Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
konnte das Achselzucken in ihrer Antwort hören. „Wie auch immer, ich hatte nichts damit zu tun und habe auch sicher von niemandem Geld dafür bekommen.“
Für einen Moment herrschte tiefe Stille im Raum. „Uns ist aufgefallen, dass sich um Sie herum inzwischen recht viele ungeklärte Todesfälle und Morde angesammelt haben.“ Es war klar, dass die Befragung bisher nur Vorgeplänkel gewesen war und Bickson nun zum großen Schlag ausholte. „In New York wurde vor anderthalb Jahren einer Ihrer Informanten unter ungeklärten Umständen ermordet – und Sie sind hinterher aus der Stadt geflohen. Und jetzt sind Sie wieder sehr schnell vom Ort des Geschehens verschwunden, klingt irgendwie nach einer Wiederholung.“
Coyle grub seine Krallen in den Boden. Der Mistkerl erwähnte das nur, um Marisa zu verunsichern und mit ihr zu spielen. Sie war nie verdächtigt worden, den Informanten getötet zu haben, aber Coyle wusste, dass sie sich immer noch zum Teil dafür verantwortlich fühlte, weil die Täter durch sie – oder vielmehr durch ihren damaligen Freund, einen Polizisten – herausbekommen hatten, wo sie den Informanten finden konnten. Mehr als alles andere wünschte Coyle sich, er könnte jetzt bei ihr sein und sie halten und ihr versichern, dass sie daran keine Schuld trug.
„Dann haben Sie keine Ahnung von Ihrem Job. Ich habe New York verlassen, weil ich keinen Auftrag mehr von meinem früheren Arbeitgeber bekommen habe, und von irgendetwas muss ich schließlich leben. Aber Sie haben recht, die beiden Fälle ähneln sich in einer Beziehung: Ich hatte nichts mit dem Tod der Männer zu tun.“ Am Ende schwankte ihre Stimme ein wenig, und Coyle schloss die Augen, als ihr Schmerz in sein Herz fuhr. „Warum auch immer Sie das Gefühl hatten, mich hier aufsuchen zu müssen, Sie sollten mir und sich selbst nicht länger die Zeit mit so einem Unsinn stehlen. Sie wissen genauso gut wie ich, dass es keinerlei Beweise gibt.“ Sie holte tief Luft. „Und was meine Finanzen angeht: Ich habe in letzter Zeit sehr viel gearbeitet und nicht schlecht dabei verdient.“
Ihre Artikel für Naturzeitschriften und verschiedene Nationalparks unterlegte sie inzwischen mit Ambers Naturfotos. Und da die Redakteure schlau waren, erkannten sie, wie gut Marisa darin war, den Lesern die Natur näherzubringen, sodass sie sich fast fühlten, als würden sie selber durch die Wälder streifen und wilde Tiere beobachten. Coyle schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch im Haus.
„Ich denke, Sie haben da eine Kleinigkeit vergessen, Miss Pérèz.“
Coyle knirschte mit den Zähnen, als Bickson Marisas Namen wieder so überheblich aussprach. Als Marisa schwieg, fuhr der Agent fort.
„Nur wenige Tage nach dem Tod Ihres Nachbarn wurden Sie wieder in der Nähe einer Leiche gefunden, diesmal war es der Wissenschaftler Henry Stammheimer.“
„Ich wurde nicht gefunden , sondern die Tochter des Toten hat die Polizei gerufen, nachdem wir die Leiche entdeckt hatten. Ich bin bei ihr geblieben, um sie zu unterstützen.“
„Ist es für Sie normal, wenn Sie innerhalb von nur wenigen Tagen mit zwei Leichen in Berührung kommen?“ Die Frage klang höhnisch.
„Nein, allerdings nicht. Und ich weiß auch wirklich nicht, was Ihre ganzen Fragen sollen. Ich wurde damals von der dortigen Polizei befragt, und ich habe meiner Aussage nichts mehr hinzuzufügen. Und da keinerlei Beweise dafür gefunden wurden, dass ich etwas mit Stammheimers Tod zu tun hatte, gibt es keinen Grund, mich noch einmal damit zu belästigen.“
„Oh, aber da irren Sie sich, es gibt inzwischen zumindest Indizien, die Sie in die Nähe des Täters rücken.“ Bicksons Stimme war anzuhören, wie viel Freude ihm dies bereitete, die ganze bisherige Befragung hatte unaufhaltsam auf genau diesen Punkt hingezielt.
„Das kann überhaupt nicht sein. Welche sollen das sein?“ Coyle hasste es, die Unsicherheit in Marisas Stimme zu hören, auch wenn sie versuchte, sie zu unterdrücken.
„Wir wissen jetzt, wer Stammheimer ermordet hat.“
Coyle konnte nur hoffen, dass Marisa es schaffte, den FBI -Beamten vorzugaukeln, dass sie nicht bereits wusste, wer es gewesen war. „Dann müsste es doch klar sein, dass ich nichts damit zu tun hatte!“
„Interessiert Sie denn nicht, wer es war?“ Ein Lächeln klang in der Frage mit. „Oder wissen Sie das vielleicht schon?“
„Woher sollte ich das wissen? Es hat sich keiner der Ermittler bei mir gemeldet, und warum
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