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Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03

Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03

Titel: Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Dunkelheit selbst mit seinen Berglöwenaugen undurchdringlich gewesen, doch jetzt erschien ein schwacher Schimmer in der Türöffnung, der es ihm ermöglichte, Umrisse zu erkennen. Er lag in der Ecke auf einem mehr oder weniger bequemen Bett, neben dem sich nur noch ein schmaler Kleiderschrank und ein Sessel im Zimmer befanden. Das hatte er allerdings vorher schon herausgefunden, als er einige Zeit damit verbracht hatte, sich durch diese fremde Umgebung zu tasten, nur um festzustellen, dass sowohl die Tür als auch das Fenster nicht zu öffnen waren. Trotzdem half es ihm nicht dabei zu bestimmen, wo er sich befand, und vor allem, wie er hierhergekommen war. Abends hatte er sich im Wald schlafen gelegt und dann war er hier aufgewacht. Das musste einige Stunden her sein, aber er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Er nahm verschiedene Gerüche auf, aber alle deuteten nur auf eines hin: Er war in der Nähe von Menschen.
    Wo war sein Vater? Conner hatte nur wenige Meter von ihm entfernt gelegen, als er eingeschlafen war. Hatte er ihn hierhergebracht? Aber er konnte nirgends seinen typischen Geruch wittern. Überhaupt nichts, das an Wald und Wandler erinnerte. Die Angst, die seit dem Moment seines Aufwachens in ihm rumorte, verstärkte sich. Während er weiterhin versuchte, die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen, bemühte er sich, seine Atmung möglichst flach zu halten, damit derjenige, der in den Raum getreten war, nicht bemerkte, dass er wach war. Eindeutig ein Mensch, der Duft eines dezenten Aftershaves umgab ihn, der Melvin sofort auf den leeren Magen schlug. Warum versuchten Menschen immer, ihren eigenen Geruch mit irgendwelchen künstlichen Substanzen zu überdecken? Melvin schnitt eine Grimasse. Als Jugendlicher hatte er sich so etwas von seinen Großeltern besorgen lassen, weil er der Meinung gewesen war, dadurch menschlicher zu werden. Er hatte aber schnell festgestellt, dass er damit nur eines erreichte: Er stank erbärmlich und machte sich zum Gespött der anderen Jugendlichen.
    Als ohne Vorwarnung das Licht aufflammte, konnte er seine Augen nicht schnell genug schließen. Durch die in der Dunkelheit weit geöffneten Pupillen war er effektiv geblendet, die Helligkeit stach wie ein Laserstrahl in sein Gehirn und verursachte einen heftigen Schmerz. Trotzdem versuchte er, sich schlafend zu stellen. Ein leises Lachen verriet ihm, dass er nicht besonders erfolgreich war.
    „Du brauchst nicht so tun, ich weiß, dass du wach bist.“
    Zögernd öffnete Melvin seine Augen und blinzelte gegen das Licht. Von dem Mann, der sich ihm jetzt näherte, konnte er nicht viel erkennen, nur die Umrisse und die vage Ahnung von blonden Haaren.
    „Gut, es gefällt mir, dass du wenigstens ein wenig Rückgrat hast, Junge.“ Der Mann setzte sich in den Sessel und ermöglichte Melvin dadurch, mehr von ihm zu sehen, weil er nun nicht mehr direkt ins Licht blicken musste. Er sah elegant aus, der Anzug saß perfekt und wirkte teuer. Jedes Haar lag an seinem Platz, und die Schuhe waren poliert. Was wollte dieser Typ von ihm? Melvin konnte erahnen, wie er selber aussehen musste: die Jeans abgetragen, der Pullover schmutzig, die Turnschuhe löchrig. Wenigstens hatte er die Sachen nachts angehabt und war jetzt nicht nackt, wodurch er sich noch verwundbarer gefühlt hätte.
    Wut ersetzte die Angst. „Was wollen Sie von mir? Wo bin ich hier?“
    „Du bist in der Stadt, da wolltest du doch immer hin. Und ich werde dir helfen, deinen Traum wahr zu machen.“ Der Mann gab sich unbeeindruckt von Melvins Zorn.
    „Woher wollen Sie wissen, was ich mir wünsche? Und wer sind Sie überhaupt?“ Melvin biss sich auf die Zunge, als er merkte, dass er wie ein bockiges Kind klang. Aber immer noch besser, als wenn seine Furcht zu hören wäre.
    „Mein Name ist Gary Jennings, ich war ein Freund deiner Mutter.“
    Das riss Melvin aus seiner Starre. Woher nahm dieser Kerl das Recht, seine Mutter überhaupt zu erwähnen! „Das glaube ich nicht! Woher sollten Sie meine Mutter kennen? Sie ist seit über zweiundzwanzig Jahren tot.“
    Die Miene des Mannes verdüsterte sich, das überhebliche Lächeln verging. „Deine Mutter Melody war meine Verlobte. Wir wollten heiraten, doch dann verschwand sie eines Tages beim Wandern. Ich habe sie überall gesucht, aber sie ist nie wieder aufgetaucht.“ Jennings’ Stimme brach beim letzten Wort.
    Melvin sah ihn mit großen Augen an. Konnte dieser Mann tatsächlich eine Beziehung zu seiner Mutter gehabt haben,

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