Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
sollten sie das auch, ich war nur Zeugin.“
„Das mag sein, aber Sie waren vor einigen Tagen auch in Escondido, wo ebenjener Mörder ganz zufällig zu genau der gleichen Zeit wieder aufgetaucht ist wie Sie.“ Bicksons Stimme wurde schärfer. „Was haben Sie dort getan?“
Unruhig bewegte Coyle sich in seinem Versteck.
„Ich wollte einen Artikel über eine verletzte Leopardin schreiben, die im San Diego Wild Animal Park eingeliefert worden war. Der Besitzer konnte nicht ermittelt werden, und ich wollte dabei helfen.“
„Warum haben Sie sich dafür interessiert? Das war ja nicht gerade in Ihrem Vorgarten.“
„Ich schreibe Artikel über Landschaften und Tiere, wie oft habe ich wohl die Möglichkeit, über eine Leopardin zu schreiben, die hier frei herumläuft? Es hat mich einfach fasziniert.“ Marisa klang sehr überzeugend, und wenn Coyle nicht wüsste, dass alles gelogen war, würde er ihr glatt glauben.
„Warum ist der Artikel dann nie irgendwo erschienen?“
„Weil die Idioten im Rathaus entschieden haben, die Leopardin einzuschläfern, anstatt ihr ein neues Zuhause zu suchen.“ Echte Wut klang in ihrer Stimme mit.
„Dann hätten Sie ja darüber schreiben können.“
„Ehrlich gesagt denke ich darüber gerade nach. Es kann nicht sein, dass irgendwelche Bürokraten eine solche Entscheidung ohne eine Anhörung treffen.“
Was sie nie tun würde, um nicht Kaindas neues Leben in Namibia zu gefährden. Aber es hörte sich gut an.
„Ihnen muss aber klar sein, dass der Leopard einen Menschen schwer verletzt hat.“ In Coyles Ohren klang der Kommentar viel zu harmlos, Bickson würde sicher bald die Falle zuschnappen lassen.
„Soweit ich weiß, war es ein Verbrecher, der den Tierarzt, bei dem der Leopard untergebracht war, beinahe getötet hätte. Dementsprechend würde ich sagen, dass es dem Kerl recht geschah.“
„Oder vielleicht war das für Sie eine gute Gelegenheit, Ihren Komplizen loszuwerden. Wer weiß, vielleicht hat er etwas von Ihnen gefordert, das Sie nicht machen wollten.“
Wie befürchtet führte das bei Marisa zum Ausbruch. „Wovon, zum Teufel, reden Sie?“
„Davon, dass der Verletzte sehr passend noch im Krankenhaus getötet wurde, bevor er aussagen konnte.“
„Und Sie denken, ich hätte damit etwas zu tun? Was hätte ich davon gehabt? Und fangen Sie nicht wieder mit diesen völlig irrsinnigen und an den Haaren herbeigezogenen angeblichen Indizien an. Ich kenne – kannte – diesen Menschen nicht, und eigentlich bin ich darüber auch ganz froh. Anscheinend war er ja ein Einbrecher, der auch nicht davor zurückschreckte, einen Mann grundlos fast zu Tode zu prügeln.“
„Kennen Sie Ryan Thorne gut?“
„Nein, ich habe nur kurz mit ihm über die Leopardin gesprochen. Vorher kannte ich ihn nicht, aber ich finde ihn sympathisch und war geschockt, als ich von dem Überfall hörte. Ich nehme an, darauf wollten Sie hinaus.“
Bickson ließ nicht locker. „Wissen Sie, wo Thorne jetzt ist?“
„Nein.“ Eine kurze Pause. „Ich hoffe, es ist ihm nichts geschehen?“
„Wir haben darüber keine Informationen. Aber das ist für uns auch zweitrangig, viel mehr interessiert uns, wie es sein kann, dass sich Ihre Wege innerhalb weniger Monate zweimal mit dem Verstorbenen gekreuzt haben.“ Das war es, Coyle konnte es bis in seine Fellspitzen fühlen. Unwillkürlich hielt er den Atem an.
„Wann soll das gewesen sein? Ich sagte doch schon, dass ich den Mann überhaupt nicht kannte.“
„Nun, Sie können sich sicher vorstellen, wie überrascht wir waren, als durch den genetischen Fingerabdruck nachgewiesen werden konnte, dass Fred Edwards in Stammheimers Haus in Nevada gewesen ist. Für uns steht fest, dass er der Mörder war.“
„Oh. Es wird Isabel sicher freuen zu hören, dass Sie den Mörder ihres Vaters gefunden haben.“ Hoffentlich konnten die Agenten nicht hören, dass Marisa nur das sagte, was üblich war, ihre Überraschung aber spielte.
„Ja, aber ob sie sich auch freuen wird, dass ihre gute Bekannte, also Sie, Miss Pérèz, jetzt wieder mit ihm zusammengetroffen ist, kurz bevor er den Tierarzt überfiel?“ Bickson gab ein Schnauben von sich. „Das klingt für mich nicht nach Zufall, sondern nach Absicht.“
„Das ist völlig absurd! Wann war denn dieses angebliche Treffen?“ In Marisas Stimme schwang ihre Abneigung gegenüber dem Agenten wieder deutlich mit.
„Nun, in Escondido. Sie waren bei Dr. Thorne im Haus, dafür haben wir Zeugen. Haben Sie dort
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