung für Ihr Schweigen?“ Es war Bickson deutlich anzuhören, dass es ihm Spaß machte, Marisa zu verunsichern. Coyle hatte Mühe, sich zurückzuhalten, um nicht in das Haus zu stürmen und den FBI -Agenten in Stücke zu reißen.
„Von einem Tier?“ Unglaube troff aus ihrer Antwort.
„Finden Sie es nicht seltsam, wenn ein Mann in seinem Haus von einem Raubtier angegriffen wird?“
„Vielleicht hat er die Tür offen gelassen.“ Coyle
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